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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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stammt aus dem heutigen Kamerun und Nigeria und gelangte durch den frühantiken Orienthandel um 2000 v. Chr. nach Südindien. Das beweisen Funde in der archäologischen Ausgrabungsstätte von Hallur in Südindien. Dies ist kulturhistorisch insofern bedeutend, als es demnach schon in so früher Zeit einen Handels- und Kulturaustausch zwischen Afrika und Indien gab. Heute ist Indien das mit Abstand größte Erzeugerland dieser Hirse.
    Pennisetum kann überall dort gedeihen, wo Weizen- und Maisanbau nicht möglich ist. Die größten Anbaugebiete befinden sich in Indien und Westafrika. Die Fingerhirse ( Eleusine coracana ) wird ebenfalls in Südindien auf einer Gesamtfläche von 10000 Hektar angebaut und ist dort wohl auch heimisch.
    Im alten Rom wurde das Getreide ähnlich wie Polenta zubereitet, als fester Brei; den man pulmentum nannte. Die Bezeichnung »Polenta« schreibt sich deutlich sichtbar von diesem Hirsebrei her, auch wenn Polenta heute aus Maisgrieß besteht. Die Rispenhirsen galten im Mittelalter als »Brot der Armen«, wobei »Brot« nicht wörtlich im Sinne des heutigen Brotlaibs zu verstehen ist. Hirsebrei und Hafergrütze waren die Alltagskost der einfachen Leute.
Sorghum
    Sorghum ist das früher »Mohrenhirse« oder »Kafferkorn« genannte Sorghum bicolor . Der alte Trivialname zeigt an, woher die für Afrika überaus wichtige Pflanze kommt: aus der Savanne südlich der Sahara mit ihrem heißen und trockenen Klima.
    Sorghumhirse ist sehr trockenheitsresistent, weil das Wurzelwerk tief reicht. Sie kann höher als Mais wachsen, hat ebenfalls mit Mark gefüllte Halme und ist etwas weitläufiger verwandt mit Mais und Zuckerrohr. Die Fruchtstände sind üppig mit Körnern besetzte Rispen.
    In der Sahelzone ist Mohrenhirse das Grundnahrungsmittel schlechthin. Die Körner werden zu Mehl (aber nur für Fladenbrote), Brei oder Grütze verarbeitet. Auch Bier wird daraus gebraut, ganz ähnlich wie die Biere aus Gerste durch Mälzen, Aufkochen, Klären. In Westafrika ist es Dolo , in Ostafrika Pombe (auch mit Bananen). Beide Getränke schmecken eher süßlich. Ferner ist die Hirse in all diesen Ländern eine wichtige Futterpflanze.
    In Afrika mangelt es an Aufzeichnungen und paläobotanischen Fundstätten. Die Bantu-Völker, die einen großen Teil der schwarzafrikanischen Bevölkerung ausmachen, haben selbst nie besondere pflanzenzüchterische Absichten gezeigt; sie sammelten lieber vorhandene Wildfrüchte und gingen auf die Jagd. Das ist einer der Gründe, warum Afrika historisch gesehen für die Entwicklung der Nutzpflanzen keine bedeutende Rolle spielt.
    Die Mohrenhirse ist vielleicht in den Regionen Nubiens und Äthiopiens in engem Kulturaustausch mit der nahöstlichen Welt kultiviert worden. Als Kulturpflanze ist sie mehrmals »ausgewandert«. Schon während der Bronzezeit um 2000 v. Chr. muss sie auf den indischen Subkontinent gelangt sein, denn es sind Funde von Sorghum bicolor an Ausgrabungsstellen aus jener Zeit gemacht worden.
    Im frühen Mittelalter verpflanzten die Araber Sorghum in den Nahen Osten, nachdem sie diesen erobert hatten. Römer und Griechen, die großen Pflanzenkulturvermittler der Antike, kannten Sorghum noch nicht. Ebenso wie sie spielten die Araber in der Hochphase ihrer glanzvollen Kultur eine enorme Rolle bei der Vermittlung orientalischer Pflanzen aus dem Orient in den Mittelmeerraum. Erst durch die Araber lernten die Europäer Zitrusfrüchte, Zuckerrohr, Reis und Baumwolle kennen. Außerdem vermittelten sie wichtige landwirtschaftliche Techniken und Bewässerungskünste. Andalusien verwandelten sie in einen blühenden und landwirtschaftlich hocheffizienten Garten Eden. Ohne diese solide landwirtschaftliche Basis wäre die blühende arabische Hochkultur des Mittelalters nicht denkbar gewesen.
    So gelangte Sorghum auch nach Syrien, woher die heutige Bezeichnung stammt. Das italienische Wort sorgo , das andere europäische Sprachen übernommen haben, ist eine Kurzform von Syricum granum (»Syrisches Korn«). Sorghum erschien also erst während des Mittelalters im europäischen Gesichtskreis. Auch in Andalusien lernten die Spanier Sorghum bei den Mauren kennen.
    Durch den Sklavenhandel kam Sorghum, von dem es auch sehr zuckerhaltige Formen gibt, schon während der frühen Kolonialzeit im 16. Jahrhundert aus Afrika nach Nordamerika. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde Sorghumhirse dort hauptsächlich kultiviert, um Melasse (Zuckersirup) zu gewinnen.
    Weltweit zählen heute neben den

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