Die Weltgeschichte der Pflanzen
Grundstein für den sensationellen Erfolg der Cornflakes legte. John Kellogg selbst war nicht einmal an der Firmengründung seines Bruders im Jahr 1906 beteiligt, der diese dann durch die Produktion und den Versand von Getreideflocken (englisch cereals ) mit schönen Gewinnspannen und gewaltigen Wachstumsraten zum Erfolg führte. Nachahmer traten auf den Plan, aber die Kellogg Company bleibt bis in die Gegenwart der Marktführer mit einem Jahresumsatz von 13 Milliarden Dollar. Battle Creek in Michigan ist nach wie vor Hauptsitz der Kellogg Company, einem der weltgrößten Lebensmittelkonzerne. Cereals wurden zu einem Inbegriff amerikanischen Lebensstils.
In Deutschland ist die Maisernte nur gut halb so hoch (4,5 Millionen Tonnen) wie in Italien (acht Millionen Tonnen), das aber auch weit vom Weltmarktführer USA entfernt ist (333 Millionen Tonnen). In der Küche am häufigsten verwendet wird hierzulande Maiskeimöl. Ein typisch italienisches Maisgericht ist Polenta aus Maisgrieß. Cornflakes, Popcorn, Tortillas und Erdnussflips (sie werden nur mit Erdnuss »gewürzt«) sind kulinarische Maisprodukte amerikanischer Herkunft, die erst in der Nachkriegszeit in Europa populär wurden.
Die Herstellung von Popcorn, die nur aus Puffmais möglich ist, war schon den Karibik-Indianern bekannt. In der modernen Kulturgeschichte ist der Popcorn-Genuss aufs Engste mit dem Kinobesuch verbunden. Die Geschichte des Popcorns im amerikanischen Kino beginnt in der Weltwirtschaftskrise, als die Kinobetreiber neue Einnahmequellen suchten und beobachteten, dass sich die Besucher in den umliegenden Geschäften mit Knabbereien und Süßigkeiten eindeckten. Das konnten sie den Kinogängern auch direkt an der Kinokasse bieten. Popcorn, leicht und billig herzustellen, wirft 90 Prozent reinen Gewinn ab.
Erst in der Zeit der Großen Depression wird Amerika übrigens zum Mais-Land, zum weltgrößten Mais-Erzeuger. Die Produktion verzwanzigfachte sich zwischen 1934 und 1940. Mais wanderte fortan als Süß- und Stärkemittel in viele andere Lebensmittel, vom Brot über Cornflakes bis zum Joghurt, vom Ketchup bis zur Cola und bildet so die solide Grundlage für die Fettleibigkeit sehr vieler heutiger Amerikaner.
Mittlerweile gewinnt Mais als Rohstoff zunehmend an Bedeutung. 40 Prozent der amerikanischen Maisproduktion landen mittlerweile im Tank. Die Herstellung von Biosprit aus Mais lässt den Preis in die Höhe schnellen. Er hat sich an der Chicagoer Rohstoffbörse zwischen dem Frühjahr 2010 und dem Frühjahr 2011 von vier auf fast acht Dollar je Scheffel (27 kg) verdoppelt. Das Hauptanbau- und Exportland USA weitet angesichts dieser Nachfrage die Anbauflächen aus. Die Welternte erreichte 2011 mit 814 Millionen Tonnen ein Rekordniveau.
Diese Entwicklung ist ein Desaster für die Ärmsten der Armen. Mais ist auch in Afrika eine wichtige Anbaupflanze und südlich der Sahelzone das Grundnahrungsmittel für die Hälfte der Bevölkerung. Maisbrei, in ganz Afrika »Pap« genannt, wird von denen gegessen, die sich sonst nichts leisten können. Der Preisanstieg ist nur gut für die afrikanischen Bauern, die für Exporte mehr erlösen; für die Armen Afrikas wird er damit jedoch umso unerschwinglicher.
Eine weitere Problematik, die sich gerade auch im Zusammenhang mit Mais ergibt, liegt in der Gentechnik. Große deutsche Konzerne ziehen sich zwar nicht aus dem Geschäft mit genveränderten Pflanzen zurück, aber sie verlagern aktuell ihre einschlägigen Forschungseinrichtungen besonders nach Nordamerika, da in Europa und vor allem in Deutschland genveränderte Pflanzen kaum auf Akzeptanz stoßen. Dagegen werden in Nord- und Südamerika überwiegend genveränderte Nutzpflanzen angebaut. Bei der Sojabohne beträgt der Anteil dort mittlerweile um die 90 Prozent. Die Pflanzen gelangen als Futtermittel in die Fleischerzeugung und damit auch in unseren Nahrungsmittelkreislauf. So konsumiert auch jeder Deutsche im statistischen Durchschnitt indirekt 60 Kilogramm genveränderten Mais pro Jahr.
Bei der ersten Generation genveränderter Pflanzen waren die »Züchtungsziele« in erster Linie der Schutz gegen Schädlinge (Pilze, Insekten) sowie Pestizid- und Trockenheitsresistenz. Pflanzen haben Abwehrmechanismen gegen Schädlinge; natürlich ist es für den Landwirt hilfreich, wenn diese gestärkt werden. Hilft das nichts oder zu wenig, werden Pestizide von außen eingesetzt: Unkraut- oder Insektenvernichter. Da diese auch die Nutzpflanze schädigen können,
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