Die Weltgeschichte der Pflanzen
anschaulich sehen. Diese Praxis war in Antike und Mittelalter gang und gäbe, bis Kartoffel(-schalen) und Mais die Eicheln als Schweinemast ersetzten. Nur in Spanien werden Schweine für besonders edle Schinkensorten noch in Eichenwäldern gemästet.
Eicheln sind Nüsse wie Bucheckern, Edelkastanien und Haselnüsse. Sie wurden übrigens in äußersten Notzeiten zerstampft oder geröstet und wegen der Gerbstoffe gewässert. Dann sind sie immerhin nahrhaft und nicht mehr giftig. Da man die anderen Nüsse ohne Vorbehandlung essen kann, wurden Eicheln nur in Notzeiten verzehrt.
Ebenfalls aus Asterix wissen heute die meisten um die hohe kultische Bedeutung der Eiche bei den Kelten. Wie es sich damit aber genau verhielt und ob »Druide« im Keltischen tatsächlich so viel wie »Eichenkundiger« bedeutet – das weiß niemand genau, und es ist auch eher unwahrscheinlich. Eichen zählen zu den Bäumen, die ein sehr hohes Lebensalter erreichen können: viele hundert Jahre, aber nicht »tausend«. Die Germanen waren wohl ebenfalls »eichengläubig«. Bei den legendenhaft überlieferten Naturheiligtümern verschiedener »Irminsul« handelte es sich vermutlich um Eichen, so wie bei der 723 von Bonifatius gefällten Thor-(»Donar-«)Eiche bei Fritzlar. Als er sie umhieb, erschlug ihn kein Blitz des Donnergottes, wodurch er die Vorfahren der heutigen Hessen davon überzeugen konnte, dass sein christlicher Gott mächtiger sein musste als der altgermanische Wettergott.
In der Antike war die Eiche als Symbolbaum den höchsten Göttern Zeus beziehungsweise Jupiter zugeordnet – auch sie Blitzeschwinger wie Thor. Hier bestehen zweifellos indoeuropäische Gemeinsamkeiten religiöser Grundvorstellungen. Auch wenn das Eichenlaub schon in der (griechischen) Antike und im Mittelalter vereinzelt als Dekorationselement (etwa auf griechischen Münzen) oder in der Heraldik auftaucht, so ist die spezifisch deutsch aufgeladene Eichen(laub)symbolik wohl doch erst ein Produkt des 19. Jahrhunderts, als man für allerlei Hoheits- und Ehrenzeichen wie Orden (Pour le Mérite, Eisernes Kreuz) und Münzen (Pfennige, Euro-Cents) ein mit »deutsch« assoziiertes Symbol brauchte. Aus der älteren deutschen Geschichte, insbesondere des Mittelalters, gibt es hingegen keine irgendwie ausgeprägte Eichen-, Eichel- oder Eichenlaub-Tradition – was nicht weiter verwunderlich ist. Es gab ja auch bis 1871 keinen deutschen Nationalstaat im modernen Sinn.
Eichenarten sind auf der ganzen Nordhalbkugel verbreitet, allerdings nicht in Japan, und auf dem nordamerikanischen Kontinent bis nach Mittelamerika. Sie zählen zu den Buchengewächsen; diezahlreichen Eichenarten sind daher mit den Buchen, auch mit den Edelkastanien, verwandt.
Buche
Buchenholz ist zwar viel härter als das massenhaft verwendete Nutzholz von der Fichte, aber anders als das Eichenholz verfault es leicht und ist daher als Bauholz ungeeignet. Anders als die anspruchslosen Fichten sind Buchen ( Fagus ) kapriziös im Hinblick auf die Böden: Sie wurzeln nicht so tief wie die Eichen, sodass sie empfindlicher bei Trockenheit sind, andererseits vertragen sie keine Staunässe. Aus all diesen Gründen bauen Forstwirte lieber Fichten und Kiefern an als Buchen, auch wenn nach den großen Stürmen der jüngsten Zeit ein gewisses Umdenken in Richtung einer Mischpflanzung eingesetzt hat.
Der Anteil der Buchen am Gesamtwald beträgt 15 Prozent, obwohl sie unter den augenblicklich herrschenden klimatischen Bedingungen die idealen Bäume in Mitteleuropa wären. Wären Wälder immer »naturbelassen« geblieben, wäre die Buche der verbreitetste Baum Mitteleuropas. Falls sich das Klima dauerhaft erwärmt, werden Eichen und Eschen im Vorteil sein.
Allerdings gibt es in Europa schon seit der Jungsteinzeit keine naturbelassenen »Urwälder« mehr. Wie viele andere Pflanzen und Bäume war die Buche in der Eiszeit nördlich der Alpen ausgestorben. Die Arten überlebten nur im Mittelmeerraum und kehrten langsam zurück, als es allmählich wärmer wurde, zuerst Birke, Hasel und Kiefer. Ob sich die Buche von selbst wieder verbreitet hat oder durch Bucheckern, welche die einwandernden Ackerbauern der Jungsteinzeit nach Europa mitführten, ist nicht geklärt. Zur Zeit dieser Einwanderung (um 6000 bis 5000 v. Chr.) war es jedenfalls so warm, dass die Eiche dominierte.
In Mitteleuropa begannen schon die ersten Ackerbauern, die Linearbandkeramiker (die, wohlgemerkt, noch längst keine Germanen waren, sondern Zuwanderer
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