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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Wassergehalt zu reduzieren. Für den grünen Tee werden sie mit Wasserdampf »sterilisiert«, um die Enzyme zu neutralisieren, die ansonsten eine Fermentation (Gärung) auslösen würden. Diese Blätter werden anschließend gerollt und getrocknet (höchstens 24 Stunden). Die Chinesen und Japaner bevorzugen den grünen Tee oder eine halbfermentierte Variante, den Oolong.
    Die Herstellung des Schwarztees oder »roten« Tees, wie ihn die Chinesen nennen, ist sehr viel aufwendiger und entspricht eigentlich nicht der ländlich-bäuerlichen Vorgehensweise. Die Blätter werden nach dem Welken gerollt. Dadurch werden die Blattzellenaufgebrochen, ein Fermentierungsprozess beginnt, der durch Zufuhr feuchtheißer Luft verstärkt wird und nach etwa vier Stunden abgebrochen werden muss. Sonst verlieren die Blätter ihr Aroma. Anschließend werden sie getrocknet und dadurch für lange Zeit lagerfähig.
    Ziegeltee wird aus Blattresten und Stielen zusammengepresst. Auch wenn er die gleichen Inhaltsstoffe wie der Tee enthält, ist die Qualität auf jeden Fall minderwertiger. Ziegeltee wurde vor allem für den Karawanenhandel nach Tibet, Russland, Persien und in das Osmanische Reich produziert, weil er sich in dieser komprimierten Form leichter transportieren lässt.
    Nachdem die Holländer die Portugiesen als vorherrschende Kolonialmacht im pazifischen Raum weitgehend verdrängt hatten, übernahmen sie deren Handelsprivilegien in China. 1610 brachten die Holländer erstmals Tee nach Westeuropa. 1618 gelangte Tee nach Russland, wo ebenfalls bis heute sehr viel Tee konsumiert wird, sogar mit eigener Teekultur (Samowar).
    Tee war somit das erste exotische Luxus-Heißgetränk, das in Europa und bald auch in den nordamerikanischen Kolonien Furore machte, noch vor Kaffee und Kakao. Ihn möglichst noch aus chinesischen Porzellanschalen zu trinken galt als extravagantes Vergnügen mit hohem Prestigewert.
    Selbst die Schalen wurden ein Statussymbol. Da die Porzellanimporte die Nachfrage nicht befriedigen konnten, begann man in Delft eigenes »Porzellan« herzustellen. Der Aufschwung der europaweit begehrten »Delfter Ware« datiert genau in diese Zeit. Da die Delfter noch kein weißes Porzellan herstellen konnten, wurden die Fayencen mit weißer Zinnglasur grundiert und vorwiegend blau und mit einigen anderen Farben bemalt. Selbst bei den Mustern folgte man chinesischem Vorbild, um die Nachahmerprodukte möglichst echt wirken zu lassen. Das wurde noch bei der späteren Bemalung des Meißener Porzellans fortgeführt. China kam damals groß in Mode.
    Die Nachfrage in ganz Europa, vor allem in den Niederlanden, England und Deutschland bis ins 19. Jahrhundert, bescherte den Herstellern in Delft ein boomendes Geschäft. Aufgrund chinesischer Unruhen 1657 kam es zu einem vorübergehenden Exportstopp aus China, und in dieser Zeit fand die »Delfter Ware« reißenden Absatz. Um 1600 gab es zwei Töpfereien in Delft, 1660 waren es 26, 1695 waren es 32 mit mehr als 1.600 Beschäftigten. Die Delfter Kacheln sind bis heute bekannt und beliebt. Der Boom hatte wiederum Rückwirkungen in China und Japan. Auch dort dekorierten die Töpfereien ihre Exportware nun im Delfter Stil.
    1669 war das chinesische Handelsmonopol von den Holländern auf die britische East India Company ( BEC ) übergegangen. Die BEC , ursprünglich eine im Jahr 1600 staatlich lizensierte Kaufleutevereinigung für den Ostasienhandel, war hauptsächlich in Indien aktiv. Sie entwickelte sich innerhalb von 200 Jahren zu einer Art Welthandelskonzern und in Indien zu einer quasi-staatlichen Kolonialmacht. Bei der Durchsetzung ihrer Interessen sowohl in der Regierung und im Parlament des Mutterlandes wie in Indien selbst waren die Herren Kaufleute bei der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich.
    Zwischen 1700 und 1800 stiegen die englischen Teeimporte von 50 Tonnen auf 15000 Tonnen. In England eröffnete Thomas Twining 1706 das erste Teehandelshaus. Es besteht nach wie vor an der Stammadresse in London. Die Briten versorgten von London aus mit ihrem Teehandel den europäischen Kontinent, besonders die Niederlande und Deutschland sowie ihre britischen Kolonien in Nordamerika. Von den amerikanischen Briten – die noch keine Amerikaner waren! – wurde sehr viel Tee konsumiert.
    Ein schon länger schwelender Steuerstreit zwischen den amerikanisch-britischen Kolonisten und dem Mutterland, diesmal um eine neue, von der Krone erhobene Teesteuer, eskalierte in den »Tea Parties« in mehreren

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