Die Weltgeschichte der Pflanzen
Botanikers. Der hochgebildete Bougainville verfasste einen später viel gelesenen Reisebericht, und es waren seine Schilderungen von Tahiti, die das Bild der Europäer vom Südseeparadies prägten: »Die Luft, die man atmet, ihre Gesänge, ihre Tänze, die stets von einladenden, lasziven Gesten begleitet sind – ständig wird man dadurch an die Freuden der Liebe erinnert und geradezu aufgefordert, sich ihnen zu auszuliefern.«
Hauptzweck von Bougainvilles Expedition war das Auffinden der Terra Australis, des legendären Südkontinents, den man irgendwo in der Südsee vermutete. Danach suchten auch die Engländer und die Holländer. Bougainvilles Route führte wie die von Ferdinand Magellan erst nach Südamerika und um das Kap Hoorn in den Pazifik. Australien verpasste er nur denkbar knapp. Am Großen Barriereriff bog er nach Norden Richtung Neuguinea ab – nur wenige Dutzend Seemeilen von Australien entfernt. Wäre er noch ein kleines Stück in westlicher Richtung weitergefahren, wäre der Ruhm der Inbesitznahme des Fünften Kontinents ihm und damit Frankreich und nicht James Cook und damit Großbritannien zugefallen.
Bougainville hatte auch am Indianerkrieg in Nordamerika und am Unabhängigkeitskrieg der Amerikaner gegen die Briten teilgenommen. Er war Privatsekretär des französischen Königs, überstand die Revolution und wurde von Napoleon mit Ehren überhäuft. Nicht nur eine Pflanzengattung, auch verschiedene geografische Orte in der Südsee tragen seinen Namen.
Die strauchartigen Bougainvilleen aus der Familie der Wunderblumengewächse mit ihren starkfarbigen Blättern stammen aus Südamerika. Sie wurden auf Cooks Weltfahrt von dem mitreisenden Botaniker Joseph Banks 1768 erstmals beschrieben, als das Schiff Endeavour an der südamerikanischen Küste entlangfuhr. Banks wurde dann der erste maßgebliche Pflanzenstratege in Kew Gardens, auf dessen Initiative die weltweite Verpflanzung des Chinarindenbaums und des Eukalyptus zurückgehen – und die Besiedlung Australiens durch die Engländer.
Dahlie
Dahlien stammen aus Mittelamerika: aus den gebirgigen Gegenden von Guatemala im Süden bis in die Umgebung von Mexiko-Stadt weiter nördlich. Einige Jahre nachdem die um 1785 im Königlichen Botanischen Garten von Madrid aus dorthin übersandten Samen erstmals erblühten, wurde eine Dahlia pinnata von dessen Direktor Cavanilles erstmals wissenschaftlich beschrieben und nach Anders Dahl benannt. 1798 gelangte mit Dahlia coccinea (»Scharlachdahlie«) eine weitere Dahlie nach Europa. Aus einer Kreuzung dieser beiden entstanden die Zierpflanzen.
Anders Dahl (1751-1789), ein Schüler Linnés, lehrte hauptsächlich als Universitätsprofessor an verschiedenen skandinavischen Universitäten. Die Namensgebung durch Cavanilles sollte vielleicht an den 1789 im Alter von erst 38 jung verstorbenen Forscher erinnern. Cavanilles war in seiner Zeit der führende Taxonom in Spanien, der das Linné’sche System in seinem Heimatland durchsetzte und fortführte. Auch ihm verdankt die Botanik ähnlich wie Charles Plumier eine Fülle von Pflanzennamen.
Forsythie
Mr. William Forsyth (1737-1804) war nicht irgendein britischer Gärtner, sondern gegen Ende seiner Karriere seit 1784 Königlicher Obergärtner für den St. James und den Kensington Palast im Herzen von London unter der Regierung von Georg III . Dieser war auch der königliche Förderer von Kew Gardens, wofür Joseph Banks zuständig war. Forsyth war zuvor Leiter des Chelsea Physic Gardens gewesen, des zweitältesten Botanischen Gartens in England nach Oxford. Der Chelsea Garden, ursprünglich ein Kräutergarten für Apotheker, lag in dem heute bekannten Londoner Stadtteil, dessen Zentrum der Sloane Square und die Sloane Street sind, benannt nach dem Eigentümer des Areals, Hans Sloane (1660-1753). Auf einer Reise nach Jamaika hatte Sloane dort das bittere Kakaowasser xocolatl kennengelernt. Das »Rezept«, die breiige Kakaomasse mit warmer Milch statt mit heißem Wasser anzurühren, stammt von ihm.
Als Leibarzt englischer Monarchen unterhielt Sloane eine florierende Praxis in London und wurde als erster praktizierender Arzt in den erblichen Adelsstand erhoben. Sloane war der direkte Nachfolger von Isaac Newton als Präsident der naturwissenschaftlichen Royal Society. Seine naturkundlichen Sammlungen, seine Antiquitäten und Kuriositäten sowie seine Bibliothek bilden den Grundstein des British Museum sowie der British Library. Die umfangreiche Sammlung wurde im
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