Die Weltgeschichte der Pflanzen
ist deren Pestizidresistenz willkommen. Wenn Pflanzen Trockenheit besser aushalten, liegt der Nutzen ebenfalls auf der Hand. All das trägt zur Ertragssteigerung bei.
Die Kritiker der Genveränderung argumentieren, die Konzerne würden durch Patente den Saatgutmarkt monopolisieren und die natürliche Pflanzen- und Insektenwelt manipulieren. Aufgrund monopolisierter und dementsprechend hoher Preise für Saatgut würden vor allem Kleinbauern in der Dritten Welt regelrecht in den Ruin getrieben.
Aktuell verschärft eine zweite Generation genveränderter Pflanzen die Situation. Die neuen Pflanzen sollen weitaus höhere Erträge erzielen, in Iowa ( USA ) erzielt man mit genverändertem Mais 16 Tonnen Ertrag pro Hektar. In der deutschen Intensivlandwirtschaft mit normalem, nicht genverändertem Mais sind es zehn bis zwölf, in der Ukraine lediglich fünf Tonnen.
Noch ist die daraus resultierende wirtschaftliche Problematik ein Zukunftsszenario, weil die erhofften Supererträge durchGenmais noch nicht nachhaltig erreicht wurden. Aber wenn es so weit kommt, liegen die Folgen auf der Hand: Überschwemmen Hochertragsländer wie die USA oder Südamerika, wo auch noch billige Arbeitskosten hinzukommen, den Weltmarkt, so sinken die Preise. Für Länder, die teuer und ertragsärmer produzieren, wird der Anbau unweigerlich unrentabel. Etwa für Europa, das mit seinen guten Böden und dem regenreichen Klima beste Anbauvoraussetzungen bietet – nicht nur für Mais. Auch zwischen gv-Nutzern (Amerika) und nicht-gv-Nutzern (Europa) wird eine Schere aufgehen mit tiefgreifenden Folgen für die Landwirschaft. »Arme« Länder mit kleinbäuerlicher Produktionsweise wie in Afrika können dann erst recht nicht mehr mithalten. Und die großen Getreide-Importländer, wie zum Beispiel diejenigen im arabischen Raum, würden natürlich nur die günstigste Ware kaufen.
Neben diesem weltwirtschaftlichen Aspekt wirft die Forschung am Genmais weitere Fragen auf: Ärmere Länder mit heißem oder unbeständigem Klima wollen ebenfalls natürlich lieber trockenheitsresistentes Saatgut haben. Darf man es ihnen vorenthalten? Wie soll man die ständig wachsende Weltbevölkerung von mittlerweile sieben Milliarden Menschen ernähren? Hinzu kommt die gerade von den Europäern und in erster Linie von den Deutschen angeheizte Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen, deren Anbau zu Lasten der Getreideflächen und der Regenwälder geht.
Darin steckt ein echtes und nicht leicht zu lösendes Dilemma. Es ist ähnlich wie bei der Nukleartechnik und Goethes Zauberlehrling: Ist die Technik in der Welt, wollen alle trotz Risiken daran teilhaben. Und entscheidet man sich doch dagegen, lässt sie sich nur sehr schwer wieder aus der Welt schaffen.
Ein internationales Gewürz
Paprika
Chilli war in der Aztekensprache Nahuatl das Wort für das, was wir heute als Paprikaschote bezeichnen. (Wie so häufig ist die Bezeichnung »-schote« botanisch nicht korrekt; es handelt sich wie bei der Tomate um eine Beere.) Chilli bedeutet ganz einfach »rot«.
An leicht gebogenen Stielen hängend waren die leuchtend roten Früchtchen von der Größe einer Gartenerdbeere für die Azteken und ihre Vorläufer seit 9000 Jahren nicht zu übersehen. Ähnlich wie Mais und Tomate ist chilli daher in Süd- und Mittelamerika eine sehr alte Kulturpflanze. Fast alle chilli enthalten Capsaicin, das den mehr oder weniger scharfen Geschmack hervorruft. Bereits den ersten Entdeckern unter Kolumbus fiel diese Schärfe auf. Da das Hauptziel der Entdecker neben Gold und Edelsteinen der hochprofitable Pfeffer war, den die Europäer bis dahin nur mühsam von den Gewürzinseln Asiens bezogen, lag die Vermutung nahe, hier eine Pfefferart entdeckt zu haben. Im Spanischen bezeichnet pimienta beides: den Gewürzpfeffer wie die Paprikaschote. Genauso im Englischen ( pepper ), und bei »Paprika« ist es ähnlich. Auch hier bedeutete das serbokroatische Wort papar eigentlich »Pfeffer«; es gelangte über das Ungarische ins Deutsche. Die botanische Heimat liegt mitten im Herzen des südamerikanischen Kontinents. Bolivien ist am berühmtesten für seine Hochlandregionen rund um den Titicaca-See, wo unter der Erde das Silber lagert und über der Erde der Kokastrauch wächst, dessen Blätter die Indios kauen.
Am Ostandenabhang teilt es mit Südbrasilien und einigen anderen südamerikanischen Staaten das Tiefland des Chaco, eine Savannenlandschaft, die etwas feuchter ist als die Richtung Argentinienangrenzende
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