Die Weltgeschichte der Pflanzen
Soda-Bars für fünf Cent angeboten wurden. Pembertons »Medizin« war also keineswegs bahnbrechend, aber sie wurde alsbald gut vermarktet.
Der morphiumsüchtige Pemberton ließ sich sein Getränk zwar 1887 patentieren, verkaufte das Patent aber wenig später für 2300 Dollar, weil er Geld für Morphium brauchte. Er starb im Jahrdarauf. Von seiner Erfindung haben er und seine Familie nichts gehabt.
Coca-Cola mit seinem jedermann vertrauten Schriftzug ist die wertvollste und verbreitetste Marke der Welt. Nach der von der Financial Times jährlich veröffentlichten Interbrand-Liste führt Coca-Cola seit Langem die Weltrangliste der wertvollsten Marken an (Markenwert 2011: 72 Milliarden Dollar), vor IBM, Microsoft, Google, General Electric. Der Hackfleischverarbeiter McDonald’s auf Platz 6 ist nur noch gut halb so viel wert (35 Milliarden). Coca-Cola, die führende Marke, wird in den bevölkerungsreichen Ländern der früher so genannten Dritten Welt, wo die Versorgung mit frischem Trinkwasser viel schlechter ist oder alkoholische Getränke gar nicht erlaubt sind (islamische Länder), noch sehr viel mehr getrunken als im »Westen«.
Kokain und Kola werden heute allerdings nicht mehr für die Herstellung verwendet, möglicherweise aber andere Extrakte der Kokapflanze. Die Rezeptur für Coca-Cola zählt seit jeher zu den am strengsten gehüteten Industriegeheimnissen. Der pflanzliche Hauptbestandteil dürfte heutzutage Zucker sein. Koka und Kola wurden im Wesentlichen ersetzt durch Koffein, und zwar praktischerweise dasjenige Koffein, das bei der Produktion von entkoffeiniertem Kaffee anfällt. Wer also beides trinkt, hat seine persönliche Koffein-Bilanz mitnichten verbessert.
Die Kurzform »Cola«, schon von Anfang an ein Gattungsbegriff für alle Coca-Cola-ähnlichen Erfrischungsgetränke, hat ihren Namen vom Kolabaum. Er stammt aus dem afrikanischen Regenwald und wird auch in Südamerika angebaut. Kolabäume sind als Stinkbaumgewächse etwas weitläufiger mit dem Kakaobaum, der Baumwolle, Hibiscus und einigen anderen Malvengewächsen verwandt. Ihre Frucht sind die Kolanüsse, von denen immer mehrere in einer Schließfrucht enthalten sind, genauso wie bei echten Beeren oder vielen Nüssen. Die Kolanüsse sind etwa so groß wie Walnüsse oder Esskastanien. In Afrika werden sie in Stückchen zerhackt, wie Kaugummi gekaut und anschließend ausgespuckt. Sie enthalten unter anderem Koffein – und zwar sehr viel mehr (bis zu 3,5 Prozent) als die Kaffeebohne (1,3 Prozent). Der Aufputscheffekt dürfte bei der »Ur-Coca-Cola« dementsprechend gewesen sein. Kolanuss-Extrakt wird heute in Atlanta und auch von den meisten anderen Cola-Herstellern nicht mehr verwendet, außer bei der Marke Red Bull; man versteht, warum sich diese Marke als »Energy-Drink« um die Konsumentengunst bewirbt, auch wenn sich das Koffein aus der Kolanuss anders und nicht so schlagartig entfaltet. Nachgewiesen ist ein Anstieg des Testosteronspiegels bei Männern nach Red-Bull-Genuss.
Seit Jahrtausenden kauen die Indios, die indigene Andenbevölkerung, Blätter des Kokastrauches ( Erythroxylum coca ), um das Hungergefühl zu betäuben und das körperlich anstrengende hochalpine Leben in den Anden in 3000 bis 4000 Metern Höhe zu ertragen. Aus diesen Blättern wird auch das Kokain gewonnen. Das Anden-Nationalgetränk Mate-Tee (dort auch im Teebeutel) ist ebenfalls ein Koka-Produkt. (Nicht zu verwechseln mit dem argentinischen Mate-Tee aus der Ilex-Stechpalme, den es auch bei uns zu kaufen gibt.)
Beim Kauen wird das Kokain langsamer in den Körper aufgenommen als beim modernen Drogenkonsum. Reines, hochwertiges Kokain wird geschnupft, schlechtere Qualitäten mit Backpulver oder anderen Substanzen gestreckt und geraucht; das ist das berüchtigte Crack, die billigere Arme-Leute-Droge. Reines Kokain hingegen ist wegen seines hohen Preises eine Luxusdroge.
Die Indios hatten natürlich noch keine Kokain-Destillen und begnügten sich mit dem Blätterkauen.
Die Heil pflanzennutzung ist uralt, daher kann man davon ausgehen, dass Kokastrauchblätter schon von den frühesten Indio-Schamanen verwendet wurden und dass sie sich dessen Gebrauch vorbehielten.
Auch im streng zentralistisch organisierten Reich der Inkas wardas Kokablätter-Kauen nur der Staatselite vorbehalten. Die Inkas, ein kleiner Amazonas-Stamm, waren erst um 1350 in das Andengebiet eingewandert und hatten die dort seit Jahrtausenden ansässigen Bauernkulturen unterworfen.
Koka war bei den
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