Die Weltgeschichte der Pflanzen
nach dem Entstehungsort Château de Moreilles.
Wirtschaftlich gesehen ist die Kirsche nach dem Apfel in Deutschland der zweitwichtigste Obstbaum. Die kulinarischen Verwendungsformen sind bekannt: Kirschmarmelade, Rote Grütze, Schwarzwälder Kirschtorte, Kirschsaft, Kirschlikör, Schwarzwälder Kirsch (flüssig). Auch das Holz des Kirschbaums wird verwertet: Möbel aus Kirschbaumholz erfreuen sich seit der Biedermeierzeit großer Beliebtheit.
Naturbelassene Kirschbäume werden recht groß und sind in voller Blüte ein prächtiger Anblick: Die noch fast kahlen Äste wirken wie verschneit. In Japan spielt die Japanische Blütenkirsche seit der Frühzeit des Landes eine kulturell bedeutsame Rolle. Die üppige Blüte des Zierbaumes feiern die Japaner im April traditionell mit einem Picknick. Essbar sind die Früchte allerdings nicht.
Mandel
Was dem Japaner die Kirschblüte, ist uns hierzulande die Mandelblüte, vor allem in den klimatisch begünstigten Regionen an der hessischen Bergstraße, in der pfälzischen Toskana und am südbadischen Kaiserstuhl. Mandelbäume wachsen in Deutschland vorwiegend in Weinanbaugebieten und gelangten wohl durch die Römer zusammen mit dem Wein dorthin.
Wie die japanischen Zierkirschen ( Prunus serrulata und Prunus yedoensis ) gehört die Mandel zur Gattung Prunus , ihre Heimat ist ein breiter Streifen rund um das Südufer des Kaspischen Meeres, der von Usbekistan bis an die Levante-Küste des Mittelmeeres reicht. Die Römer nannten die Steinfrucht amandula , nach dem griechischen amygdale . Das allerdings war schon bei den Griechen ein Fremdwort, das diese aus einer heute unbekannten älteren Sprache übernommen hatten.
Die beliebtesten Mandelprodukte sind Marzipan und Amaretto. Die Ursprünge des Marzipans liegen im Orient, vielleicht in Persien, möglicherweise auch in China. Es besteht aus Mandelmehl und Zucker – und Zucker war bis etwa 1800 wirklich rar, nicht die Mandeln. Sicherlich durch die Vermittlung der Araber, die den Zuckerrohranbau nach Sizilien und Andalusien brachten, gelangte auch das Marzipan nach Europa. Palermo und Toledo sind im Süden gleichermaßen bedeutende Marzipan-Hochburgen wie Lübeck und Königsberg im Norden, nur viel älter. Der Lübecker Marktführer Niederegger stellt Marzipan seit 1806 her, in anerkannt hoher Qualität. Lübeck und Marzipan – das konnte auch dem in Lübeck geborenen Schriftsteller Thomas Mann nicht entgehen. Er bezeichnete Marzipan als »Haremskonfekt«.
Pflaume
Die meisten Pflaumenwildpflanzen gibt es zwischen dem nördlichen Kaukasus und dem südsibirischen Altai, wo vermutlich ihre botanische Heimat liegt. Erst seit der klassischen Antike ist die Kulturpflaume rund um Ägäis und östlichem Mittelmeer bekannt, also bei Weitem nicht so lange wie die Aprikose. Das untere Donaubecken im heutigen Ungarn und Rumänien war in der Spätantike ein Hauptanbaugebiet. Von dort brachten die Westgoten auf ihrer Flucht vor den Hunnen die Frucht im Zuge der Völkerwanderung bis ins heutige Frankreich.
Der lateinische Name der Pflaume, Prunus , ist in der botanischen Taxonomie begriffsgebend für diese gesamte Gattung innerhalb der großen Pflanzenfamilie der Rosengewächse: Kirsche, Mandel, Pfirsich – alle sind Prunus -Arten und alle sind Steinfrüchte. Der sehr harte Stein, in der Umgangssprache meist »Kern« genannt,umhüllt eine mandelartige und meist auch mandelförmige Frucht. Die Aprikosen mandel hat auch ein Mandelaroma und enthält ebenso giftige Bitterstoffe wie die wilden Mandeln. Weitere bekannte Mittelmeer-Steinfrüchte, aber nicht im Geringsten mit Prunus verwandt, sind Olive und Pistazie. Unter den Tropenfrüchten sind Mango und Kokosnuss Steinfrüchte.
Pfirsich
Die alten Griechen und die Römer hielten den Pfirsch für eine Untergattung des Apfels, und sie glaubten, er stamme aus Persien. So nannten sie ihn auch: Griechisch Melon Persikón und lateinisch Malus Persica bedeutet »persischer Apfel«, kurz »der Persische«, wovon sich »Pfirsich« direkt ableitet. Die Auffassung, Pfirsiche seien eine Apfelart, hielt sich bis ins 17. Jahrhundert und ging auch in die botanische Taxonomie ein. Indes stammen die Pfirsiche aus China und kamen wohl über den Fernhandel auf der Seidenstraße kurz nach der Zeitenwende im Mittelmeer an.
In der chinesischen Kultur hat der Pfirsich eine hohe symbolische Bedeutung, unter anderem steht er für langes Leben und Unsterblichkeit. Dementsprechend ist ein Pfirsich dort ein
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