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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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menschlichen Organismus. Koffein, das auch in Tee, Cola und einigen anderen Pflanzengetränken enthalten ist, ist die weltweit am häufigsten konsumierte stimulierende Droge. Es wurde erstmals von dem deutschen Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge isoliert, übrigens auf Anregung Goethes. Das Koffein ist nicht nur der Muntermacher, sondern es trägt auch zum typischen Kaffeegeschmack bei, so wie verschiedene Säuren, die in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen müssen. Es wird relativ rasch im Magen freigesetzt, das identische Koffein aus Tee erst im Darm; schwarzer Tee enthält mehr als doppelt so viel Koffein wie Kaffee.
    Beim Entkoffeinieren von Kaffee lässt man die Bohnen vor dem Rösten aufquellen und entzieht ihnen mit einem Lösungsmittel nach und nach das Koffein; der Vorgang muss mehrmals wiederholt werden. Meistens kommen dabei möglicherweise krebserregende Stoffe zum Einsatz. Mittlerweile wird versucht, den aufwendigen Prozess durch gentechnisch veränderte Kaffeesorten zu umgehen.
    Bei geringer bis normaler Dosierung wirkt Koffein anregend, bei anderen Drogen würde man sagen, man wird high . Das bezieht sich auf fast alles: das Zentralnervensystem einschließlich Gehirn, Herzschlag und Durchblutung, Atmung und Darmtätigkeit. Kinder und Leistungssportler sollten sich von Koffein fernhalten, vor allem von zu viel Koffein; früher stand das Alkaloid auf den Dopinglisten.
    Vereinfacht gesagt kommt die stimulierende Wirkung dadurch zustande, dass es ein Dämpfungsmittel (Adenosin) für die Nervenzellen ersetzt, ohne die dämpfende Wirkung zu ersetzen. Nervenzellen neigen auch ohne besondere anregende Stoffe wie Adrenalin (das »Aggressionshormon«) oder Dopamin (das »Glückshormon«) dazu, sich zu überanstrengen. Adenosin besetzt bestimmte Rezeptoren der Nervenzelle und schützt sie so vor Überanstrengung.Das passiert nicht mehr, wenn das Koffein das Adenosin sozusagen verdrängt: Die Schutzwirkung entfällt, der Nervenzellenmotor läuft weiter, und er läuft immer heißer. Es ist ungefähr so, als würde man einen Atomreaktor statt mit Wasser mit Benzin kühlen wollen.

Chinas größtes Geheimnis
Tee
    Das hochzivilisierte alte China verfügte über etliche Produktgruppen, die in Europa sehr begehrt waren: Seide, Papier, Porzellan und Tee. Ihr Teemonopol konnten die Chinesen am längsten halten. Es bescherte ihnen sagenhaften Reichtum, und als es im 19. Jahrhundert von den Engländern auf die denkbar perfideste Weise unterlaufen wurde, beschleunigte das den Untergang des Kaiserreichs rapide.
    Seide wurde bereits während der Antike über die Seidenstraße bis nach Rom gehandelt. Zur Zeit der ersten byzantinischen Kaiser schmuggelte man Seidenraupen und den für ihre Ernährung unentbehrlichen Maulbeerbaum an den Bosporus.
    Das von Chinesen erfundene Verfahren zur Papierherstellung war von den Arabern im frühen Mittelalter – zur Zeit von Karl Martell – nach der Schlacht am Talas 751 geknackt worden, nachdem Araber und Perser ein Heer der expandierenden Tang-Dynastie geschlagen hatten. Chinesische Kriegsgefangene gaben das Geheimnis preis.
    Die europäische Porzellanherstellung gelang als Neuerfindung 1708 in Meißen.
    Aber an den Tee kamen die Europäer bis 1848 nicht heran. China war nach außen hermetisch abgeriegelt. Der durchaus florierende Außenhandel wurde nur über einen einzigen Hafen, Kanton, abgewickelt. Kanton liegt in Südchina an der Mündung des Perlflusses, unweit von Macao und Hongkong. Die ausländischen Händler, seit 1669 hauptsächlich Briten, unterstanden der Aufsicht der örtlichen chinesischen Kaufleutegilde. Sie durften auf kaiserlichen Beschlusshin ein eng umgrenztes Gebiet um ihre Lagerhäuser nicht verlassen. Für den gesamten China-Export stand 200 Jahre lang ein Kai von 700 Metern Länge und 35 Metern Breite zur Verfügung. Die Briten durften nicht einmal die Stadt Kanton selbst betreten. Sie sahen die mächtigen Stadtmauern in 200 Metern Entfernung nur von außen.
    Es war ein einseitiges Geschäft. Die Chinesen verkauften gerne, aber sie importierten so gut wie nichts. Sie brauchten nichts aus Europa oder aus dem Rest der Welt. Und sie ließen sich alles bar in Silbertaels bezahlen.
    Die botanische Heimat des Teestrauchs sind das chinesische Yünnan und die Wälder der Vorgebirge des Himalaja in Burma sowie das indische Assam, alles recht nahe beieinander an den Südostausläufern des Himalaja gelegen. Die Landschaftsnamen Yünnan und Assam sind heute noch

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