Die Weltgeschichte der Pflanzen
Kürbisse mit ihrer ledrigen Schale und ihren Luftkammern durchaus schwimmfähig sind. Von den Wissenschaftlern werden den Kürbissen noch mehrSeeabenteuer zugetraut. Schließlich sind sie Jahrmillionen vor den ersten Menschen schon auf den Galapagos und auf Hawaii gelandet.
Kürbisse sind in ihrer Wildform eigentlich ungenießbar. Aus diesen Pflanzen ein Nahrungsmittel zu züchten, ist nur den Indianern Südamerikas gelungen – einer der ganz großen Kultivierungserfolge der Menschheit. Deswegen stammen alle essbaren Kürbisse von diesem Kontinent.
Auch wenn diese Gemüsekürbisse erst zur Kolumbus-Zeit in den europäischen Gesichtskreis kamen, stammt das Kürbis-Wort bereits aus der griechisch-römischen Antike. Gemeint waren damit die völlig ungenießbaren, aber sehr dekorativen Flaschenkürbisse. Sie müssen durch die römische Kolonisation in Gallien und Germanien während der Spätantike über die Alpen gelangt sein. Aus spätlateinisch curbita bildete sich im frühen Mittelalter das deutsche Wort »Kürbis«. Es wurde in der Renaissance auf die neu entdeckten amerikanischen Pflanzenverwandten übertragen.
Kürbisarten ( Cucurbitaceae ) sind auf allen fünf Kontinenten heimisch, vor allem in den Tropen und Subtropen auf mannigfaltige Art, manchmal flächendeckend als grüner Pflanzenteppich an Waldrändern, andere als Schlingpflanzen, oder auch auf heißen, trockenen Böden. »Kürbis« ist wie »Hirse« ein Sammelbegriff botanisch recht verschiedener, dann aber doch wieder ähnlicher Pflanzen. Zu den Cucurbitaceen gehören die in Nordindien beheimateten Gurken ( Cucumis sativus ) sowie die verschiedenen klassischen Kürbisarten in Südamerika und die (Wasser-)Melonen aus Afrika.
Kürbis und Gartenbohne gelten als die ältesten domestizierten Pflanzen Südamerikas. Das konnte man aus archäologischen Fundstätten mit dementsprechenden Überresten erschließen, beispielsweise im Nanchoc-Tal (Peru) aus der Zeit um 6200 v. Chr. Die nächstälteste domestizierte Frucht dort waren Erdnüsse und das Wildgras Teosinte (seit 5000 v. Chr.), aus dem der Mais hervorging.
Für die Indianer Süd- und Mittelamerikas waren die Kürbisse um 5000 v. Chr. das, was gleichzeitig im jungsteinzeitlichen NahenOsten und in China Gemüsepflanzen wie Kohl oder Zwiebeln waren. Da der Mais so früh möglicherweise noch nicht genutzt wurde, ist die Bedeutung der Kürbisse umso größer einzuschätzen. Man nimmt sogar an, dass bereits Tausende Jahre zuvor späteiszeitliche Jäger bald nach ihrer Einwanderung auf dem nordamerikanischen Kontinent Kürbiskerne knabberten.
Anhand von Grabungsfunden von Kürbiskern- und -schalenresten in Gräbern können Archäologen die Wanderungen bestimmter Arten über den gesamten amerikanischen Kontinent verfolgen, offenbar von Norden nach Süden.
Bei wilden Kürbissen schmeckt das Fruchtfleisch ausgesprochen bitter, deswegen konnte es zunächst nicht verzehrt werden, aber wegen der Samenkerne mit ihrem hohen Fett- und Proteingehalt haben die Indianer Kürbisse bereits früh angepflanzt – ähnlich wie etwa zeitgleich die Jungsteinzeitbauern in Mitteleuropa einheimischen Kohl zunächst vielleicht nur wegen der ölhaltigen Samen anbauten. Kürbiskernöl zu verwenden ist keineswegs abwegig, wie Kenner der Delikatesse aus der Steiermark bestätigen können.
Ein intelligenter Indio oder eine intelligente Indiofrau um das Jahr 5000 v. Chr. musste bei der Gelegenheit schon sehr viele Kürbisstückchen probiert haben oder ganz zufällig auf eines ohne Bitterstoffe getroffen sein. Solche Mutationen kommen bei wildem Kürbis nämlich nur sehr selten vor. Und Herr oder Frau Indio mussten sich dann außerdem noch gedacht haben: Diese Sorte könnten wir anpflanzen, vermehren und dann das leckere, gar nicht mehr bittere Kürbisfruchtfleisch essen. Solche nicht näher lokalisierbaren oder datierbaren Ereignisse, welche die Ernährungsgrundlagen drastisch erweiterten, sind fundamentale Weichenstellungen der Pflanzen- wie der Menschheitsgeschichte. Sie sind auch ein Beispiel dafür, wie vermeintlich primitive Menschen lernten, die Natur zu beherrschen. So entstanden Kulturpflanzen.
Der Riesen- oder Gartenkürbis ( Cucurbita maxima ) stammt aus den Steppengebieten in Argentinien, Uruguay und Bolivien. Zwarbenötigt er zum Wachstum recht viel Wärme, lässt sich aber über den Winter gut lagern. Die Fähigkeit nicht zu verrotten, verdanken Kürbisse ihrer sehr harten Schale.
Die Farbe kommt im Wesentlichen von
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