Die Weltgeschichte der Pflanzen
Früchte, die Hagebutten, schätzten – sicherlich, weil sie schon ahnten, dass diese viel gesundes Vitamin C enthalten.
Rosen haben »Dornen«, botanisch korrekt: Stacheln. Auch Brombeer- und Himbeersträucher pieksen mit solchen Stacheln, die zwei Funktionen haben: Sie dienen den Pflanzen als Halt beim Klettern sowie als Schutz gegen Fressfeinde. (Übrigens sind die »Stacheln« der Kakteen botanisch korrekt Dornen; es verhält sich also in der Wissenschaftssprache der Botaniker genau umgekehrt wie in der Alltagssprache.)
Die Rosenzucht selbst ist uralt und begann wohl schon vor 4000 Jahren, ebenfalls im persischen Raum. Im persischen Hochland gab es in jener Zeit keine bekannten »Reiche«; man kennt auch keine signifikanten archäologischen Stätten. Die Bevölkerung (Arier) hatten den ortsfesten Ackerbau, der sich vom Fruchtbaren Halbmond aus auch nach Osten verbreitete, längst etabliert. Selbstverständlich waren diese Vorläufer der Perser weder Zoroastrier (die antike persische Religion) und erst recht keine Muslime. Mangels Funden und Überlieferungen kann man sie sich nur vage vorstellen. Die Rosen züchtenden Ackerbauern töpferten Keramik, verstanden sich auf Metallguss und webten oder knüpften vielleicht auch Kelims oder Teppiche als Teil des nomadischen Erbes der Iraner, bei denen die Viehzucht neben dem Ackerbau eine große Rolle spielte. Von der Entwicklungsstufe und vom Zeitrahmen her lassen sich Parallelen zu den frühbronzezeitlichen Kulturen in Europa (Himmelsscheibe von Nebra, Goldhüte) oder China (Bronzegefäße) ziehen. In den benachbarten großen Flusslandschaften von Euphrat und Indus gab es bereits entwickelte Hochkulturen: Sumer und Harappa.
Die Vorstellung eines ummauerten, bewässerten, gepflegten Gartens inmitten einer ansonsten kargen Umgebung gehört zuden verbreitetsten, stärksten Symbolbildern des Abendlandes wie des Orients. Es kommt natürlich aus dem Orient und die Bezeichnung stammt aus dem Awestischen, einer altiranischen Sprache. Das bekannte Wort dafür lautet: »Paradies«, awestisch pairi-daeza (»von Wänden umgeben«), womit der Garten gemeint war. Ob in solchen Paradiesgärten in den Siedlungen des iranischen Hochlandes Rosen gezüchtet wurden, lässt sich heute natürlich nicht mehr nachweisen, aber da die urda für die frühen Perser die Blume schlechthin war, darf man davon ausgehen.
Die gefüllten Rosen sind Kulturpflanzen. Von Persien aus verbreiteten sie sich bis nach China und Griechenland. Möglicherweise ging es dabei in erster Linie um die Gewinnung von Rosenöl, einem bedeutenden Grundstoff der Parfümherstellung zu allen Zeiten. Die Duftstoffe sind in den Blütenblättern als ätherisches Öl enthalten.
Ob die Menschen der Antike Sinn für Pflanzenschönheit hatten, so wie moderne Menschen, lässt sich nur schwer sagen. Pflanzen mit deutlich spürbarer Wirkung mussten im vorwissenschaftlichen Denken einfach über magische Zauber kräfte verfügen. Das gilt ganz klar für die Heilpflanzen, deren Wirkungen man seit uralter Zeit kannte. Und es gilt sicherlich auch für stark duftende Pflanzen. Noch die Kräutergärten und die botanischen Aufzeichnungen des Mittelalters zeigen, dass es hier bei den Anpflanzungen von Blumen um die »Wirkung« ging; Blumen werden hier nie wegen ihrer ästhetischen Gestalt hervorgehoben. Hauptsächlich diese Wirkungen und in zweiter Linie noch die Farbe sind auch die Aufhänger für die komplexe Pflanzensymbolik, welche in Europa ihren Höhepunkt erreichte, als man in der Spätrenaissance anfing, sich Pflanzen erstmals mit wirklich botanischem Interesse zu nähern. Möglicherweise waren die Chinesen diejenigen, die schon viel früher als die Europäer einen Sinn für Pflanzenschönheit entwickelten, gerade auch in Bezug auf die Rosen. Chinesische Rosen spielten eine enorme Rolle in der späteren Gartenzucht dekorativer Rosen. Spätestens vor etwa 1000 Jahren begannen die Chinesen damit, Rosen als Zierblumen zu züchten. Chinesisches Porzellan wurde von Anfang an (Mitte erstes Jahrtausend n. Chr.) mit Blumenmotiven verziert.
Die Römer gaben Rosenblätter lieber als Gewürzzutat in den Wein. Überhaupt waren sie verrückt nach Rosen. Bei luxuriösen Festmahlen lag man buchstäblich auf Rosenblättern gebettet, eine Extravaganz, mit der sie zeigten, welchen Luxus sie sich leisten konnten. Von Blumensträußen ist hingegen nichts überliefert. Die Kunst der klassischen Antike verwendete Fruchtgirlanden als dekoratives Mittel
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