Die Weltgeschichte der Pflanzen
Ursprungsländern Sudan und Äthiopien auch Nigeria, Mexiko und die USA zu den führenden Anbauländern. Gerade in den Vereinigten Staaten sorgen Neuzüchtungen viel ergiebigerer Sorghum-Sorten für einen Entwicklungssprung. In Indien (zehn Millionen Hektar) und in Lateinamerika (Argentinien, Brasilien, Mexiko) werden diese Sorten mittlerweile als hochwertiges Viehfutter großflächig angebaut. Außerdem arbeiten die Amerikaner erfolgreich an einer weiteren, zukunftsweisenden Nutzung des Getreides: Aus der Zuckerhirse gewinnen sie Bioethanol.
Zu Tränen gerührt
Knoblauch
In Roman Polanskis Filmsatire Tanz der Vampire hängen Knoblauchgirlanden als Abwehrzauber über Türen und Fenstern. Der Volksglaube verband geruchsstarke Pflanzen mit besonderen Wirk- und Zauberkräften, die selbst Geister und Dämonen abschrecken sollten. Knoblauch galt als besonders potentes Abwehrmittel.
Dessen schon früh beobachtete gesundheitsfördernde Wirkung steht keineswegs im Widerspruch zum neuzeitlichen wissenschaftlichen Befund: Knoblauch wirkt antibakteriell und tötet schädliche Keime im Magen-Darm-Trakt des Menschen ebenso wie in abgestandenem Wasser. Das wussten schon die frühen Seefahrer.
Nicht überall wird der Knoblauchgeruch als unangenehm empfunden. In Asien zum Beispiel machen sich die Menschen nichts daraus. Der besondere Geruch stammt von einem Inhaltsstoff vieler Laucharten, dem Alliin, einer schwefelhaltigen Aminosäure. Alliin ist für sich genommen geruchsfrei; erst wenn Pflanzenteile zerstört werden (durch Schneiden oder Quetschen, aber auch durch Wurmfraß), kommen chemische Reaktionen in Gang, die den schwefelwasserstoffhaltigen Knoblauchgeruch freisetzen. Die schwefelhaltigen Abbauprodukte werden übrigens nicht durch den Magen, sondern über die Lungen abgegeben. Daher der Knoblauchatem.
Knoblauch ( Allium sativum ) ist eine Steppenpflanze Zentralasiens und hatte sich bereits vor der Pyramidenzeit von China bis nach Ägypten als Kulturpflanze ausgebreitet. China ist heute auch der mit Abstand größte Knoblauch-Erzeuger, gefolgt von Indien. Bekannt ist der gewaltige Aufwand, der schon beim Bau der Cheopspyramide für die Knoblauch- und Zwiebelversorgung der Arbeitergetrieben werden musste. Nicht nur in der asiatischen, auch in der orientalischen und der mediterranen Küche ist Knoblauch als Basisgewürz omnipräsent. Im Mittelalter wie in der Antike spielte er als Heilpflanze eine herausragende Rolle.
Der Knob-Lauch hat seinen Namen von der einzelnen Zehe, denn das Wort leitet sich von dem nicht mehr gebräuchlichen mittelhochdeutschen Wort klieben (»spalten«) ab; die einzelnen Zehen werden also als »abgespaltene« Teile aufgefasst. Wie Zwiebel, Lauch, Schnittlauch und Bärlauch gehört Knoblauch zur Gattung Lauch (lateinisch allium ). Alle sind botanisch eng verwandt und alle enthalten Alliin, jedoch in unterschiedlichen Konzentrationen, was die Stärke des Geruchs bedingt.
Die chemischen Wirkungen, wie eben der starke Geruch beim Aufschneiden oder Quetschen der Zehen oder beim Reiben von Meerrettich, müssen auf die Menschen in vorwissenschaftlichen Zeiten wie Magie gewirkt haben.
So war es für sie völlig naheliegend, ja geradezu »logisch«, diesen Pflanzen Zauberkräfte zuzuschreiben.
Zwiebel
Als universell verwendbares Nahrungsmittel, ja als Grundnahrungsmittel, überragt die sortenreiche Zwiebel ( Allium cepa ) den Knoblauch bei Weitem an Bedeutung. Ihre Verwendung ist ebenfalls uralt, sie stammt vermutlich aus der gleichen zentralasiatischen Steppenheimat wie der Knoblauch, also ungefähr aus der Gegend des heutigen Afghanistan und Turkmenistan. Beide Pflanzen brachten die Römer über die Alpen. Das Wort »Zwiebel« wurde direkt vom spätlateinischen cepula übernommen. Beim Schneiden der Zwiebeln werden unweigerlich Zellwände durchtrennt, was wie beim Knoblauch eine Enzymreaktion auslöst, durch die Propanthial-Sulfoxid entsteht. Diese die Schleimhäute stark reizende Substanz ruft den Tränenfluss hervor.
Lauch, Schnittlauch, Bärlauch
Der Lauch, auch Porree genannt, stammt aus dem Mittelmeergebiet. Bei Schnittlauch und Bärlauch verwendet man in der Küche nur die Blätter, nicht die Knolle. Schon in der Antike wurde Bärlauch genauso als Allium ursinum bezeichnet (lat. ursus = Bär). Aber es ist nicht bekannt, wie diese Wortverbindung zustandekam.
Alle Laucharten gehören zur Familie der Amaryllisgewächse und diese wiederum zur botanischen Ordnung der Spargelartigen. Die meisten
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