Die Weltgeschichte der Pflanzen
andere Teile der englischsprachigen Welt. Cidre und Cider waren einmal mehr ein Ersatz oder eine Alternative zu Bier und Wein.
Der Apfelbrand Calvados wird ausschließlich aus Cidre hergestellt, zweimal gebrannt und jedes Mal danach lange gelagert. Die bodenständige Bezeichnung wird in Frankreich gesetzlich geschützt, reglementiert und kontrolliert wie »Cognac«, »Armagnac« oder »Champagner«. Calvados ist der Name einer Region in der Normandie, ungefähr dort, wo am 6. Juni 1942 die Alliierten landeten.
Weltgrößtes Apfelanbauland ist heute mit weitem Abstand China (20 Millionen Tonnen) vor den USA (4,3 Millionen Tonnen). Der Apfelboom in China ist jüngsten Datums. In den vergangenen 20 Jahren hat sich dort die Ernte von Äpfeln (und Birnen) verzehnfacht, womit China mehr Äpfel produziert als alle EU -Länder zusammen. Das hat in der Volksrepublik unter anderem damit zu tun, dass viel freies Anlagekapital (man kann auch sagen: Spekulationsgeld) in Bereiche fließt, die von der Regierung nicht sonderlich stark kontrolliert werden. Davon profitierte bereits der Knoblauchanbau. Wenn die europäischen Verbraucher ohne mit der Wimper zu zucken im Frühling, wenn hier keine Äpfel reifen (dafür aber andere Obstsorten), frische Apfelflugware aus Neuseeland, Südafrika und Chile kaufen, warum dann nicht auch aus China? Den dortigen Agrarspekulanten dürfte es recht sein.
Polen, Frankreich, Iran und die Türkei produzieren jeweils um die 2,4 Millionen Tonnen jährlich, Italien und Russland zwei Millionen, gefolgt von Deutschland auf Rang 9 der weltweiten Erzeuger. Selbst Frankreich ist also ein bedeutenderes Apfelland als Deutschland. Dort liegt der Anbauschwerpunkt in der Normandie, in Italien in der Poebene und in Südtirol.
Birne
Nahe Verwandte des Apfels sind Quitte und Birne. Als Kernobstgewächse haben alle drei eine sogenannte Sammelbalgfrucht, die man in der Regel nicht isst. Früchte im botanischen Sinn sind nur die Kerne, die Samen. Das Fruchtfleisch, das wir essen, ist eine Scheinfrucht.
Das natürliche Verbreitungsgebiet des Birnbaums ( Pyrus ) ist ausgedehnter als das des Apfelbaums und umfasst auch Nordafrika und Ostasien. Das Wort »Birne« wurde schon sehr früh, als die obstbauenden Römer noch in Westgermanien stationiert waren, aus lateinisch pirum ins Deutsche entlehnt. Die Römer brachten also auch dieKulturbirnen mit. Die romanischen Sprachen folgen der lateinischen Form (französisch poire , italienisch, spanisch pera ); wortgeschichtlich zeigen sich also viel größere Gemeinsamkeiten als beim Apfel.
Obwohl auch bei den Birnen sehr viele Sorten gezüchtet wurden, sind nur sehr wenige davon als Tafelobst im Handel. Denn Birnen sind bei Weitem nicht so gut lagerfähig. Die bekannte Williams-Christ -Birne entstand um 1770 in England, war auch in Belgien sehr erfolgreich und verbreitete sich von dort über Europa und nach Nord- wie Südamerika. Aus derselben Zeit wie die Williams Christ stammt die Gute Luise von der Grenze zwischen Normandie und Bretagne.
Wegen ihrer geringen Lagerfähigkeit wurden Birnen schon immer vielfältig verarbeitet: zu Most zusammen mit Äpfeln oder zu den verschiedensten Obstbränden. Das feste Holz des Birnbaums wird zudem für Möbel und den Bau von Musikinstrumenten verwendet.
Granatapfel
Der Granatapfel ( Punica granatum ) ist botanisch überhaupt nicht mit dem Apfel verwandt, sondern gehört zur Gattung der Granatapfelgewächse ( Punicaceae ) und zu einer ganz anderen, eher tropischen Pflanzenfamilie. Der Granatapfelbaum wächst vom Mittelmeer über Persien bis nach Südchina.
Das Wort stammt vom lateinischen granum (»Korn«) und bezeichnet die Samenkörner, mit denen die Frucht prall gefüllt ist. Nach Ansicht der Römer gab es die besten Granatapfelbäume in der Gegend von Karthago in Nordafrika. Deshalb nannten sie den Baum malus punica , den punischen Apfelbaum. »Punier« war das römische Wort für das Volk Hannibals, die Karthager – daher die »Punischen Kriege«. Punica übernahmen die Taxonomen dann für die botanische Bezeichnung der Pflanzenart. Auch die Stadt Granada verdankt der Frucht ihren Namen, ebenso wie die Granate.
Schon auf Tempeln und in Grabkammern der alten Ägypter gibt es Abbildungen des Granatapfelbaums. Wegen seiner zahllosen und auffällig großen Samenkörner galt der »Körnerapfel« bereits in ältester Zeit als Symbol für Fruchtbarkeit, also auch für Wiedergeburt und Weiterleben. Fruchtbarkeit ist verbunden mit
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