Die Weltgeschichte der Pflanzen
Spargelartigen sind tropische Zierpflanzen, aber auch die Hyazinthen, Schwertlilien (Iris, Gladiolen), Agaven und Orchideen gehören dazu. Essbar sind allerdings nur der Spargel und die genannten Lauchpflanzen.
Keine deutsche Nationalspeise
Kohl
Grünkohl, Kohlrabi, Rosenkohl, Rotkohl, Blumenkohl, Brokkoli: So verschieden sie auf den ersten Blick auch wirken mögen, stammen sie alle von einer Kohlart ab, dem Wildkohl ( Brassica oleracea ). Die Senfpflanze und der Raps sind ebenfalls Brassica -Arten. Da sie anders genutzt werden, stehen sie jeweils in eigenen Kapiteln dieses Buches.
Wilder Kohl ist ein ausgesprochener Küstenbewohner, vor allem felsiger Küsten. Er kommt sowohl an der französischen Atlantikküste bis zur Nordsee als auch an der englischen Südküste vor. Die Insel Helgoland ist bis heute ein berühmter Standort für Wilden Kohl. Auch am Nordrand des Mittelmeeres von den Pyrenäen über Ligurien und den Balkan bis nach Kleinasien ist Wildkohl heimisch. Weil wilde Kohlpflanzen an den Küsten stets dem Wind ausgesetzt sind, wachsen sie so niedrig und gedrungen. Manche bilden sogar eine Wachsschicht als Schutz gegen die Salzwassergischt.
Wilde Kohlpflanzen von Nordsee- und Atlantikküsten wurden schon von Jungsteinzeitbauern angepflanzt, und zwar möglicherweise ursprünglich nur wegen der ölhaltigen Samen. Wo und wann sie anfingen, Kohlblätter auch zu essen, lässt sich nicht einmal annähernd in Erfahrung bringen angesichts des blätterweichen Kohls, der keine harten Körner als Spuren in archäologischen Fundstellen hinterließ.
Kohlanbau hatte jedenfalls bereits eine lange jungsteinzeitliche Tradition in Mitteleuropa – schon vor den Kelten und Germanen. Aus dem Keltischen kennt man die Wörter kol, bresic und kap (daher das Dialektwort »Kappes« für »Kohl«). Da Kohl hier längst heimisch war, waren es ausnahmsweise einmal nicht die Römer, dieden Germanen den Kohlanbau beibrachten. Brokkoli und Blumenkohl kamen erst seit der Renaissance über die Alpen.
Ob nun anfangs wegen der Samen oder gleich wegen der Blätter: Zu verschiedenen Zeitpunkten der Kohlgeschichte wurden mit der Pflanze ganz verschiedene Züchtungsziele verfolgt: große Blätter (Kohl, Grünkohl), Stiele (Kohlrabi), Knospen (Rosenkohl), Sprossen (Blumenkohl, Brokkoli). Wie gesund die verschiedenen Kohlsorten sind, war schon in der Antike bekannt. Alle maßgeblichen agrarischen und pharmazeutischen Autoren wie Columella, Plinius und Dioskurides empfahlen Kohl als Heilmittel und Speisepflanze. Sie beschreiben ausführlich und sorgfältig, wie verschiedene Kohlsorten angepflanzt werden sollen und wie wohlschmeckend sie sind.
Brokkoli und Blumenkohl sind mittelmeerische Sorten. Die Genuesen sollen sie während der Renaissancezeit nach Italien gebracht haben. Wegen der engen italienisch-flandrischen Handelsbeziehungen gelangte diese Kohlart nach Flandern, Nordfrankreich und bis ins Rheinland. Rosenkohl wurde sogar erst seit 1785 in Belgien gezüchtet. Daher auch die im Englischen völlig gängige Bezeichnung Brussels sprouts , die sich als »Brüsseler Kohl« in Deutschland nicht durchgesetzt hat.
Bei den meisten Kohlarten essen wir bekanntlich die Blätter, nur beim Brokkoli die vollentwickelten Blütenknospen mit fertig ausgebildeten Pollenkörnern in den Staubgefäßen, beim Blumenkohl die noch unentwickelten Blütenstände.
Sauerkraut entsteht durch eine Milchsäuregärung im Weißkohl, der als Spitzkohl in Deutschland vorwiegend auf den Fildern oberhalb von Stuttgart als besondere Delikatesse angebaut wird. Weißkohl oder Spitzkohl besitzt einen höheren Zuckeranteil als andere Kohlarten und eignet sich daher besonders für die Milchsäuregärung. Dies ist ein natürlicher, traditioneller Konservierungsprozess, ausgelöst durch Bakterien und Zerstampfen und Pressen des gestampften Kohls. Sauerkraut ist sehr lange haltbar; ein Vitamin-C-haltiger Vorrat für Winter und Schiffsreisen.
Gepriesene Köche im Elsass wissen Sauerkraut als wahre Delikatesse zuzubereiten – was aber keine Alltagspraxis in Deutschland ist. Hier geht die Witwe Bolte bekanntlich einfach in den Keller, »dass sie von dem Sauerkohle / eine Portion sich hole, / wofür sie besonders schwärmt, / wenn er wieder aufgewärmt«. Die Verse aus Max und Moritz von Wilhelm Busch sind eine der berühmtesten Stellen zu einer Speise in der deutschen Literatur.
Die Engländer sahen die Deutschen in der Zeit der großen nationalen Gehässigkeiten vor und nach
Weitere Kostenlose Bücher