Die Weltgeschichte der Pflanzen
bedeutet »Wanze«. So riecht die Pflanze auch. Die Koriandersamen, die als Gewürz verwendet werden, sind hingegen blumig wohlriechend, vor allem dank Linalool, einem ätherischen Öl, das in vielen anderen Gewürzpflanzen ebenfalls vorkommt, vom Hopfen über Muskat und Safran bis zum Zimt. Koriander wird schon seit frühester Kulturzeit verwendet, wie man aus 8000 Jahre alten Funden aus der Gegend um Jericho weiß. In ihrer mittelmeerischen Heimat und in der europäischen Küche spielen die Koriandersamen die Hauptrolle, in der asiatischen Küche das vom Aussehen her an Petersilie erinnernde Kraut. Kein Curry oder Lebkuchen ohne Koriander!
Kümmel
Eines der ältesten mediterranen Gewürze ist der Kümmel. Das griechische Fremdwort kýminon dürfte auf die beiden sehr ähnlichen Formen im Arabischen ( kammun ) und im Hebräischen ( kammon ) zurückgehen; möglicherweise aber sind auch diese aus einer anderen altorientalischen Sprache entlehnt. Der Kümmel jedenfallswanderte schon sehr früh in die Gebiete nördlich der Alpen. Bereits die Zeitgenossen von Ötzi, die Pfahlbauern um 3300 v. Chr., kannten das Gewürz. Heute wird es hauptsächlich in Ägypten angebaut und gilt als Klassiker zum Schweinebraten, aber auch als Zutat zu Brotteig oder Käse. Schnaps aus Kümmel gibt es ebenfalls. Besonders edel ist der Aquavit.
Liebstöckel
Der botanische Name Ligusticum deutet auf die frühere Annahme hin, Liebstöckel stamme aus Ligurien. Aber das ist ein Trugschluss, denn seine Heimat liegt wie die der verwandten Doldenblütler Anis und Dill in Vorderasien; manche vermuten sie im engeren Sinne in Persien mit einer frühen Ausdehnung ans Mittelmeer. Tatsächlich wurde das lateinische Wort Ligusticum schon im Frühmittelalter nicht mehr verstanden und seitdem vielfach umgedeutet, bis man bei althochdeutsch luba (»Liebe«) für den ersten Teil und bei »Steckel« für den zweiten Teil angelangt war.
Liebstöckel wird oft als »Maggi«-Kraut bezeichnet, weil es ähnlich wie diese Gewürzmischung riecht. Im ursprünglichen Soßenrezept des Schweizers Julius Maggi aus dem Jahr 1886 war Liebstöckel zwar nicht enthalten, doch heute gehört es zu den Zutaten.
Majoran, Oregano
Der kräftig aromatische, in der Küche viel verwendete Majoran und die Wildform Oregano sind wie Lavendel und Olive besonders charakteristische Pflanzen des Mittelmeerraums, beheimatet an den um Zypern herum liegenden Küsten, auf der Insel selbst und an der heute türkischen Südostküste Anatoliens, Syriens und des Libanons.
Zum Würzen werden hauptsächlich die getrockneten Blätter verwendet. Ein wesentlicher Inhaltsstoff des ätherischen Majoran-Öls ist ein Sabinen, eine Kohlenwasserstoffverbindung, die auch in der Limette, im Wacholder und in einigen anderen Pflanzen vorkommt. Jede Verbindung hat ihren ganz speziellen Aromenmix, der sogar noch bei ein und derselben Pflanze in Abhängigkeit von Standort, Boden, Klima und Sonneneinstrahlung variieren kann. Das ist bei Majoran nicht anders als bei Wein oder Kaffee.
Das Wort »Majoran« besteht zum Großteil natürlich aus dem lateinischen maior (»der Größere«), der Steigerungsform von magnus . Der eigentliche alte Pflanzenname versteckt sich in der letzten kleinen Silbe -an. Das ist sozusagen die Verkürzung von amarákos oder amaracus , wie die Pflanze im Griechischen bzw. Lateinischen genannt wurde. Dieses Wort stammt aus einer orientalischen Sprache und findet sich als maruvakah sogar im Altindischen − ein Hinweis auf die Verbreitung der Pflanze über den eurasischen Kontinent schon in sehr alter Zeit.
Die Lippenblütler Majoran ( Origanum majorana ) und Oregano ( Origanum vulgare ) gehören zur gleichen Pflanzengattung der Origanumgewächse. Der geschmacklich viel kräftigere Oregano ist eine wildwachsende Pflanze auf dem gesamten eurasischen Kontinent und wird im Deutschen auch Dost genannt. Dost oder Oregano wird jedoch nördlich der Alpen nie als Gewürz erwähnt und wurde wohl auch nie so verwendet, sonst gäbe es einschlägige Rezepte und kulinarische Traditionen. Dost kannte man nur als Heil- und Färbepflanze und allenfalls als Zauberpflanze (Hexen- und Teufelsabwehr wegen des starken Geruchs). Aber auch südlich der Alpen ist die Verwendung von Oregano bis in die Neuzeit als Gewürz nicht nachgewiesen. Erst die weltweite Verbreitung der Pizza aus ihrem neapolitanischen Ursprungsgebiet machte Oregano zu einer weltbekannten Gewürzpflanze.
Melisse
Melisse und Zitronenmelisse
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