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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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bearbeiten, zäh und haltbar und eignete sich deshalb schon in grauester Vorzeit für allerhand Behältnisse sowie für viele der praktischen Alltagsgegenstände, die heute entweder ganz anders oder aus Kunststoff gefertigt werden, vom Fassreifen über Holzschuhe bis zu Wäscheklammern.
    Birkenholz hat eine gelbliche Farbe und einen seidigen Glanz. Im Allgemeinen ist keine ausgeprägte Maserung erkennbar, doch manchmal haben Birkenfurniere unregelmäßige Faserverläufe, die man als geflammt bezeichnet. Sie sind genetisch bedingt. Solche auffallenden und schön gezeichneten Furniere waren im Biedermeier, einer Zeit großer Möbelkunst, sehr begehrt. Für russische und skandinavische Biedermeier-Möbel wurde sehr oft das dort weit verbreitete Birkenholz verwendet. Sie fallen durch ihren warmen gelblichen Farbton und ihre Maserungen ins Auge.
    Das keineswegs überall anzutreffende Brauchtum des Maibaums ist oft, aber nicht zwingend mit der Birke verbunden. Ein Schwerpunkt liegt in Süddeutschland und Österreich, ganz besonders in Bayern (nichts davon aber in der Schweiz). Es gibt keine zuverlässigen Hinweise über den Ursprung vom »Tanz um den Maibaum«. Wenn man bedenkt, dass auch der Weihnachtsbaum erst Anfang des 19. Jahrhunderts eingeführt wurde, brauchen auch die neuheidnischen Maibaum-Sitten nicht unbedingt Wurzeln in »uralter Zeit« zu haben.

Worauf Städte gebaut sind
Eiche
    Wer hart werden will, muss langsam und lange wachsen. Aus schnell wachsenden Bäume wie der Weide (»die Biegsame«) oder der Pappel macht man keine harten Bretter. Die beiden haben andere Vorzüge (siehe das Kapitel »Weide«).
    Ihre Standfestigkeit verdankt die Eiche ihrer Pfahlwurzel. Mit ihr erreicht sie auch bei Trockenheit tiefer liegende Grundwasserschichten. Eichen lieben Wärme und waren daher in Warmzeiten viel stärker verbreitet als heute. Als die ersten Ackerbauern um 6000 v. Chr. von Osten her nach Mitteleuropa kamen, fanden sie hauptsächlich lichte Eichenwälder vor. Das gilt ebenso für das Klimaoptimum zur römischen Kaiserzeit wie des Hochmittelalters (circa 900 bis 1300 n. Chr.). Auch im Mittelmeerraum sind Eichen häufig vorkommende Baumarten; bekannt sind etwa die Korkeichen.
    Eichenparkett, (Wein-)Fässer und Schiffe sind neben den üblichen Holzanwendungen wie Bauholz und Furnier typische Eichenholzprodukte. Wasserstädte wie Amsterdam oder Venedig sind auf Zehntausenden von Eichpfählen erbaut, die in den Grund gerammt wurden.
    Wegen ihres hohen Gehaltes an Gerbstoffen sind viele – nicht alle – Eichenarten im Wasser praktisch unverrottbar. Den lebenden Baum schützen diese Gerbsäuren vor Schädlingsfraß, auf das Holz wirken sie wie eine Imprägnierung. Darum geht es auch beim Gerben von Leder. Die Ledergerbung mit Eichenrinde war ein enorm wichtiges vorindustrielles technisches Verfahren. Erst durch das Gerben werden Tierhäute zu Leder, das man verarbeiten kann, eine der frühesten handwerklichen Errungenschaften. Gerbverfahren sind uralt; Rauchgerbung oder Fettgerbung wurden vermutlich schon in der Steinzeit »entdeckt«. Bis ins 20. Jahrhundert gab es keinen Ersatz für Leder.
    Ohne Gerbung würde die Haut wie jeder andere organische Stoff schnell verfaulen. Bei der Lohgerbung werden die Pflanzenteile, hauptsächlich Eichenrinde, in der Lohmühle gemahlen und anschließend in Wasser mit der Haut ausgelaugt, ähnlich wie Tee ziehen muss. (Auch Fichten und etliche andere Pflanzen liefern gerbsäurehaltiges Lohmaterial.) Zur Rohstoffnahversorgung pflanzte man vielerorts besondere Lohwälder. Wegen des bestialischen Aasgestanks der Tierhäute und der übel riechenden Gerberlohe befanden sich die Gerbermühlen häufig in abgesonderten Stadtvierteln, nahe an Wasserläufen, die sie arg verschmutzten.
    Die Galläpfel auf der Unterseite von Eichenblättern, die durch den Stich der Gallwespe entstehen, lieferten einen wichtigen Ausgangsstoff für Tinte (siehe das Kapitel »Färberwaid«).
    Für die Liebhaber spanischer Edelschinken halten Eichen noch ihre Früchte, die Eicheln, parat. Schweine weiden in iberischen Gefilden in den Korkeichenwäldern. Aus den Asterix -Comics wissen die Menschen auch heutzutage wieder, wie wichtig Eicheln historisch gesehen für die Schweinemast waren. Nicht nur für Obelix’ Wildschweinbraten, sondern auch für die Hausschweine, die systematisch in die Eichenwälder getrieben wurden, wie das alpenländische Rindvieh auf die Almen. Man kann es auf Bildern Pieter Brueghels sehr

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