Die Weltenzerstörer - 18
seinem bewußten Leben konnte er sich entspannen und den Fluß der Eindrücke in sich aufnehmen. „Hat dir das denn niemand gesagt, David?” fragte Jason. „Komm und lerne die anderen Kennen. Vielleicht kommt später noch einmal eine Gruppe dazu, aber das hier war vorerst die einzige, die das gesamte Imperium auf die Beine stellen konnte. Rondo …” Der kleine, gebräunte Mann schoß ihm aus grellblauen Augen einen scharfen Blitz zu und zuckte fast unmerklich die Achseln. David, der diesen Unterwelttyp nicht kannte, war über so viel feindliche Uninteressiertheit bestürzt.
Der Mann in Raumfahreruniform schien ziemlich apathisch zu sein, doch er stand höflich auf und bot David die Hand. „Es freut mich, Dr. Hamilton, daß Sie bei uns sind. Ich heiße David Conner.”
„Dann sind wir Namensvettern”, antwortete David lächelnd. Was ist mit ihm los? dachte er. Conner war groß, sehr schlank, hatte schütteres Haar, braune Haut und dunkelglühende Augen, die jetzt von mühsam beherrschter Apathie trüb waren. Feindseligkeit war keine zu spüren, doch hatte David das Gefühl, daß Conner nicht einmal blinzeln würde, wenn jetzt alle plötzlich tot umfielen. Er würde sie höchstens beneiden.
„Und das ist Keral”, sagte Jason.
Keral war dieses sehr große, sehr schlanke Mädchen/Jungen-Wesen, das sich mit unbeschreiblicher Anmut ihm zuwandte. Die klaren Augen vermittelten den Eindruck einer frischen Quelle, und die Mädchenstimme war wie eine sanfte Melodie. „Du hast uns eine große Freundlichkeit erwiesen, als du kamst, David Hamilton.”
„Das ist ein Chieri”, murmelte ihm Jason ins Ohr. „Die meisten von uns glaubten gar nicht an die Existenz dieser Rasse oder dieses Stammes, bis er kam und sich zum Mitmachen zur Verfügung stellte.”
„Er?”
Jason nahm Davids Verwunderung auf. „Er oder sie? Ich weiß es auch nicht. Man kann ein intelligentes Lebewesen nicht einfach nach dem Geschlecht fragen. Vielleicht weiß Regis etwas darüber.”
David mußte wieder den Chieri anschauen, und dieser lächelte jetzt; dieses Lächeln war so, als werde ein strahlendes Licht im Raum entzündet, und David wunderte sich, wie es die anderen fertigbrachten, ihre Augen von ihm abzuwenden. Von ihm? Verdammt… „Wenn man erst auf einem Dutzend Welten gewesen ist, macht man sich auf die tollsten Überraschungen gefaßt”, flüsterte ihm Conner zu. „Wenn man glaubt, ein charmantes Mädchen vor sich zu haben, stellt es sich schließlich heraus, daß er der beste Degenkämpfer des Planeten ist. Kulturen sind manchmal recht seltsam.”
David lachte erleichtert, denn Conners psychotische Apathie schien kein Dauerzustand zu sein.
„Über die dort ist aber kein Zweifel möglich”, fuhr Conner fort. Das mißmutig dreinsehende Mädchen hatte dichtes, rötlich-helles Haar, das in eine kunstvolle Frisur gelegt war. Ihr Kleid war für einen kalten Planeten wie Darkover etwas zu dürftig; nun, ihre Sache, wenn sie sich den Tod holen wollte. Sie stellte ihre Weiblichkeit freigebig zur Schau. „Hallo, David”, sagte sie lächelnd zu ihm.
„Welcher David ist gemeint, Missy?” Ah, dachte Hamilton, er ist also eifersüchtig! Und Missy beeilte sich zu versichern, daß sie beide Davids gemeint habe. Sie hielt Davids Hand ein wenig länger als nötig gewesen wäre; er war sich nicht ganz klar über sie und hatte das Gefühl, sie lüge.
„Ich bin, wie gewöhnlich, die Allerletzte”, meldete sich eine energische Stimme. Es war die alte Frau, und sie war noch viel älter, als David erst gedacht hatte. Ihr Gesicht war voll Runzeln, doch markant, und in ihrem langen, dunkelblauen Kleid aus gewebter Wolle sah sie ungemein schlank aus. Ihre Hände waren vom Alter knotig und knochig, aber die Bewegungen waren anmutig. Ihre Stimme klang klar und leicht wie ein Vogellied. Sie sah Missy nicht mit der Mißbilligung des Alters an, sondern fast so neugierig wie David Hamilton. „Sie müssen dieses Spießrutenlaufen doch allmählich satt haben”, sagte sie. „Ich bin Desideria von Storn, und wenn ich unhöflich erscheine, müssen Sie mir verzeihen, denn so viele Terraner wie hier habe ich noch nie gesehen. Aber wir wollen sehen, was wir alles voneinander lernen können. Für Nebensächlichkeiten habe ich keine Zeit mehr.” Nun erklärte ihnen Regis Hastur den Sinn und Zweck des Projektes; er wisse nicht, wo man anfangen müsse, um den roten Faden aufzuwickeln, aber wenn jeder mithelfe und seine eigenen Erfahrungen beisteure, werde man
Weitere Kostenlose Bücher