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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Sonoma und im Napa Valley seit etwa 1850. Sie liegen nördlich von San Francisco.Südkalifornisches Los-Angeles-Klima würde der Weinstock nicht vertragen.
    Die ersten amerikanischen Rebanpflanzungen gab es allerdings bereits 1562 in Florida durch französische Hugenotten. In den USA gibt es Weinanbau auch in vielen anderen Bundesstaaten bis hinauf an die kanadische Grenze sowie in Kanada selbst; in Australien, das überhaupt erst seit 1788 von Europäern besiedelt wurde, folgte auch der Weinbau recht bald, schon um 1800.
    In Südafrika wurden Weinstöcke erstmals im 17. Jahrhundert angepflanzt, da die Kap-Provinz mit ihrem mediterranen Klima nicht nur von niederländischen, sondern auch von deutschen und hugenottischen Glaubensflüchtlingen besiedelt wurde, und es waren die Hugenotten, die Weinstöcke aus Frankreich mitbrachten.
    Auf Wegen, die man nicht mehr genau kennt, brachten die spanischen Eroberer den Weinbau im selben Jahrhundert nach Südamerika. Bedeutend sind auf diesem Kontinent Chile, mit geradezu idealen klimatischen Bedingungen, und Argentinien, das mengenmäßig sogar noch mehr produziert.
    Das Reblaus-Drama des europäischen Weins verlief in drei Akten.
    Ab 1850/1851 kam es in Anbaugebieten überall in Europa, von Spanien (damals der größte Weinexporteur) bis nach Dalmatien, von Bordeaux bis in die Wachau, zu massiven Ernteausfällen. Ursache war eine europaweite Epidemie des Echten Mehltaus ( Oidium ). Wird eine Pflanze von diesem Pilz-Parasit befallen, welken die Blätter, die Weinbeeren schrumpeln. Wegen Oidium brach der Weinanbau noch nicht zusammen. Die Erträge vieler Weinregionen gingen allerdings deutlich zurück, erholten sich wieder, doch es gab erneute Rückschläge. Die Krise hielt etwa zehn Jahre lang an. Wirklich geeignete Schädlingsbekämpfungsmittel gab es noch nicht, zur Besprühung hatte man außer wenig geeigneten Feuerwehrspritzen keine adäquaten technischen Hilfsmittel.
    Ende der Fünfzigerjahre des 19. Jahrhunderts verfiel man zuerst im Bordelais darauf, amerikanische Wildreben einzuführen, vondenen man wusste, dass sie mehltauresistent sind. Man wusste allerdings nicht, dass man Satan mit einem noch schlimmeren Beelzebub austrieb. Denn man hatte übersehen, dass an den Wurzeln dieser Pflanzen ein winziges Schadinsekt lebte. Dagegen waren zwar die amerikanischen Weinstöcke »immun«, nicht aber die europäischen. Dessen Ausbreitung in den Monokulturen, wie Weinfelder sie nun einmal sind, wirkte verheerend. Die Weinstöcke starben ab. Innerhalb von 20 Jahren war ganz Frankreich verseucht, ohne dass man in der Lage gewesen wäre, die Ursache zu erkennen. Auch alle übrigen Weinanbaugebiete Europas befanden sich in höchster Gefahr. Für die am stärksten betroffenen Weinregionen wie Bordeaux war die Seuche wirtschaftlich so desaströs wie die Kartoffelfäule in Irland wenige Jahrzehnte zuvor. Der berühmte französische Bakteriologe Louis Pasteur wurde eingeschaltet, aber nicht er, sondern der französische Privatgelehrte Planchon ermittelte die Ursache und die Lösung des Problems. Er entdeckte, dass an den Wurzeln der Weinstöcke die Reblaus saugte und ihnen damit die Nährstoffe entzog. Es gelang Planchon, wiederum in Amerika reblausresistente Rebstöcke ausfindig zu machen, die als Propfunterlage für den gesamten europäischen Weinbau eingeführt wurden. Es blieb nichts anderes übrig, als sämtliche Weinberge und Weinfelder Europas buchstäblich auf diese neue Grundlage zu stellen und die alten europäischen Vinum-viniferum -Sorten aufzupropfen.
    Leider war mit diesem zweiten Rebstock-Import aus Amerika abermals ein neuer Schädling eingeschleppt worden, dieses Mal Plasmopara viticola , ein Pilz, der sogenannte Falsche Mehltau. Er wurde um 1880 bei feuchter Witterung entdeckt und verbreitete sich schnell und unaufhaltsam. Dank eines Zufalls und der inzwischen besseren Kenntnis der biologischen Zusammenhänge gelang es, mit »Bordeauxbrühe«, die mit neuartigen Spritzapparaten auch wirksam ausgebracht werden konnte, die neue Rebkrankheit einzudämmen. Sie ist bis heute virulent, aber beherrschbar. Die Bordeauxbrühe (Kupferkalk in Wasser) war das erste erfolgreiche chemische Pilzbekämpfungsmittel (Fungizid) überhaupt.
    Der Schwerpunkt des weltweiten Weinanbaus liegt in Europa – mit drei Viertel der Weltproduktion. Die Ranglisten schwanken ein wenig, je nachdem, ob man die Anbauflächen oder die Produktionsmenge in Betracht zieht. Wer vermutet, dass Frankreich das

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