Die Weltgeschichte der Pflanzen
führende Weinland ist, liegt richtig. Wer vermutet, dass Italien und Spanien den zweiten und dritten Rang einnehmen, liegt ebenfalls richtig. Es folgen die USA , Argentinien und China, Deutschland, das nur ein Fünftel der französischen Menge produziert – rund zehn Millionen Hektoliter im Vergleich zu über 50 Millionen Hektoliter in Frankreich. Hinter Deutschland rangieren Südafrika und Chile. Österreich stellt über zwei Millionen Hektoliter, die Schweiz etwa eine Million Hektoliter her.
Wie kaum ein anderes Gewächs prägt der Weinanbau Kulturlandschaften in charakteristischer Weise. Das gilt ganz besonders für die Flusstäler in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, wo der Wein oft an mehr oder weniger steilen Hängen und nicht auf ebenen oder leicht hügeligen Feldern angebaut wird.
Wenn man sich beim Obsteinkauf im Herbst botanisch korrekt ausdrücken möchte, müsste man richtigerweise sagen: »Ich hätte gern ein Pfund Weinbeeren.« Echte Beeren im botanischen Sinn sind neben der Weinbeere eine ganze Reihe von Früchten: Johannisbeere, Zitrone, Orange, Datteln bis zu Melonen und Bananen. Aber eben nicht die sogenannten Beeren wie Erdbeere und Himbeere. Um die Verwirrung komplett zu machen, wird auch die Rispe, an der die Beeren hängen, »Weintraube« genannt. Die ganze Pflanze ist die Weinrebe ( Vitis vinifera , »die Wein hervorbringende Lebenspflanze«); es handelt sich um eine Liane, also eine Kletterpflanze mit verholzendem Stamm.
Es gibt übrigens auch die Wilde Weinrebe ( Vitis sylvestris ), die vor der Eiszeit auf dem gesamten europäischen Kontinent verbreitet war, sich während der letzten Eiszeitperioden in den Mittelmeerraum zurückzog und danach wiederum Auenwälder und Flusstäler bis an die Nordseeküste besiedelte. Vitis sylestris gibt es in Deutschland noch am Oberrhein und in Österreich in Auenwäldern an Donau und March, aber diese Bestände sind gefährdet.
In der Antike trank man Wein stets mit Wasser gemischt. Ob man Wasser durch relativ hochprozentigen Wein desinfizierte oder Wein mit Wasser verdünnte, ist eine Frage der Interpretation, wie die Frage, ob das Glas halb leer oder halb voll ist. (Wo Wein nicht vorhanden war, wurde allerlei »Bier« getrunken, schon in den ältesten Kulturen, und wo man sich auch das nicht leisten konnte, Apfelmost, und wo es keine Äpfel gab, wurde das Wasser mit Essig haltbarer gemacht.
Zum Aufbewahren, Trinken und Mischen (im »Krater«) sind zahlreiche formschöne und mit interessanten Darstellungen versehene Keramikgefäße aus der Antike erhalten geblieben, die lebendige Einblicke in Alltag und Rituale der griechischen Kultur geben. Man kann sie in allen größeren Museen der Welt bewundern. Kunstvolle Krater, auch aus Bronze, wurden zwischen Griechen und Kelten gehandelt. Bei den Kelten waren sie bedeutende Grabbeigaben.
Trankopfer waren so selbstverständlich und alltäglich wie heute noch der Ausspruch »Zum Wohl!«, was ja eigentlich einen Glückwunsch zum Ausdruck bringt. Vor dem Weingenuss wurde stets eine kleine Menge zum Dank an die Götter auf dem Boden verschüttet. Man trinkt, vor allem in geselliger Runde, nie »einfach so«, um den Durst zu löschen. Auch das lateinische Prosit (»Es möge bekommen«) steht in der Tradition der Libatio (rituelles Verschütten von Flüssigkeit): Das Trankopfer ist die nachweislich älteste, weit in vorgeschichtliche Zeiten reichende, weltweit am meisten verbreitete Form eines religiösen Ritus. Auch in hochliturgischen Formen ist es völlig gegenwärtig: »Dann nahm er den Kelch, dankte und reichte ihn seinen Jüngern …«
Der griechische Kult um den Wein- und Rauschgott Dionysos(römisch: Bacchus) zählt zu den bekanntesten aus der antiken Mythologie. Dionysos wird stets mit Weinranken bekränzt dargestellt und meist von allerlei lebenslustigen Faungestalten und Ziegenböcken begleitet. Ein Dionysos-Tempel nimmt einen sehr prominenten Platz am Südhang der Akropolis ein. Zu Ehren des Weingottes führte der athenische Tyrann Peisistratos 566 v. Chr., wenige Jahrzehnte vor Anbruch des klassischen Zeitalters, zusammen mit dem Panathenäen-Fest die Dionysos-Festspiele ein. Dabei wurden im unmittelbar nebenan gelegenen Dionysos-Theater »Bocksgesänge« (griechisch tragodía ) aufgeführt. Aus diesen Darbietungen entwickelte sich das griechische Drama. Es wurden stets mehrere »Stücke« aufgeführt. Für das beste erhielt der Sieger einen Preis (das war in der Anfangszeit ein
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