Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
sie es.
»Das hier ist total bescheuert«, stieß Tom hervor. »Wir sind doch alle miserable Programmierer.«
Die Dschingisse wechselten unsichere Blicke. Es entsprach der Wahrheit.
»Wir sind seit einer halben Stunde hier, und keiner von uns hat bis jetzt ein Programm auf die Beine gestellt.«
»Und was schlägst du vor, Rekrut?« Karl verschränkte seine fleischigen Arme.
»Wir gehen unsere eigenen Wege, programmieren nach unserer eigenen Zeit, entwickeln ein paar supertolle Attacken und treffen uns später noch mal.«
Karls Augen verengten sich. »So wie bei einem Duell.«
»Ja, wie ein Duell. Morgen bei Sonnenuntergang. Im Gemeinschaftsraum der Rekruten.«
Karl strich sich über das Kinn, als hätte er dort einen unsichtbaren Bart. »Okay, geht klar für mich. Aber erst übermorgen Abend.«
»Übermorgen?«
»Ja, hast du ein Problem damit? Ich sagte, übermorgen Abend, weil ich morgen Abend einen Termin beim Friseur habe. Man muss ihn mindestens vierundzwanzig Stunden vorher absagen.«
»Dann eben übermorgen Abend.« Tom hatte kein Problem damit. Mehr Zeit zum Programmieren.
Karl nickte zufrieden. »Ich kenne sowieso niemanden, der auf der Flucht ein Programm zusammenschustern kann.«
Und dann glitten die Türen auf, und als Tom gedankenlos hinüberschaute, sah er dort erneut Wyatt stehen. Ihre Tastatur hatte sie dieses Mal entblößt.
»Falls du gekommen bist, um zu sehen, wie Karl uns erwischt hat, hast du Pech gehabt«, informierte Vik sie.
»Deswegen bin ich nicht hier«, erwiderte Wyatt. »Ich habe beschlossen, diese Sache nicht auszusitzen.«
Vik blinzelte. »Nicht?«
»Du hast mich dazu gebracht, meine Meinung zu ändern, Vik.« Sie tippte etwas auf ihre Tastatur, und sofort fielen Karl und seine Freunde auf Hände und Knie und fingen an wie Schafe zu blöken.
»Bist du dir sicher damit?«, fragte Tom sie erstaunt.
»Sehr sicher.«
»Haha«, sagte Vik. »Tja, ich schätze mal, dann sind wir eben die drei Doktoren des Unheils.«
Doch Wyatt hielt ihre Tastatur noch immer im Anschlag, und in ihren Augen lag ein harter Glanz. »Aber nein, Vik, wir sind doch in verschiedenen Divisionen, erinnerst du dich nicht mehr?«
Viks Augen weiteten sich. »Menschlicher Schutzschild, rette mich!«, rief er und packte Tom an den Schultern.
»Ach, mach dir keine Sorgen«, versicherte ihm Wyatt lächelnd. »Ich habe genug für euch beide.«
Indem sie auf die Entertaste auf ihrer Tastatur schnippte, nahm sie ihrer beider IP -Adressen gleichzeitig aufs Korn und ließ auf Toms Infoscreen den Text einblenden: Datenfluss empfangen: Programm »Meckerndes Schaf« initiiert.
Als Tom wieder zu sich kam, kaute er gerade im Arboretum hinter der Kantine auf einer Pflanze herum. Damit war er nicht der Einzige. Ganz und gar nicht. Wyatt hatte im gesamten Erdgeschoss gewütet – einige Auszubildende waren Schafe, so wie Vik es immer noch war. Andere hatten sich umeinandergeschart und sprachen hektisch in einem ständig wechselnden Sprachenwirrwarr, nicht imstande, sich an ihre Muttersprache zu erinnern, während wieder andere fortwährend über die eigenen Beine stolperten, als hätten sie das Laufen verlernt. Wyatt hatte an die dreißig Personen, die das Pech gehabt hatten, ihr über den Weg zu laufen, außer Gefecht gesetzt.
»Igitt.« Tom wischte sich mit dem Ärmel über den Mund, um den Geschmack von Strauchtomate loszuwerden. Er ignorierte das hektische Geblöke der anderen, an denen er vorbeikam.
Als Tom auf Vik stieß, stupste er ihn mit dem Fuß an und achtete nicht weiter auf das wütende Geblöke, bis Vik wieder er selbst wurde. »Was … wieso …«
Tom hielt ihm die Hand entgegen und zog ihn hoch. »Wyatt hat eine Schneise der Verwüstung hinter sich gelassen. Diese Beleidigung dürfen die Doktoren des Unheils nicht auf sich beruhen lassen.«
Tom und Vik beschlossen, Yuri am Abend mit der Frage zu konfrontieren, ob er bereit war, sich mit den anderen Alexandern zu verbünden, um Wyatt eins auszuwischen. Ihre vorsichtigen Fragen während des Abendessens überzeugten sie davon, dass er gerade genug von dem begriff, was vor sich ging, um ihnen nützlich zu sein. Es sei denn, er wäre ein dreckiger, verkommener Verräter. Doch Yuri war nicht auf seiner Stube.
Beamer schon.
Vik ging auf ihn zu. »Hey, Mann, hast du den Androiden gesehen?«
Beamer lag apathisch auf seinem Bett und sagte kein Wort. Tom und Vik tauschten einen unbehaglichen Blick aus. Beamer war heute nicht im Unterricht gewesen. Er
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