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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Eingangsbereich des heutigen British Museum originalgetreu rekonstruiert – eine eindrucksvolle Demonstration enzyklopädischen Forschungsinteresses.
    Im direkten Umfeld solch ehrwürdiger Institutionen bewegte sich also William Forsyth, nach dem die Forsythien benannt sind, von denen er nie eine gesehen hatte. Als Verwalter und Mehrereines großen botanischen Erbes gehörte der Schotte Forsyth zu denjenigen, die Pflanzensammler in alle Welt schickten. Die ersten Forsythien wurden erst 40 Jahre nach seinem Tod nach England gebracht, und zwar von Robert Fortune, den Kew Gardens nach den Opiumkriegen in das Innere Chinas entsandt hatte, um dort – auf höchst abenteuerliche Weise – den Chinesen das Geheimnis der Teepflanze und der Teeaufbereitung zu entreißen (siehe das Kapitel »Tee«). Die Benennung der früh im Frühling gelb blühenden Sträucher aus der Familie der Ölbaumgewächse erfolgte durch den skandinavischen Linné-Schüler Martin Vahl, einen aus Norwegen gebürtigen Kopenhagener Botanik-Professor.
    Zu den Ölbaumgewächsen gehören außerdem Flieder, Liguster, Jasmin, Esche und natürlich der Ölbaum selbst.
Freesie
    Freesien sind wie die Gerbera zwar nicht ausschließliche, aber typische Blumen der Capensis. Die Capensis bildet ein eigenes Florenreich mit außerordentlicher Artenvielfalt an der Südspitze des afrikanischen Kontinents, wo viele der heutigen Zierpflanzen in unseren Wohnzimmern und Gärten ihre botanische Heimat haben.
    Die ursprünglich Kapmaiblumen genannten Pflanzen aus der Gattung der Schwertliliengewächse wurden 1866 von dem Botaniker Christian F. Ecklon nach seinem Freund und Schüler, dem Arzt Friedrich H. T. Freese (1795-1868), benannt.
Fuchsie
    Bei der Benennung des südamerikanischen Nachtkerzengewächses gedachte ihr Entdecker, der Begonien-Benenner Plumier, des bedeutenden deutschen Renaissance-Botanikers Leonhart Fuchs. Die von Plumier beschriebene Fuchsia triphylla war auf dessen erster Reise, genauer gesagt auf der Rückreise, mit dem Schiff und Plumiersgesamter Pflanzensammlung untergangen. Nur seine Aufzeichnungen hatten auf einem anderen Schiff überlebt. Erst William Lobb von der Firma Veitch and Sons brachte erstmals aus den Anden stammende Fuchsien nach England.
    Fuchs (1501-1566), eigentlich ein Arzt und einer der typischen humanistischen Gelehrten seiner Zeit, war einer der Ersten, der botanische Exkursionen durchführte – Ausdruck eines ganz neuartigen naturwissenschaftlichen Interesses. Der zu seiner Zeit hochberühmte Gelehrte legte in Tübingen für die Universität einen der ersten Botanischen Gärten an und verfasste mehrere umfassende »Kräuterbücher«. Das bedeutendste enthielt über 500 Holzschnittdarstellungen, darunter bereits »exotische« Spezies wie Mais und Paprika. Es wurde alsbald ins Englische und ins Niederländische übersetzt. Durch all diese Aktivitäten wurde er neben seinen Generationsgenossen Otto Brunfels und Hieronymus Bock zu einem der Begründer der modernen Pflanzenkunde. Kaiser Karl V . erhob Leonhart Fuchs in den Adelsstand.
Gerbera
    Beliebte Schnittblumen und daher von großer wirtschaftlicher Bedeutung im Blumenhandel sind die hauptsächlich aus dem Süden Afrikas (Capensis) stammenden Gerbera-Arten aus der Pflanzenfamilie der Korbblütler. Einige wenige Gerbera sind auch in Ostafrika und in Asien heimisch. Sie wurden zunächst »Äthiopische« oder »Afrikanische Aster« oder »Transvaal-Gänseblümchen« genannt. Die Bezeichnung Gerbera verlieh der Pflanze der niederländische Botaniker Jan Frederik Gronovius, ein Freund Linnés. Der sächsische Arzt Traugott Gerber (1710-1743), über dessen Leben wenig bekannt ist, war von 1735 bis 1742 Direktor des Botanischen Gartens in Moskau. Welche Verbindung zwischen Gronovius und Gerber bestand, ist nicht bekannt.
Kamelie
    Die mit dem Teestrauch verwandten Kamelien zählten zu den am meisten geschätzten Zierpflanzen im 19. Jahrhundert. Auch für die Schönheit von Rosen und Orchideen hatten sich die müßigen Oberschichten Europas damals in besonderer Weise begeistert.
    Literarisch und musikalisch berühmt wurde das ostasiatische Teestrauchgewächs als Attribut der Kameliendame in dem gleichnamigen Roman von Alexandre Dumas dem Jüngeren (1848 erschienen) und der darauf basierenden Oper La Traviata von Giuseppe Verdi (Uraufführung 1853): Die Kurtisane Marguerite Gautier (im Roman) beziehungsweise Violetta Valéry (in der Oper) lässt sich ausschließlich Kamelien schenken.

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