Die Weltgeschichte der Pflanzen
seines aromatischen Dufts vielfach als Räucherwerk verwendet, und nichts anderes bedeutet das ursprünglich griechische Wort auch: thymián (»räuchern«). Darüber hinaus dient Thymian als Gewürz und als Arzneipflanze. Thymian ist eines von jenen Mittelmeerkräutern, die erst im Hochmittelalter oder später über die Alpen kamen – nach Deutschland erst während der Renaissance.
Thymian, Rosmarin und Salbei enthalten in ihren ätherischen Ölen (die sich mehr oder weniger schnell verflüchtigen) sehr komplexe aromatische Stoffe in je eigenen und sehr variablen Mischungen, die nicht nur duften und schmecken, sondern auch antibakterielle und antivirale Wirkungen haben. Sie wirken also desinfizierend, keimtötend oder keimhemmend und werden gegen Entzündungen eingesetzt. Meist hat das seinen Grund darin, dass sich die Pflanzen mit ihren eigenen Duft- oder Geschmacksstoffen vor Feinden schützen. Was streng riecht, wird in der Natur nicht gefressen.
Basilikum
Basilikum ist wegen seines intensiven Duftes und Aromas »das königliche« Kraut. Trotz seines unverkennbar griechischen Namens ( basileos heißt »König«) stammt das Basilikum nicht aus dem Mittelmeergebiet, sondern aus der ähnlich artenreichen Urheimat sehr vieler anderer Pflanzen, den südwestlichen Ausläufern des Himalaja in Nordwestindien und Südchina. Basilikum gedeiht im tropischen Asien und Afrika, aber auch im nördlicheren Europa als Freilandpflanze. Im Mittelmeerraum war es schon während der Pyramidenzeit in Ägypten bekannt.
Die kulinarische Basilikum-Zubereitung schlechthin ist der italienische Pesto, klassisch nach Genueser Rezept mit Pinienkernen, Knoblauch, geriebenem Hartkäse, Olivenöl, Salz und Pfeffer im Mörser zerstoßen und gemahlen.
Der Reichtum der Pfeffersäcke
Pfeffer
Piper nigrum , eines der begehrtesten Handelsgüter der Geschichte, ist eine tropische Kletterpflanze aus der Familie der Pfeffergewächse. Seine Heimat sind die Wälder der südindischen Malabarküste am Arabischen Meer. Von dort aus verbreitete sich der Pfefferanbau während des europäischen Hochmittelalters auf die »Gewürzinseln«, insbesondere Sumatra, Java und Borneo, sowie auf die nahe gelegene Halbinsel Malaysia.
Diese den Europäern noch um 1500 nur vage bekannten »Gewürzinseln« waren das Ziel enormer seeunternehmerischer Anstrengungen, und zwar vor allem wegen des Pfeffers.
Der Gewürzpfeffer ist die Frucht der Pfefferpflanze, die sich aus ährigen Blütenständen mit unscheinbaren Blüten entwickelt. Für schwarzen Pfeffer werden die unreif geernteten und getrockneten Früchte verwendet, die außen noch grün oder hell-orange gefärbt sind. Erst durch das Trocknen erhalten sie ihre typische schwarze und runzlige Hülle. Den weißen Pfeffer ergeben die reifen und geschälten, bei der Ernte noch roten Früchte. Sie werden ein bis zwei Wochen lang eingeweicht, wodurch sich die Schale löst. Die Reste schält man mechanisch ab. Grüner (unreif geernteter) und roter (vollreif geernteter) Pfeffer werden in Laken eingelegt. Wirtschaftlich bedeutend ist nur Piper nigrum . Die größten Pfefferproduzenten sind heute Vietnam, Indonesien, Indien, Brasilien und Malaysia, die zusammen 200000 Tonnen pro Jahr im Wert von schätzungsweise 500 Millionen Dollar erwirtschaften. Größter Exporteur außerhalb Asiens ist Brasilien.
Das Aroma des Pfeffers stammt aus dem ätherischen Pfefferöl.Die Schärfe kommt von dem Alkaloid Piperin. (Auch Morphin und Strychnin, Koffein, Nikotin und Chinin sind übrigens Alkaloide.) Pfeffer sollte immer frisch gemahlen verwendet werden, da sich das Öl sonst verflüchtigt. Pfefferstreuer auf Restauranttischen und gemahlener Pfeffer in handelsüblichen Verpackungen, die wochen- oder gar monatelang in Supermärkten auf Kundschaft warten, sind praktisch nutzlos.
Alle Völker verwendeten schon in frühester Zeit unabhängig voneinander Gewürze. Ebenfalls seit sehr früher Zeit sind Gewürze Gegenstand des Waren- und Kulturaustausches, vor allem zwischen Nahost und Asien, später zwischen Europa und Nahost auf der einen sowie Mittel- und Fernost auf der anderen Seite. Pfeffer war schon in der Antike ein Welthandelsgut und er ist »das« Leitprodukt der ebenso ertragreichen wie wechselvollen europäisch-asiatischen Gewürzhandelsgeschichte.
Seit der Antike wurden die Pfeffersäcke auf Lasttiere verfrachtet und auf dem Landweg von Südindien über den Indus, durch ganz Persien und Mesopotamien bis an die Mittelmeerküste
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