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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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konzentrieren« und nicht »Zeit und Geld mit anderen Pflanzenforschungen zu verplempern«. Weil er bereits ein Dutzend anderer Pflanzenjäger unter Vertrag hatte – darunter die Brüder William (seit 1840 in Südamerika) und Thomas Lobb (seit 1843 in Fernost) – meinte der Firmenchef, China sei »im Hinblick auf weitere Pflanzen, die für den europäischen Markt interessant sein könnten, inzwischen abgegrast«. Das sollte sich als Irrtum erweisen, nicht zuletzt wegen Wilsons Hartnäckigkeit und Unerschrockenheit.
    Der erste Anlauf erwies sich aufgrund von falschen Informationen über den Standort des Baumes in China als Fiasko: Wilson war über den Atlantik, quer durch Nordamerika und über den Pazifik gereist und als er mit reichlich Mühe den bezeichneten Ort fand, hatte sich der rare Baum in ein daneben stehendes Holzhaus verwandelt.
    Auf der Rückreise an die Küste entdeckte Wilson immerhin Actinidia chinensis , die »Chinesische Stachelbeere«, und kurz darauf endlich doch noch einen blühenden Taschentuchbaum, dessen Samenkerne er nach Europa brachte. Somit war Actinidia eher durch Zufall für den Westen »entdeckt«; auftragsgemäß schenkte Wilson den Samen und Früchten des Strahlengriffels aber keine Beachtung. Dieses Verdienst gebührt erst Mrs. Fraser.
    Wilson unternahm bis 1917 insgesamt sechs Reisen nach Asien, einschließlich Tibet und Japan, auch im Auftrag des Botanischen Gartens der Universität Harvard, dessen Leiter er 1927 wurde. Als sensationell galt seine Entdeckung der Königslilie in einem abgelegenen Tal am Min-Fluss in der chinesischen Provinz Sezuan im Jahr 1910. Viele betrachten diese Tat als botanischen Raubzug, denn Wilson bemächtigte sich 6000 Pflanzenzwiebeln. Bei der Aktion erlitt er durch Steinschlag einen Unfall, der ihn beinahe das Leben kostete; ein Bein wurde zerschmettert, fortan humpelte er.
    Im Lauf seiner Reisen hat Wilson Aberdutzende von Pflanzen nach Europa und Nordamerika gebracht: Clematis, Kamelien, Rhododendren, Magnolien und viele verschiedene Bäume, Ahorn-Arten, Tannen, Thujen, Bambus. Dabei entdeckte er vier neue Gattungen und an die 400 Arten.
    Noch beeindruckender fällt die botanische Entdeckerbilanz von Augustine Henry aus. Von Henry stammte die Information über den Standort des bei Wilsons Ankunft leider schon abgeholzten Taschentuchbaums. Augustine Henry (1857-1930) lebte nicht als Veitch-Abgesandter, sondern als britischer Staatsbeamter ab 1881 fünfzehn Jahre lang in China und studierte die in Europa noch wenig bekannte, äußerst vielfältige chinesische Flora eher aus privatem Interesse. Ausgangspunkt war die Suche nach Heilpflanzen, die in der chinesischen Medizin Verwendung finden. Daraus wurde ein botanisches Riesenwerk. Henry entdeckte 25 neue Gattungen und rund 500 neue Arten. Er sandte rund 15000 getrocknete und 500 lebende Pflanzen an die Botanischen Gärten von Kew und wurde nach seiner Rückkehr nach Europa eine anerkannte Autorität in der Fachwelt der Botanik und Mitglied vieler naturwissenschaftlicher Akademien. Dank seiner exzellenten Sprachkenntnisse war er in China sogar zum Mandarin ernannt worden.

Die Urmarmelade
Quitte
    Das deutsche Wort »Marmelade« kommt von portugiesisch marmelo . Die Portugiesen bezeichnen damit aber nicht irgendeine oder jede beliebige Marmelade, sondern ausschließlich die Quittenmarmelade.
    Diese Konfitüre ist bei uns nahezu in Vergessenheit geraten oder zur teuer bezahlten Spezialität geworden. In Portugal oder Spanien erhält man sie hingegen für 1,20 Euro in jedem Supermarkt. Dabei gedeiht die birnenförmige und -farbige Frucht prächtig und vielerorts in Mitteleuropa, selbst in vielen Hausgärten. Allerdings ist sie roh ungenießbar, denn kraftvoll zuzubeißen könnte bei einer Quitte der ultimative Zahnarzttest sein. Sie muss geschält, mit Zucker eingekocht und zu Gelee oder anderen Konsistenzen eingedickt werden.
    Botanisch Cydonia ist eine der vielen Pflanzen aus dem Südkaukasus, dem Südrand des angrenzenden Kaspischen Meers und Nordpersien. Wie Apfel und Birne gehört sie zu den Kernobstgewächsen. Ihr Anbau verbreitete sich schon vor der Bronzezeit im Gebiet des Fruchtbaren Halbmondes, die Römer lernten sie im hellenistischen Griechenland kennen. Kydonia lautet der Name einer ehemaligen Hauptstadt der griechischen Insel Kreta (heute: Chania). Nach Mitteleuropa gelangte die Quitte jedoch nicht durch die Römer, sondern erst im Mittelalter.
    Quittenmarmelade, damals vielleicht eher ein

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