Die Weltgeschichte der Pflanzen
Europa schützt seine Zuckerrübenbauern durch Zölle an den Außengrenzen der Gemeinschaft und durch Subventionen. Im freien Welthandel könnte die europäische Zuckerindustrie also nicht überleben. Die Verbraucher bezahlen diese Europäische Zuckermarktverordnung mit sechs Milliarden Euro jährlich. Es geht nicht nur um den Preis des Kilogramms Zucker im Supermarkt. Auch stark gesüßte Produkte wie Säfte, Marmelade, Schokolade könnten beträchtlich billiger sein.
Wegen sinkenden Verbrauchs und subventionierten Anbaus produziert die EU Überschüsse, die auf dem Weltmarkt angeboten werden. Wenn die EU allen europäischen Autoherstellern mit dem Argument, man müsse die Arbeitsplätze in der Branche erhalten, die Abnahme all ihrer Fahrzeuge und das zu überhöhten Preisen garantierte, wäre der Effekt ähnlich: Die Hersteller würden so viele Autos produzieren, wie sie nur könnten. Weil man so viele Autos in Europa gar nicht fahren und parken kann, kämen sie zu Dumpingpreisen auf den Weltmarkt. So funktioniert der europäische Zuckermarkt unter dem Regime der Zuckermarktverordnung. Inzwischen stellte die Welthandelsorganisation WTO in einem förmlichen zwischenstaatlichen Streitschlichtungsverfahren fest, dass 80 Prozent der EU -Zuckerexporte illegal sind.
Der Zuckermarkt wird sich also verändern müssen, allerdings ist noch nicht entschieden wie. Auch Zuckerrüben werden bereits als Ausgangsstoff für Erneuerbare Energien (Bioethanol) angebaut. Eine großflächige Verarbeitung der Rüben in dieser Weise entzieht allerdings den Rübenbauern ihre schönen Margen: Denn für Bioethanol gibt es keine Zuckermarktverordnung. Hier gilt der Weltmarktpreis.
»Rüben« und Karotte
Auch die Gemüse-«Rüben« aus dem Supermarkt haben einen vergleichsweise hohen Zuckergehalt, wenn auch nicht so viel wie die Zuckerrübe. »Rübe« bezeichnet keine Pflanze, sondern ist die botanische Bezeichnung für die Wurzel bestimmter Pflanzen, wobei diese als Speicherorgan dient. Rübenbildende Pflanzen, die man auf dem Gemüsemarkt kaufen kann, sind: Karotte (Gelbe Rübe), Zuckerrübe, Rote Rübe, Petersilienwurzel, Sellerie, sowie Rettiche, Steckrübe, Teltower Rübchen und Pastinaken.
Die Rote Rübe, ein Fuchsschwanzgewächs und daher verwandt mit Zuckerrübe, Mangold und Spinat, kommt beispielsweise aus Nordafrika. Die Karotte (lateinisch carota ) wird auch Möhre genannt, was vom indoeuropäischen Urwort mrk stammt, das vor allem in den Wortbildungen der slawischen Sprachen (etwa russisch morkóv) und im Griechischen ( brákana ) direkt ersichtlich ist. Die Niederländer nennen die Rübe einfach wortel (»Wurzel«). Als Doldenblütler ist sie mit vielen mittelmeerischen Gewürzpflanzen, dem Fenchel, aber auch mit dem giftigen Schierling verwandt. Gelbfarbene Karotten stammen aus Afghanistan, die weißen und rötlich gefärbten aus dem Mittelmeerraum und Kleinasien. Sie werden seit der Zeit der klassischen Antike genutzt, in Nordeuropa erst seit dem Mittelalter, und die Gelbe Rübe erst seit der Renaissance.
F RÜCHTE
AUS DER
A LTEN W ELT
In den sauren Apfel beißen
Apfel
Keine andere Frucht unseres Kulturkreises ist dermaßen symbolisch aufgeladen wie der Apfel: Zankapfel, Paradiesapfel, diverse mythologische Goldäpfel, der Reichsapfel … und in jüngster Zeit die Apfelsorte McIntosh – kurz: Mac – für die Firma Apple. Der Apfel ist das Symbolobst schlechthin.
Um den Zankapfel – er war aus Gold – stritten schon die olympischen Götter der griechischen Mythologie. Er trug die Aufschrift: »Für die Schönste«. Eris, die Göttin der Zwietracht, hatte ihn zwischen die göttlichen Gäste bei der Hochzeit der Achilles-Eltern Peleus und Thetis geworfen. Das war ihre Rache, weil man sie zu der Feier nicht eingeladen hatte. Zeus wollte nicht selbst entscheiden, wem der Goldapfel unter den anwesenden Damen Hera, Aphrodite oder Athene gebührte. Diese Entscheidung schob er auf den Trojaner-Prinzen Paris ab. Alle drei machten dem unbedarften Prinzen in dem anschließenden Schönheitswettbewerb verlockende Versprechungen: Hera die Weltmacht, Athene die Weltweisheit, Aphrodite die Liebe der schönsten Frau der Welt, als welche die Griechin Helena galt. Sie war allerdings schon verheiratet. Paris entschied sich für Aphrodite – und so entstand der Trojanische Krieg.
Sowohl die griechische wie die germanische Mythologie kennen weitere goldene Äpfel. Bei den Griechen werden sie von den Hesperiden, bei den Germanen von
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