Die Weltgeschichte der Pflanzen
Weinkultivierung stattgefunden hat, aber sie setzen diese landwirtschaftlichen Produkte auch in der frühen, ja schon in der frühesten Antike als selbstverständlichen Bestandteil des Alltags voraus.
Das in ganz Europa für das Getränk gebräuchliche Wort (schwedisch vin , englisch wine , französisch vin ) ist aus lateinisch vinum abgeleitet. Vinum stammt von einem schon im frühesten Altertum im ganzen Nahen Osten in den verschiedensten Sprachen gebräuchlichen Wort. Es lässt daher keine Rückschlüsse auf die Herkunft des Weins zu.
Vereinfacht gesagt ist die Weinrebe eine Auwälder-Schlingpflanze, die Wärme und eine gewisse Feuchtigkeit liebt. (Aber in den Tropen gedeiht sie nicht.) Wilder Wein ist vom Mittelmeerraum über das Schwarze Meer und das Kaspische Meer bis an den Persischen Golf verbreitet. Vitis -Pflanzen kommen auch in Nordamerika und in China vor. Die Indianer haben zwar nie Weinbau betrieben, doch die Rettung der europäischen Weinpflanzen kam im 19. Jahrhundert aus Amerika.
Weinanbau ist bis heute eine der aufwendigsten und arbeitsintensivsten landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Erste archäologische Spuren fanden sich im Südkaukasus (Georgien) und in Persien. Angebaut und gekeltert wird dort seit über 7000 Jahren. Die älteste bekannte Weinkellerei befindet sich in Armenien. Vor wenigen Jahren wurde dort eine Höhle gefunden, in der vor 6100 Jahren Rotwein gekeltert wurde. Hier gab es eine Weinpresse, Maischebottiche, Krüge und Tresterreste. Getränkereste in Gefäßen, die andernorts in Anatolien gefunden wurden, sind noch einmal 1500 Jahre älter – mindestens 5500 v. Chr. Damit gehört die Weinrebe neben den frühen Getreidearten und den Hülsenfrüchten Bohnen und Linsen zu den ältesten Kulturpflanzen. Die Leitprodukte unserer – pflanzlichen – Ernährung, Brot und Wein, stammen also aus dem Fruchtbaren Halbmond und aus der Jungsteinzeit. Alle bronzezeitlichen Hochkulturen (Sumer, Minoer, auch Ägypten, wo der Weinstock nicht natürlich vorkam), produzierten Wein. Beim Aufblühen der ersten Städte und Reiche war der Weinbau bereits eine etablierte Kulturtechnik, wie es das Gilgamesch-Epos widerspiegelt.
Weil Kreta heute zu Europa zählt, gelten die ebenfalls bronzezeitlichen Knossos-Palast-Bewohner, die minoischen Kreter, ein altmediterranes Volk, als die ersten europäischen Weinbauern. Ihre etwas späteren Zeitgenossen, die Mykene-Griechen, kannten ebenfalls das »Wein«-Wort. Also waren sie mindestens mit dem Getränk, vielleicht auch mit dem Anbau vertraut. Doch dannging diese ganze bronzezeitliche Welt in der Ägäis erst einmal im Flächenbrand der eisenzeitlichen Wanderung um 1200 v. Chr. unter. Danach rückten die Hellenen, die Schöpfer der griechischen Kultur, in den Ägäisraum ein. Sie übernahmen neben dem Alphabet als weitere kulturelle Errungenschaft des Vorderen Orients schon bald den Weinanbau, entwickelten dafür neue Methoden, auch des Kelterns, und verbreiteten die Weinkultur mit ihrer Kolonisationsbewegung im gesamten Mittelmeerraum. Durch die Römer gelangte sie bekanntlich in all jene Gegenden nördlich der Alpen, wo es warm und feucht war, bis an Rhein und Mosel und selbst nach Britannien. Die Römer standen auch in Noricum, in der die Wachau liegt, und in Pannonien, wo im späteren Ungarn der Tokajer ein Weltbegriff wurde. Zur römischen Kaiserzeit war das Klima wärmer, und übrigens wird auch heute wieder in Südengland Wein angebaut. Ein treffliches Indiz für einen Klimawandel, der unter diesem Aspekt ja kein Schaden sein muss.
Im Mittelalter war der Wein ein bedeutendes Handelsgut, gerade im nördlichen Europa. Zu den ersten Kaufleuten der späteren Hanse zählten rheinische Weinhändler, die seit den Zeiten der Salier, ab circa 1020, in London nachzuweisen sind. Ungefähr 150 Jahre später gründeten Kölner Händler in staufischer Zeit dank Privilegien des englischen Königs Heinrichs II . eine feste Niederlassung in London am Nordufer der Themse westlich vom Tower, die Guildhall.
Besonders intensiv um den Weinanbau kümmerten sich im mittelalterlichen Europa die als Agrar- und Wirtschaftsbetriebe wichtigen und fortschrittlichen Klöster. Die Versorgung mit Messwein war damals bereits eine treibende Kraft für den weit ausgreifenden Handel, auch in den baltischen Raum hinein.
Bedeutenden Weinanbau gibt es heute in allen Teilen der Welt mit geeignetem, vorzugsweise mediterranem Klima: In Kalifornien vereinzelt schon vor 1800, intensiver im
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