Die Weltenwanderer
mahlenden Kiefer des Boten und hob beschwichtigend die Hand. »Das waren ihre Worte.« Er grinste und fügte an: »Ich sehe das allerdings ähnlich.«
Der Bote kniff die Augen zusammen und musterte feindselig sein Gegenüber. Plötzlich lächelte er wieder.
Erik fand, dass es erleichtert wirkte, erleichtert und siegessicher. Die nächsten Worte seines Feindes bestätigten das Gefühl.
»Vielleicht irrt sie sich diesmal doch. Siehst schlecht aus, Ringlord. Die letzten Tage waren wohl trotz der Oma nicht erholsam, oder? Hast du jetzt nicht eine leise Ahnung davon, wie es in der Hölle ist?«
Als Aeneas schwieg, fuhr er fort: »Die Erfahrungen, die du gesammelt hast, dürften einmalig sein. Willst du uns nicht ein wenig davon erzählen?«
Der Ringlord zuckte die Schultern. »Warum nicht?! Weißt du, was das Schlimmste war? Meine Oma hat meinetwegen ein seltenes Sternenkonzert verpasst und das hat sie mir stundenlang vorgehalten. Sie wird es mir vermutlich bis an ihr oder mein Lebensende vorhalten. Das nehme ich dir wirklich übel.«
Marcks kniff die Augen zusammen. »Tu nicht so heldenhaft, van Rhyn! Wie du weißt, kenne ich die Wirkung des Giftes. Es grenzt an ein Wunder, dass du überleben konntest, aber es wird Tage, eher Wochen dauern, bis du im Vollbesitz deiner Kräfte bist. Du glaubst nicht ernsthaft, dass du schon wieder kämpfen kannst. Du siehst aus, als hättest du Mühe, dich auf den Beinen zu halten.«
»Für dich wird’s reichen, Marú!« Seine Stimme wurde leise. »Bleib möglichst immer hinter mir, Erik. Wo sind die anderen? Geht es ihnen gut?«
»Ja, sie schlafen im Dorf«, flüsterte er und fragte zutiefst besorgt: »Bist du wirklich okay?«
»Ja!«
Beruhigend fand er die knappe Antwort nicht. Er dachte an seinen Traum. Sie wurden verfolgt - vom Boten, wie er jetzt wusste - und Aeneas half ihm, stürzte ... und starb! Fast spürte er die Hand aus dem Traum erneut auf seiner Schulter.
»Bleib nur möglichst dicht bei mir«, wiederholte der Ringlord.
Marcks schaute sich nach allen Seiten um.
»Du bist allein gekommen?«, fragte er und lachte auf. »Du wolltest die Kinder holen. Dafür hätte es gerade so gereicht, nicht wahr? Mit mir konntest du nicht rechnen. Hat man dir gesagt, dass ich auf Rhanmarú bin? Ist deine Großmutter, diese Hexe, jetzt dort, um mich zu suchen? Ist oft seltsam, wie Dinge sich entwickeln. Du hast Pech, van Rhyn. Ich gebe zu, du bist ein zäher Brocken, aber zum Kampf gegen mich wird es bei dir noch nicht wieder reichen.«
»Mach dir mal keine Gedanken um mich! Es wird gehen.«
Der Bote sah ihn geringschätzig an. »Das schaffst du in deiner Verfassung nicht. Denk nach, Ringlord! Du kannst nicht euch beide schützen und mich gleichzeitig bekämpfen. Das ist schon dem tüchtigen Duncan nicht gelungen und der kam nicht gerade vom Sterbebett. Gib mir den Jungen! Ich will nur Julias Kind.«
»Keine Chance!«
»Ich mach dir einen Vorschlag. Du lässt mir Eirik und ich lass dir dafür den Rest der Truppe. Weißt du, wenn ich dich besiege, was mir sicher gelingt, dann sind die armen, jungen Menschen für ewig hierher verbannt. Vielleicht bin ich auch wieder einmal so böse und töte sie, weil du mich zuvor geärgert hast. Du bist ihr Beschützer, du musst das verhindern. Überlege, was du tust, van Rhyn!«
»Vergiss es! Ich bin nicht wie du, Marú. Ich handle nicht mit Leben.«
»Immer noch so grässlich ehrenhaft?! Du lernst es nie.« Marcks schüttelte bedauernd den Kopf.
Noch während er sprach, raste eine gewaltige, hell lodernde Feuerwelle auf sie zu. Erik konnte schon die Hitze spüren und verkrampfte sich innerlich.
Aeneas machte eine Handbewegung, und aus dem Boden schoss eine glitzernde Eiswand empor. Das Feuer prallte auf das Eis und zischend erloschen die Flammen, die Wand schmolz. Das Schauspiel wiederholte sich dreimal. Der Ringlord atmete von Mal zu Mal schwerer.
»Nicht schlecht für jemanden, der kaum stehen kann«, höhnte Marcks. »Aber lange hältst du die großen Zauber nicht durch. Du spielst zurzeit in einer anderen Liga und wirst verlieren. Dann gehört der Junge ohnehin mir. Warum willst du dich schon wieder opfern? Es bringt dir doch auch diesmal nichts ein.«
An Stelle einer Antwort schossen Eispfeile auf ihn zu. Einer riss eine tiefe Wunde in die Schulter des Boten und ließ ihn schmerzerfüllt aufbrüllen. Die übrigen wurden von seinem Schutzschild abgelenkt.
Erik spürte Bewegung hinter sich und drehte sich erschrocken herum. Ein
Weitere Kostenlose Bücher