Die Weltgeschichte der Pflanzen
wurde. Hier sah man nun Mittel und Möglichkeiten, Nutzpflanzen gezielt aufbestimmte Eigenschaften hin zu züchten. In Nordamerika wurden zwischen 1900 und 1920 viele neue Nutzpflanzen eingeführt, darunter Hopfen und Gerste aus Bayern, Rettiche aus Japan, Feigen, neue Weizensorten aus Schweden und einiges mehr. Auf dem nordamerikanischen Kontinent herrschen viel extremere klimatische Bedingungen als in Eurasien. Selbst im subtropischen Klima von Florida oder Kalifornien konnten beispielsweise die aus Asien und Europa übernommenen Zitruspflanzen in gelegentlich vorkommenden Winterfrösten eingehen, was in Eurasien praktisch nicht vorkam. Für einen Orangenplantagenbesitzer war es daher von höchstem existenziellem Interesse, Orangensorten anzubauen, die eine Frostperiode überstanden. Solche Sorten suchte man zu züchten, nachdem man nun wusste, dass eine Eigenschaft wie Frostresistenz ein Merkmal sein konnte, das bei bestimmten Orangen vorkam.
Wegen der ganz anderen klimatischen Gegebenheiten in Nordamerika wurden solche Dinge bei sehr vielen Pflanzen ein Thema. Durch Mendel gewann die Pflanzenzüchtung einen Zug ins Mechanistische und Deterministische, weil man nicht mehr auf Zufälle angewiesen war. Aber nur diesen Erkenntnissen verdankt auch die moderne Pflanzenzüchtung ihre Erfolge, wo es heutzutage um Hochertragspflanzen (Weizen, Reis, Mais) zur Welternährung geht oder um Eigenschaften wie Schädlingsresistenz, Trockenheitsresistenz und viele Dinge mehr, die nötig sind, um wichtige Pflanzen in einer anderen Umgebung erfolgreich anbauen zu können.
Kichererbse
Anders als die Erbse ist die Kichererbse vom europäischen Speiseplan nahezu komplett verschwunden.
Cicer arietinum , die Kichererbse, und Pisum sativum , die Erbse, sind botanisch nicht verwandt – dafür aber sprachlich. Das »Erbse«-Wort bezog sich ursprünglich auf die Kichererbse, deren Herkunfts-, Anbau- und Nutzungsgeschichte ganz denen von Linse und Pisum entspricht. Altgriechisch erébinthos bezog sich auf die Kichererbse. An der Endung - inthos erkennt man sofort, dass das Wort aus der gleichen altmediterranen Sprache stammt wie Kor inth , Labyr inth , Hyaz inthe . Es ist also schon im Altgriechischen ein Fremdwort. Von erébinthos stammt »Erbse« (althochdeutsch arawiz ).
Die Römer besaßen ein eigenes Wort für »Kicher(erbse)«: cicer . (Der berühmte Staatsmann, Schriftsteller und Philosoph Cicero hat davon seinen Namen, ähnlich wie die Leute, die in Deutschland Haberkorn (Haferkorn) oder Klee heißen.) Die althochdeutsche Form von cicer lautete kihira , woraus sich »Kicher(erbse)« gebildet hat. Durch die Entlehnung aus dem Lateinischen kann man schließen, dass die Pflanze genauso wie vinum (»Wein«), ceresia (»Kirsche«), pira (»Birne«) und viele andere Pflanzen erst durch die Römer in den Norden kam.
Indien ist heute mit weitem Abstand der größte Kichererbsenproduzent (sechs Millionen Tonnen; das zweitplatzierte Pakistan liefert nur 0,8 Millionen Tonnen). In der orientalischen Küche von Marokko bis Persien sind Kichererbsen so alltäglich wie bei uns »Erbsen und Möhren«. Vor allem durch die türkische Küche sind die Kichererbsen-Spezialitäten Falafel und Hummus auch bei uns bekannt. Falafel sind die mit frischen Kräutern gewürzten Kichererbsen- und Bohnenmusklopse, die frittiert werden: rein pflanzliche Frikadellen. Falafel wurden schon in der Antike zubereitet. Sie werden heute in Ägypten ebenso wie in Israel oder im Libanon und allen orientalischen oder nordafrikanischen Ländern gegessen – und sie sind zudem am Dönerstand erhältlich.
Hummus ist ein cremiges Kichererbsen-Sesam-Mus mit feinen Gewürzzutaten, die von Haushalt zu Haushalt variieren. Konsistenz und Farbe ähneln einem Biskuitteig, bevor er gebacken wird; der Geschmack ist aber leicht pikant und würzig. Hummus gilt als als Vorspeise und leichte Zwischenmahlzeit, zu der Brot gereicht wird. (Ebenfalls »beim Türken« erhältlich.)
Trinkwasserreservoire
Melone
Melone ist nicht gleich Melone. Die große Wassermelone mit dem roten Fruchtfleisch stammt aus Afrika und gehört zu den Kürbisgewächsen. Die kleineren Honigmelonen und Zuckermelonen zählen auch zu den Kürbisgewächsen, sind aber eher mit den Gurken verwandt. Alle Melonen- und Gurkenarten sind, wie die Kürbisse, Panzerbeeren – also botanisch gesprochen Beeren mit einer harten Schale.
Wassermelonen ( Citrullus lanatus ) wurden schon zur Pyramidenzeit von den alten
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