Die Weltgeschichte der Pflanzen
Welt.
Dank Linné kann man einen bestimmten Namen nur einer bestimmten Art zuordnen, wobei der Wissenschaftler gleichzeitig erkennt, zu welcher Pflanzengattung diese gehört. Ganz analog verfuhr Linné mit dem Tierreich. So ist Elefant nicht gleich Elefant. Man unterscheidet Elephas maximus (»Asiatischer Elefant«) und Loxodonta africana (»Afrikanischer Elefant«) und erkennt sogleich, dass sie zwei verschiedenen Gattungen innerhalb der Familie der Elefanten angehören. Hingegen gehören Panthera leo (»Löwe«), Panthera pardus (»Leopard«) und Panthera tigris (»Tiger«) zur gleichen Gattung der Großkatzen. Das leistet die binominale Nomenklatur von Linné.
Außerdem ordnete Linné die Pflanzenwelt nach bestimmten Merkmalen, in erster Linie nach den Fortpflanzungsorganen. Das war damals ebenfalls eine neue Idee.
Die erste Auflage von Linnés Systema Naturae erschien 1735. Sein besser durchgearbeitetes Werk Species Plantarum , das erstmals für jede Pflanzenart einen zweiteiligen Namen enthielt, erschien 1753.
Von derartigen wissenschaftlichen Raffinessen waren die frühen Griechen, die als einfaches Bauern- und Hirtenvolk nach 1200 v. Chr. allmählich von Norden her in den Ägäisraum einsickerten, weit entfernt. Für sie war die Anispflanze etwas Neues, und sie übernahmen deren Bezeichnung einfach aus der Sprache eines der sogenannten altmediterranen Völker, die bereits seit Langem die Ägäis bewohnten. Viele dieser Völker saßen auf den Inseln, vor allem aber auf dem heute türkischen Festland Kleinasiens. Aus welcher jener nicht-indoeuropäischen oder semitischen Sprachen die jeweiligen Pflanzennamen stammen, lässt sich in der Regel nicht mehr feststellen. Sie sind jedenfalls sehr, sehr alt.
Als »junges«, neu eingewandertes Volk stießen die Hellenen in der Ägäis an die westlichen Ränder des hochentwickelten altorientalischen Kulturraums vor: Babylonier, Hethiter, Ägypter hatten die Phase ihrer größten Bedeutung und Ausdehnung bereitshinter sich, die Assyrer dominierten das Zweistromland, die Phönizier die Levanteküste, in Kanaan wanderten gerade jene Stämme ein, die dann das Volk Israel bilden sollten.
Die Hochkulturen des Alten Orients hatten sich aus jahrtausendealten Ackerbaukulturen entwickelt, in der Bronzezeit Höhepunkte ihrer Entwicklung erlebt und waren bereits in eine Phase des Umbruchs und des Niedergangs eingetreten, als die einfachen bäuerischen Griechenstämme, die keine Schrift kannten, im äußersten Westen dieses Kulturraumes ankamen. Kurz zuvor hatte die Ägäis durch die Eisenzeitliche Wanderung, an der griechische Stämme vielleicht beteiligt waren, eine verheerende Phase zivilisatorischen Zusammenbruchs durchgemacht. Die Erinnerung daran hallt in den späteren Erzählungen vom Trojanischen Krieg nach.
Die Griechen lernten schnell. Sie nahmen kulturelles Wissen aus dem Orient auf: von der Astronomie und den Götterkulten über die Mythologie und die Schreibkunst bis hin zu den Pflanzennamen und dem Wissen über ihre Verwendung in der Küche und als Arznei. Jahrhunderte später lernten dann die Römer schnell von den Griechen. Sie übernahmen und latinisierten später auch ánison zu anisum . Durch sie gelangte das Wort schließlich ins Deutsche.
In der Antike war Anis eine von jenen Zutaten, mit denen man Wein würzte. Außer für Hustentee, Anisplätzchen und als Beigabe zu Brotteig kennen wir den Anisgeschmack hauptsächlich von Schnäpsen wie Pastis, Ouzo, Raki und Absinth. Aus den ätherischen Ölen des Anis werden seit der Antike zudem Duftöle und Parfüms hergestellt.
Kapern
Die Kapern sind die unreifen Knospen der Blüte des Kapernstrauchs, eines Mittelmeergewächses. Roh sind sie ungenießbar, werden aber in Salzlake oder Essig eingelegt zur pikanten Delikatesse. Kapern enthalten Senföle wie die Kohl- und Senfpflanzen.Das griechische Wort kápparis entstammt wie ánison einer älteren mediterranen Sprache, und die übrigen europäischen Sprachen haben die Bezeichnung ebenfalls übernommen.
Vitello tonnato und Königsberger Klopse sind bekannte Gerichte, die ihre charakteristische Geschmacksnote der Würze mit Kapern verdanken.
Knipst man die Knospen nicht ab, sondern lässt die Früchte ausreifen, kann man sie – ebenfalls eingelegt – als Kapernäpfel genießen. Bei Kapernknospen wie bei Kapernäpfeln gilt: je kleiner, desto besser.
Koriander
Nicht sehr schmeichelhaft ist der Name des Korianders, denn das Wort kommt von griechisch koris , das
Weitere Kostenlose Bücher