Die Weltgeschichte der Pflanzen
lenkte die Entwicklung dann in die bekannte, ganz andere Richtung. Eine Verwendung von Dieselkraftstoff aus Pflanzenöl auf der Grundlage eines belgischen Patents gab es 1937 auf einer Buslinie zwischen Brüssel und der nahe gelegenen Universitätsstadt Löwen.
Öle bestehen aus drei Fettsäuren. Sie hängen an Glyzerin (ein Zuckeralkohol). Bei der sogenannten Umesterung mit Methanol, ein einfacher Alkohol (vulgo: Fusel), erhält man Biodiesel. Um das Jahr 2000 gelangte Biodiesel in den USA wie in vielen Staaten Europas allmählich an die Tankstellen, hauptsächlich als Beimischung. (In den Vereinigten Staaten wird Biodiesel nicht aus Raps, sondern aus Sojaöl und Mais gewonnen.) Beim Biodiesel ist Deutschland weltweit führend.
Das jüngst umstrittene Bioethanol E10, das dem Benzin aufgrund gesetzlicher Verordnung beigemischt, von den Autofahrern aber boykottiert wurde, wird nicht aus Raps, sondern wegen des Zuckergehaltes aus Nahrungsgetreide (Weizen, Gerste, Mais) hergestellt.
Bei der Umesterung zu Biodiesel fällt sehr viel Glyzerin an. Eine Grundlage für die Herstellung von Kosmetika. Wie aus allen Ölen kann man aus Rapsöl noch viele weitere Industrieprodukte herstellen: Farben, Lacke, Lösungsmittel, Tenside. Größte Einzel-Anbauländer sind China, Kanada, Indien, Deutschland, Frankreich, Polen und etliche andere europäische Länder auf den vorderen Plätzen. Zählt man alle EU -Länder zusammen, ist die EU der größte Rapsproduzent der Welt.
Seit den Neunzigerjahren ist Raps weltweit die zweitwichtigste Ölsaat nach Soja.
Auch nach den Ölkrisen von 1973 und 1979 kann man im Hinblick auf neue Wege in der Energiegewinnung nur von Neuansätzen sprechen. Es würde wohl nicht angehen, ganz Deutschland in eine einzige blühende Rapslandschaft zu verwandeln, nur um vom herkömmlichen Mineralöldiesel unabhängig zu werden. So viel Ackerfläche gibt es gar nicht. Um den Biodiesel- und Heizölverbrauch in Deutschland komplett aus Raps zu decken, bräuchte man allein dafür eine Anbaufläche von 1,5 Millionen Quadratkilometern. Das entspricht der vierfachen Fläche Deutschlands oder der Gesamtfläche Irans. Biodiesel und andere Energiestoffe ausPflanzen können daher immer nur einen prozentual einstelligen Teil von Kraftstoffen ersetzen.
Moderne Formen der Energienutzung aus Pflanzen, vor allem aus Raps und Mais, werfen zudem etliche kontroverse Probleme auf. Nicht so brennend ist die Frage nach der CO 2 -Bilanz: Pflanzen nehmen Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und speichern es ein; bei der Verbrennung wird CO 2 wieder freigesetzt. Damit wären sie klimaneutral, aber man muss noch Dünger und die Verarbeitung hinzurechnen; dann wird die Bilanz wieder negativ. Viel gravierender ist, dass die Ausdehnung der Anbauflächen für Energiepflanzen auf Kosten der Fläche für Nahrungs- und Futtermittelgewinnung geht. Das ist für die entwickelten Länder mit ihrem ausgeglichenen Klima, effizienter Landwirtschaft und permanenter Überschussproduktion kein brennendes Problem. Aber mit Blick auf eine siebenmilliardenköpfige Weltbevölkerung und diverser Hungerregionen gewinnt die Frage eine geradezu ethische Dimension. Düngung hat immer zwei Seiten: Ertragssteigerung und Grundwasserschädigung. Auch der Einsatz von Schädlingsbekämpfungsmitteln hat immer zwei Seiten: Ertragssteigerung und Umweltvergiftung. Vom Flächenverbrauch einmal abgesehen ist die Umweltbilanz bei bedeutenden nachwachsenden Rohstoffpflanzen nicht nur positiv. Gerade Raps und Mais brauchen sehr viel Wasser.
Das Schaumstöffchen
Rizinus
Der Wunderbaum ( Ricinus communis ) ist eine Pflanze Afrikas, genauer Äthiopiens – wie der Kaffeestrauch. Das Wolfsmilchgewächs ist verwandt mit Maniok und Weihnachtsstern. Die Blätter werden pfannengroß, sind aber nicht rund, sondern »gelappt«, wie eine gespreizte Hand.
Verwendet wird das aus den Samen gepresste Öl. Vom Aussehen her erinnern diese Samen an Zecken (lateinisch ricinus ), daher der botanische Name. Die Samen werden auch Castorbohnen genannt, weshalb man bei der industriellen Verwendung des Öls von Castor-Öl spricht, das vor allem für die Schmierung von Zweitaktmotoren eingesetzt wird. Zwar sind die Samen mit ihren Schalen hochgiftig, das ausgepresste Öl jedoch nicht. Das Gift, ein fettunlösliches Eiweiß, bleibt im Pressrückstand und ist eines der wirksamsten Naturgifte überhaupt: Schon kleinste Mengen des Rizins wirken tödlich. Als Zierpflanze mit sehr dekorativer Blüte
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