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Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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halbwegs sicheren Stand hatte. Dann führte er ihn zu einem Baum. Gemeinsam sanken sie auf den Boden. Der Ringlord lehnte sich gegen den Stamm, seufzte tief und schloss die Augen.
    Erik sah zur Stelle, an der der Bote gestanden hatte, und fand nur noch ein Aschehäufchen. Blicklos starrte er vor sich hin, erwartete Triumph und unbändige Freude, stattdessen fror er erbärmlich. Die Erschöpfung, der Schock und die durchlebte Angst ließen ihn am ganzen Körper beben.
    Es reichte eine einladende Geste und er lehnte sich erneut an Aeneas’ Schulter. Er fühlte sich schon ziemlich erwachsen, doch im Moment war er einfach nur dankbar für den Trost, den der Arm seines Ringlords ihm bot. Er schloss die Augen und es war ihm gleichgültig, dass er sich wie ein kleiner Junge benahm.
    Nach wenigen Minuten hörte er Aeneas’ dunkle Stimme. »Jeder Tod ist grausam. Ich war etwas älter als du, als ich die erste Schlacht miterlebte. Es war ein grandioser Sieg, aber er war, wie alle Siege, mit Blut, Schmerz und Tod viel zu teuer erkauft. Ich fühlte mich furchtbar. Lennarts Onkel, der seinerzeit die Schattenkrieger befehligte, hat mich mit Aufgaben und blöden Sprüchen gerade noch davor bewahrt, vor versammelter Mannschaft loszuheulen.«
    Er blinzelte ihn mit einem Verschwörerlächeln an. »Ich wäre dir verbunden, wenn du das für dich behieltest. Könnte meinem Ruf schwer schaden!«
    Erik sah ihn dankbar an und schmiegte sich unwillkürlich enger an die Schulter.
    Eine Zeit lang sprach keiner ein Wort, aber Erik fühlte sich zunehmend wärmer und entspannter. Auch der Kopfschmerz ebbte zum leichten Pochen ab, wohl durch die Hilfe seines Begleiters.
    »Was ist mit deinem Arm?«, fragte er zaghaft. »Kann ich vielleicht helfen?«
    »Nicht nötig. Geht schon.«
    »Und dein Rücken?«
    Aeneas zwinkerte ihm zu. »Unbedeutende Kratzer. Kein Problem. Was macht der Kopf?«
    »Nur eine Beule. Geht auch schon wieder.« Erik lächelte halbherzig zurück. Dann sah er den Ringlord fast verzweifelt an. »Ist es endlich vorbei? Richtig vorbei?«
    »Ganz sicher! Deine Leistung war beeindruckend. Einen Großmagier aufzuhalten, ist wahrlich nicht einfach, ihn zu verletzen ziemlich schwierig. Du hast ihm mächtig eingeheizt. Ich danke dir, Erik. Du hast gute Vorarbeit geleistet. Ohne die hätte ich es heute nicht geschafft.«
    »Danke gleichfalls. Ohne dich wäre ich jetzt tot oder auf dem Weg zu meiner Hinrichtung.«
    »War tatsächlich eng eben, aber wir gaben ein gutes Team ab.«
    »Ja!« Er schüttelte sich unwillkürlich in Gedanken an die letzten Minuten. »Du siehst furchtbar aus. Was ist denn bloß dieses Himmelskraut?«
    »Ein langsam wirkendes Gift, viel zu langsam für meine Oma. Es ist vorbei, nicht mehr von Belang.«
    Erik musste an Lennarts Erzählung denken, grinste und fragte nicht weiter.
    Aeneas wollte wissen: »Fühlst du dich auch etwas besser?«
    »Ja! Und du, wie fühlst du dich?«
    »Besser!« In stillem Einvernehmen lächelten sie sich müde an.
    »Das Herrenhaus ist doch wirklich nicht verbrannt, oder?«, fragte Erik zögernd.
    »Nein! Möbius hat das verhindert. Wäre er nicht aus dem Fenster gefallen, wäre sicher ein großer Custor aus ihm geworden. Seine Sinne sind hervorragend entwickelt. Er glaubte, denselben Geruch wahrzunehmen, der vor dem Brand vor zwölf Jahren über dem Herrenhaus gelegen hatte, und verteilte vorsorglich Phönixpflanzen. Wie eure heimischen Gewächse Wasser benötigen, benötigen die Phönixpflanzen Feuer. Verkümmert, wie sie waren, haben sie die Flammen gierig aufgesogen. Der gute Möbius ist der Held von Waldsee. Nur Frau Meise schimpft schon wieder darüber, dass die riesigen, unansehnlichen Dinger jetzt regelmäßig ihr Kaminfeuer fressen.«
    Erik lachte erleichtert. Dann fiel ihm etwas ein. »Warum hat Möbius mir nichts gesagt, Aeneas? Er wusste doch, wer meine Eltern waren.«
    Der Ringlord seufzte. »Dass der Bote dein Feind war, wusste er aber nicht. Möbius hat geschwiegen, weil er dich vor Anfeindungen schützen wollte, wie er es deiner Mutter versprochen hatte. Deshalb hat er dich mit Leona ziehen lassen. Sie ist seinerzeit mit deiner Mutter zusammen von Xerxas geflohen und war dein Kindermädchen. Niemand sollte jemals erfahren, wer du bist.«
    »Können wir das weiterhin verheimlichen?«
    »Ich fürchte, nicht ganz! Marcks war immerhin Oberster Bote. Sein Tod muss dem Rhanlord erklärt werden.«
    »Du kriegst meinetwegen also doch Ärger, nicht wahr?«
    Aeneas lachte auf.

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