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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Seidel
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Sommerkürbis Cucurbita pepo auf mitteleuropäischen Tischen und Tellern. Noch in der Nachkriegszeit aß niemand in Deutschland Zucchini. Dann wurden die dunkelgrünen länglichen Kürbisse, die an Gurken erinnern, in den Sechzigerjahren aus Italien eingeschleppt, wo sie erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus älteren Neue-Welt-Kürbissen gezüchtet worden waren.
    Zucchini sind ein so zartes Gemüse, weil sie geerntet werden, bevor sie ausgewachsen sind. Lässt man sie ausreifen, entwickeln sie ebenfalls eine harte Schale und werden auch viel größer. Zucca bedeutet auf Italienisch »Kürbis«, zucchino einfach »kleiner Kürbis«, zucchini ist die Pluralform: »kleine Kürbisse«. Die Franzosen nennen die Zucchini courgette , leicht erkennbar eine französische Variante des Wortes »Gurke«, wohingegen »Gurke« auf Französisch concombre heißt. Die Briten entschieden sich bei Zucchini für die französische Variante, die Amerikaner verwenden das italienische Wort.
    Sowohl die Sommerkürbisse ( Cucurbita pepo ) wie die Winter- oder Riesenkürbisse ( Cucurbita maxima ) hatten sich nach ihrer Einfühurng in Europa sehr rasch verbreitet. Auf den Girlanden der Farnesina sind beide Arten dargestellt.

Das Pop-Korn
Mais
    Mais hat das höchste Ertragspotenzial aller Getreidearten und zählt daher mit Weizen und Reis zu den Großen Drei unter den Getreidepflanzen.
    Mit Abstand größter Produzent sind die USA vor China und Brasilien, während Deutschland an 19. Stelle noch hinter Ländern wie Ägypten, Serbien und Thailand liegt.
    In Europa und Asien war Mais in Antike und Mittelalter völlig unbekannt. Aber bereits Kolumbus brachte Mais-Pflanzen nach Europa mit, die in Spanien alsbald ohne Probleme angebaut wurden (1525). Rasch verbreitete sich die sehr ertragreiche Pflanze über den italienischen Gartenanbau bis auf den Balkan, damals Herrschaftsgebiet der Osmanen. Das türkische Osmanenreich reichte bis an den Euphrat und umfasste damit auch das Gebiet des Fruchtbaren Halbmonds – einstmals die Wiege der Ackerbaukultur. In der Spätrenaissance galt das Türkenreich als Hauptanbaugebiet von Mais in der alten Welt.
    Aus jener Zeit stammt die italienische Bezeichnung für Mais granturco (»türkisches Korn«). In Österreich spricht man heute noch manchmal von Türkischem Korn oder Türkischem Weizen , aber auch von Kukuruz nach dem slawischen Wort für »Mais«.
    Das »Mais«-Wort selbst wurde ebenfalls von Kolumbus importiert. Es stammt aus dem Taino, der Sprache eines der eingeborenen »Indianer«-Völker in der Karibik. Auf Hispaniola, wo sich die Spanier zuerst niederließen (heute Haiti und Dominikanische Republik), gehörten die Taino zu einer der Bevölkerungsgruppen. Sie waren Tongefäße produzierende Ackerbauern auf einerähnlichen Kulturstufe wie die europäischen Keramikkulturen der Ötzi-Zeit. (Andere Indianervölker, wie die Kariben, traditionelle Feinde der Taino und der übrigen Arawak-Indianer, sprechen ganz andere Sprachen.) Auf Haiti hieß die Pflanze mahís : »das Lebenserhaltende«.
    Die Kultivierung von Mais gilt unter Botanikern als einer der größten Züchtungserfolge der Menschheit. Früher war es sogar umstritten, ob Mais, ein Süßgras, überhaupt eine eigene Wildform hat. Heute gilt als sicher, dass irgendein frühes Indianervolk den Mais aus dem sehr ähnlichen Wildgras Teosinte entwickelt hat. Teosinte wäre demnach der »Urmais«. Die Pflanze ist dem Mais so ähnlich, dass man beide von der Blüte her kaum unterscheiden kann. Aber: Teosinte bildet keinen Kolben aus, sondern Rispen. Die reifen Körner fallen sehr leicht ab.
    Zudem sind Teosinte-Körner klein und buchstäblich harte Kost. Welcher Indianermann oder welche Indianerfrau kam nur darauf, dass man sie essen könnte? Einen Hinweis gibt es. Teosinte-Körner, die auf, sagen wir, glühende Steine fallen, platzen ähnlich auf wie Popcorn.
    Aufgeplatzte Maiskörner waren jedenfalls schon den Indianern zur Kolumbuszeit längst bekannt und spielten bei ihnen auch eine rituelle Rolle.
    Wie auch immer: Nach wie vor ist der Weg vom wilden zum gezüchteten Mais noch nicht ganz klar. Unerklärt und erstaunlich ist zum einen der Übergang von Teosinte zur Mais-Stammform Zea parviglumis , zum anderen das enorme Wachstum der Kolben. Die ersten, oder jedenfalls die ältesten gefundenen Kolben (um 7000 v. Chr.) waren zwei Zentimeter lang – halb so lang wie ein Streichholz.
    Um 5000 v. Chr. gab es relativ permanenten Maisanbau im Tal von

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