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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Malmaison bei Paris. (Napoleon beglich einige Monate später den Restkaufpreis.) Malmaison wurde sozusagen der private Wohnsitz des Paares. Joséphine lebte dort auch nach ihrer Scheidung vom Kaiser 1810 bis zu ihrem Tod 1814. Mit der Anlage eines Rosengartens und der Rosenzucht begann sie 1804. Bei ihrem Tod enthielt dieser alle bekannten Rosen ihrer Zeit. Napoleon hatte bei seinen Eroberungsfeldzügen dementsprechende Sammelbefehle an die Generalität ausgegeben, und auch die Admiralität war angewiesen, aufgebrachte Feindschiffe nach Pflanzen für Malmaison zu durchsuchen. Natürlich übersandte auch John Banks Rosen aus Kew Gardens nach Malmaison. Der belgische Maler Pierre-Joseph Redouté wurde damit beauftragt, die Blütenpracht in (zahllosen) Aquarellen zu verewigen, wodurch er sich den Beinamen eines »Raffaels der Blumen« erwarb. Redoutés Kunst profitierte selbstverständlich von der großartigen Tradition der niederländischen Stilllebenmalerei. Sozusagen als Hofpflanzenmaler hatte er bereits der gestürzten (und geköpften) Königin Marie Antoinette gedient und wurde später der Zeichenlehrer der zweiten Napoleon-Gattin, Kaiserin Marie-Louise, also der Nachfolgerin Joséphines.
    Für schöne Abbildungen war also gesorgt, aber leider wurde von Joséphines Rosenzucht kein systematisches Verzeichnis angelegt, was für die Züchtungsgeschichte sehr von Interesse gewesen wäre.
    Joséphine nahm selbst intensiv Anteil an den Züchtungen. Gerade in Malmaison begannen die Gärtner mit der Hybridisierung von Pflanzen, mit der künstlichen Bestäubung, um neue Sorten zu züchten. Bis dahin wurden die Rosen einfach aus den Samen ihrer Hagebutten vermehrt, Veränderungen der Pflanzen waren das eher zufällige und daher seltene Werk der Bienen.
    Ausgehend von Joséphines Rosengarten begann innerhalb weniger Jahre nun geradezu ein Vulkanausbruch der Rosenzüchtung. Heute gibt es ungefähr 30000 Rosensorten. Sogenannte »Alte Rosen« sind diejenigen Sorten, die es schon vor 1867 gab. Dazu zählen die Damascena, Portland oder Bourbon, um einige bekannte unter den »Alten Rosen« zu nennen. 1867 kreuzte der französische Züchter Jean-Baptiste Guillot vermittels Pinsel eine Alte Rose mit einer chinesischen Teerose. Sie wurde »La France« genannt und gilt als die erste Teehybride – ein Wendepunkt in der Rosenzucht. Teerosen sind eine chinesische Variante der Gartenrosen, doch sie sind nicht winterhart. Teehybride sind ebenfalls nicht winterhart, aber sie haben eine lange Blütezeit und eine große Farbskala.
    Rosen sind, wie andere Blumen auch, ein idealer nachwachsender Rohstoff für die üppig blühende Schnittblumenindustrie in den Niederlanden. Rund eine Milliarde Rosen werden pro Jahr nach Deutschland importiert, der Löwenanteil kommt mit fast drei Vierteln aus den Niederlanden. Dann folgen mit weitem Abstand Italien, Kenia und Ecuador.
    Die stark duftende Damaszener-Rose ist neben einigen anderen geruchsintensiven alten Rosen eine wichtige Anbaupflanzefür die Gewinnung von Rosenöl; Hauptanbaugebiet ist Bulgarien. Der jährliche Ertrag liegt bei 1,5 Tonnen Rosenöl (70 Prozent der Weltproduktion). Für einen Liter Rosenöl werden drei Tonnen Blütenblätter benötigt, die während der Blütezeit im Frühjahr am besten frühmorgens von Hand abgeschnitten werden – traditionelle Frauenarbeit wie das Teeblätterpflücken. Der Aufwand ergibt, dass (echtes) Rosenöl sehr teuer ist. Rosenöl wird durch Destillation gewonnen, eine persische Erfindung des Mittelalters. Der Hauptduftstoff des chemisch natürlich sehr komplex zusammengesetzten Öls ist eine Alkoholverbindung namens 2-Phenylethanol ( C 8 H 10 O ). Mit Rosenöl oder Rosenwasser werden in den orientalischen Küchen auch viele Speisen aromatisiert, in der griechischen und römischen Antike war es eine Zutat für den Wein. Damals wurde der Duftstoff mit Ölen aus den Blättern extrahiert.
    Heute wird Rosenöl viel einfacher und billiger synthetisch hergestellt, aber das Haltbarkeitsdatum auf der Haut ist natürlich viel kürzer.

»Tulpen aus Amsterdam«
Tulpe
    Natürlich ist Amsterdam nicht die botanische Heimat der Tulpe, aber die Niederlande mit ihren im wahrsten Sinne des Wortes florierenden Gartenbaubetrieben sind bekanntlich der größte Tulpenproduzent der Welt. 80 Prozent aller weltweit hergestellten Tulpen kommen von dort. Es ist eine Industrie, anders kann man es nicht nennen.
    Anders als Rosen waren Tulpen in der Antike in den Mittelmeerländern

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