Die Weltenspieler - Insignia I: Roman (German Edition)
musste den ganzen Tag im Bett verbracht haben.
»Was ist los mit dir, Beamer?«, fragte ihn Vik. »Warum bist du heute so eine Schwuchtel?«
Das war heftiger, als Tom sich ausgedrückt hätte. Er deutete mehrfach mit dem Daumen in Richtung Tür. Vik warf geschlagen die Arme in die Luft und überließ Tom das Feld.
Tom trat neben Beamer. Dann begriff er, dass auch er keine Ahnung hatte, was er sagen sollte.
»Hör zu, es tut mir leid, dass ich dich enthauptet habe, okay?«
Beamer schlug die Augen auf. »Mein Gott, Tom, du bist so auf dich selbst bezogen! Es geht hier gar nicht um dich.«
»Um was denn? Ich kapier’s nicht. Echt nicht. Soll ich der Sozialarbeiterin Bescheid sagen, dass sie zu dir kommen soll?«
Beamer schüttelte den Kopf und starrte an die Decke.
»Hör zu, ich will mich nicht über dich lustig machen. Ich kann zu ihr gehen und sie kommen lassen.« Er wappnete sich, denn das hier war so ziemlich das größte Opfer, was er jemals zu bringen bereit gewesen war. »Wenn du dich schämst, behaupte ich sogar, es ginge um mich.« Bitte sag Nein , fügte Tom im Geiste hinzu.
»Nein«, sagte Beamer.
Erleichtert ließ Tom die Schultern sinken.
»Schnallst du es nicht, Tom? Raffst du nicht, was mein Problem ist?«
»Doch. Du hast gedacht, mit dem Programm stimme etwas nicht und du würdest sterben. Deshalb bist du durchgedreht.«
»Nein. Auch, aber nicht bloß deswegen. Ich dachte, ich würde sterben. Und danach bin ich ins Grübeln geraten. Wirklich ins Grübeln. Über das hier.« Er klopfte sich mit einem blassen Finger an den Kopf. »Über das, was ich getan habe. Ich dachte, das hier würde lustig, Tom, okay? Im Turm zu leben, mit Maschinen herumzumachen. Aber ich habe es nicht bis zu Ende durchdacht. Ich habe nicht darüber nachgedacht, ob das hier das ist, was ich will. Was, wenn ich sterbe?«
»So bald wirst du nicht sterben. Du bist erst vierzehn.«
»Woher willst du das wissen?« Beamer setzte sich auf. Auf seinen Wangen zeigten sich rote Flecken. »Wir wissen doch nicht einmal, was das für ein Ding in unserem Kopf ist. Laufen etwa irgendwelche Achtzigjährigen mit Neuronalprozessoren durch die Gegend?«
»Damals gab es die Technologie noch nicht. Aber schau dir Blackburn an. Er hat ihn vor sechzehn Jahren implantiert bekommen. Abgesehen von dem akuten psychotischen Ausbruch geht es ihm gut.«
Beamer rollte mit den Augen und sackte wieder in sich zusammen. Tom sah ein, dass es ziemlich dämlich gewesen war, von dem akuten psychotischen Ausbruch zu sprechen. Trotzdem verstand er nicht, weshalb Beamer, was die Einzelheiten anging, jetzt so empfindlich war.
»Das ist es noch nicht einmal, Tom. Kommst du nicht drauf? Wir kriegen die Dinger nie mehr raus. Nie. Wir haben uns für ein paar Jahre im Turm verpflichtet, aber dieses Ding da in unserem Kopf bindet uns ein Leben lang an das Militär. Begreifst du das? Es gehört denen. Wir gehören denen . «
Toms Gedanken kehrten zu dem Abend in der Krankenstation zurück, als Dr. Gonzales, und nicht er, das letzte Wort in Bezug auf sein Wachstumshormon gehabt hatte. Doch er sagte nur: »Was spielt das für eine Rolle? Sie brauchen uns. Sie werden uns schon nichts Böses antun.«
»Wir werden immer an vorderster Front stehen. Das Militär wird für den Rest unseres Lebens immer die erste Geige spielen, egal, was wir ab diesem Moment tun, kapierst du das nicht? Wer soll denn sonst den Prozessor reparieren, wenn er mal kaputtgeht? Und was passiert, wenn die russisch-chinesischen Programmierer mit irgendeinem tollen neuen Computervirus ankommen, das unser Gehirn verbrutzeln lässt? Falls Russland und China je die Möglichkeit haben, Amerika wirklich ins Mark zu treffen, dann sind wir die Ersten, die sie umbringen!«
Tom lachte nur. Es hörte sich absolut lächerlich an. »Nun mal halblang. Keiner tötet mehr im Krieg.«
»Es ist Krieg , Tom. Krieg. Das war früher so was wie die Schlacht um Stalingrad, verstehst du? Und eines Tages wird es wieder so etwas sein. Eines Tages erinnert sich vielleicht jemand daran. Jemand erinnert sich vielleicht daran, dass das hier der Dritte Weltkrieg ist. Blackburn hat es gesagt, weißt du nicht mehr? Er hat uns prophezeit, dass sie uns den Kopf aufschneiden und einen Blick auf die Codierungen da drin werfen wollen!«
»Damit wollte Blackburn uns bloß einen Schrecken einjagen. Hör zu, Beamer, ich verstehe das. Bevor ich den Neuronalprozessor implantiert bekommen habe, habe ich mir auch Sorgen über diesen
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