Die Weltgeschichte der Pflanzen
Europa, auch an den Zarenhof.
Für Linden erforschte Wallis seit 1858 den gesamten Verlauf des Amazonas von der Mündung bis zu den Quellen und durchquerte so den südamerikanischen Kontinent. Bei einer ähnlichen Reise entlang des Rio Negro 1866 entdeckte er eine unbekannte Cattelya-Art, die Cattelya eldorado genannt wurde, da man in dieser Gegend schon immer das sagenhafte Goldland vermutet hatte.
Wallis ließ sich 1870 von Veitch and Sons anstellen und wurde mit spezifischen Aufträgen nach Phalaenopsis -Orchideen zu suchen in die Philippinen entsandt. Sein Engagement für Veitch endete 1874. Vier Jahre später starb er 1878 in Panama an Gelbfieber und Malaria.
Die Orchideenzucht in den Gewächshäusern blieb schwierig. 1904 entdeckte man schließlich, dass Orchideensamen sich in ihrer ersten Entwicklungsphase von Pilzen ernähren, erst dann wächst der Keimling. Sobald sie selbst Chlorophyll bilden können, werden sie von dieser für eine kurze Anfangsphase schmarotzenden Pilzspeise unabhängig.
Seit 1922 entwickelte man eine pilzunabhängige Methode der Samenkeimung. Sie bildete die Grundlage für erfolgreiche Nach- und Weiterzüchtungen. Inzwischen waren viele Orchideenarten durch das übermäßige Sammeln ausgerottet. Die Sammler mussten ja ganze Pflanzen mitnehmen, da ihre Vermehrung und Weiterzüchtung bis dahin nicht möglich war. Wenn die Angabe stimmt, dass allein Sander & Co. um die zwei Millionen Pflanzen »handelten«, und man zudem berücksichtigt, dass viele Pflanzen auf dem langen Transport eingingen oder verlorengingen, kann man sich einerseits vorstellen, welche Leistungen die Orchideensammler unter schwierigen Umständen vollbrachten (an ihren Standorten findet man Orchideen in der Regel nicht in rauen Mengen), und andererseits, welcher Massenraubbau hier betrieben wurde. Aber Kosten spielten für die wohlhabenden Orchideenliebhaber keine Rolle, die Käufer zahlten jeden Preis.
In den Fünfzigerjahren gelang in Frankreich eine Methode, Orchideen-Klone hochzuziehen, also viele Pflanzen mit identischem Erbgut. Erst dies ermöglichte die Massenproduktion zum Sonderangebotspreis im Supermarkt. Züchtungsziele sind möglichst große, farbenprächtige Blüten.
Orchideen (und Kakteen) zählen zu den am meisten gefährdeten Pflanzenarten. Viele unterstehen dem Schutz durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen von 1973/75. Aufgrund dieses Übereinkommens greift der Zoll zu, wenn Orchideen geschmuggelt werden. Doch gegen die Zerstörung natürlicher Habitate durch landwirtschaftliche Nutzung oder das Abholzen des Regenwaldes ist der Zoll natürlich machtlos.
Im Garten der Kaiserin
Rose
Die ältesten Abbildungen von Rosen sind etwa 4000 Jahre alt. Man erblickt sie sowohl auf sumerischen Tontafeln wie auf Wandmalereien im Palast von Knossos aus der Zeit um 1700 v. Chr.
Die Rose ist die Blume schlechthin, auch als Symbolpflanze. Das ergibt sich sozusagen schon aus der Wortherkunft: Altpersisch urda bedeutet einfach »Blume«. Der Norden Persiens am Kaspischen Meer liegt mitten im Heimatgebiet der urda , das sich vom Kaukasus bis zum Hindukusch erstreckt. Auch unser Name der Rose geht auf das persische urda zurück. Die armenische Namensvariante ist vard ; dieses Wort war das Vorbild für den griechischen Namen der Rose: rhódon . Das bezog sich schon in der klassischen griechischen Antike auf die gefüllten Kulturrosen. (Die wilde Rose hieß kynosbatos, »Hundsrose«.) In Süditalien, wo die Griechen seit etwa 750 v. Chr. blühende Kolonien unterhielten, lange bevor irgendjemand irgendetwas von Römern gehört hatte, wandelte sich rhódon über mehrere Zwischenstufen zu rosa .
In der botanischen Taxonomie ist die Rose namengebend für eine umfangreiche Pflanzenfamilie, zu der auch Apfel, Birne, Erdbeere, Kirsche und viele andere Obstarten gehören. Sie haben immer fünf, zehn, fünfzehn Blütenblätter und so weiter.
Rosen wachsen bekanntlich nicht als Blümchen auf der Wiese, sondern es handelt sich vielmehr um Sträucher. Ihr natürlicher Lebensraum ist die nördliche Halbkugel, in erster Linie die gebirgigen Gegenden wie eben in Südwestasien. Rosen wachsen natürlich sogar bis an die Grenze der Arktis. Sie sind also keine subtropischen Pflanzen, sondern eigentlich Bergbewohner .
Die Früchte der Wildrosen wie der Zierrosen sind die Hagebutten, botanisch korrekt ist das eine Sammelnussfrucht wie die Erdbeere. Wildrosen waren schon den Kelten und Germanen bekannt, wobei diese wohl eher die
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