Die Weltgeschichte der Pflanzen
Mittlerweile ist der Cannabis-Anbau generell verboten, mit Ausnahmen für medizinische Zwecke. Da und dort wird Cannabis-Besitz toleriert.
Dementsprechend groß ist – wie immer in solchen Fällen – der Schwarzmarkt. In den USA steht der Indische Hanf vom Marktwert her gesehen an vierter Stelle von allen Erntepflanzen. Bei einem heutigen Straßenpreis zwischen zehn und 15 Dollar pro Gramm oder fünf bis zehn Euro kommen solche Wertsteigerungen zustande. Die Preisschwankungen sind natürlich von Land zu Land und von »Verkaufsstelle« zu »Verkaufsstelle« sehr groß. Offizielle Schätzungen gehen von einem weltweiten Durchschnittspreis von 3000 Dollar pro Pfund aus. Das ist natürlich erheblich teurer als ein Pfund Kartoffeln.
Afghanistan ist – wie beim Opiumanbau – der mit Abstand größte Produzent, gefolgt von Marokko. Opium bringt zwar höhere Preise, aber wegen der aufwendigen Aufbereitung der Schlafmohndroge bringt Cannabis die bessere Rendite. Marokko beliefert in erster Linie Westeuropa, Afghanistans Hauptabsatzmarkt für Cannabis liegt in Südostasien. Der Cannabis-Anbau verbraucht viel Wasser, außerdem ist die Pflanze nicht sehr lange lagerfähig. Das vor allem sind die Probleme der afghanischen Landwirtschaft.
Weitere wichtige Anbauländer sind Mexiko, Südafrika, Nigeria, Bolivien, Libanon, Indonesien und Thailand, in Europa die Niederlande, Spanien und Albanien. Bei illegal angebauten Pflanzen sind solche Zahlen und Angaben aber nur bedingt verlässlich. Alles, was innerhalb der großen Verbraucherländer der westlichen Welt auf versteckten Feldern oder als »Balkonpflanze« wächst, wird natürlich gar nicht erfasst.
Über die Schädlichkeit für die Gesundheit und das Suchtpotenzial von Cannabis wurde immer diskutiert. Die Droge selbst macht wohl nicht abhängig, aber die Konsumenten können in eine psychische Abhängigkeit von ihren Wirkungen geraten. Vom Anfang der Verbotspolitik an wurde argumentiert, Cannabis könne die Einstiegsdroge für »härteren« Dogenkonsum sein, einer der wichtigsten Gründe für die Aufrechterhaltung des Verbots.
Drogenkonsum war und ist Bestandteil der Jugend- und Popkultur, die seit der Jugend- und Protestbewegung der Sechzigerjahre ein eigenständiges kulturelles Element innerhalb der westlichen Gesellschaften bildet. In den beiden auch politisch stark geprägten Anfangsjahrzehnten dieser Jugendbewegung wiederholte sich in gewisser Weise das bohèmehafte, antibürgerliche Muster aus der Anfangszeit des europäischen Cannabis-Konsums.
Wie bereits zu Zeiten des Haschisch-Klubs in Paris war und ist Drogenkonsum natürlich viel breiter und vielfältiger; heute gehören dazu auch die synthetischen Drogen und seit eh und je der Alkohol. Wer streng sein will, kann selbst im Zucker eine gesundheitsgefährdende, süchtig machende Substanz erkennen.
Nach dem aktuellen Drogenreport der Bundesregierung ist der Drogenkonsum in Deutschland in den letzten Jahren rückläufig. Und wer eine Karriere als amerikanischer Präsident anstrebt, sollte sich auf jeden Fall vor »Jugendsünden« hüten, um sich irgendwann lahme Ausreden ersparen zu können: » I didn’t inhale .«
Euphorie aus der Flasche
Kokastrauch
1886 erfand der amerikanische Apotheker John Pemberton in Atlanta im amerikanischen Bundesstaat Georgia die Rezeptur für ein Kopfschmerztonikum. Es enthielt damals unter anderem Extrakte der Blätter des südamerikanischen Kokastrauchs sowie der Nüsse des afrikanischen Kolabaums. Aus diesen beiden Pflanzennamen setzt sich der Name des alsbald zum beliebten Erfrischungsgetränk gewordenen Tonikums zusammen.
Pemberton war nicht der einzige Apotheker oder Tonikum-Hersteller, der aus Pflanzenextrakten Hustensirup, Magenmittel, Kopfwehtonikum und dergleichen zusammenmixte und lokal oder regional vertrieb. Damals gab es noch keine pharmazeutische Industrie und wenig wissenschaftliche Erkenntnisse. Apotheker stellten Heilmittel nach eigenen oder ärztlichen Rezepturen her, sie experimentierten mit allerlei Substanzen und betrieben allenfalls kleine Laboratoriumsfabriken für den regionalen Bedarf. Pembertons Sud enthielt noch einige andere Ingredienzien wie Zucker, Karamell, Feigensaft und Gewürze. Da die Stadt Atlanta gerade den Verkauf alkoholischer Getränke verboten hatte, erfreuten sich alkoholfreie Getränke, die ein bisschen aufputschten, einer gewissen Beliebtheit. Zu der Zeit gab es auch noch etliche andere Hersteller von Cola-Getränken, die in
Weitere Kostenlose Bücher