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Die Weltreligionen. Vorgestellt von Arnulf Zitelmann

Titel: Die Weltreligionen. Vorgestellt von Arnulf Zitelmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnulf: Zitelmann
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Muhammads sind hier die
     Kalifen, die jedoch keinerlei religiöse Autorität besitzen. Aus diesem Grund verwerfen die Schiiten den Führungsanspruch jedweder
     sunnitischen Regierung. In ihren Augen gelten selbst die ersten drei Kalifen als Usurpatoren. Unter den ersten Kalifen, heißt
     es, war Ali allein der einzig rechtmäßige Stellvertreter Allahs und seines Propheten.
    |194| Die Schiiten sind kein monolithischer Block. Alis Partei zerfiel im Lauf der Zeit in über 70 rivalisierende Gruppen. Heute
     bekennen sich rund zehn Prozent aller Muslime zur Schia Alis, im Mittleren Osten und in Teilen Zentralasiens sind sie besonders
     stark. Nach der Revolution des Ayatolla Khomeini im Februar 1979 meldeten die schiitischen Muslime, über Jahrhunderte nicht
     mehr als eine Splittergruppe, ihren universalen Führungsanspruch für den Gesamtislam an.
    Fünf Säulen tragen das Haus des Islam
    Die Frage nach dem Führer und der Art der Führung spaltete den Islam. Zu einem Ganzen verbindet ihn jedoch die religiöse Praxis
     der Muslime in aller Welt. In seiner letzten Predigt soll Muhammad den Gläubigen noch einmal ans Herz gelegt haben: »O Volk,
     achte sorgfältig auf meine Worte! Verehrt Allah, verrichtet eure täglichen fünf Gebete, fastet im Monat Ramadan, zahlt die
     Armensteuer. Unternehmt, wenn irgend möglich, die Pilgerfahrt nach Mekka. Ihr wisst, alle Muslime sind Brüder! Alle seid ihr
     gleichgestellt. In der Frömmigkeit und mit guten Werken aber sollt ihr wetteifern, die ersten zu sein.«
    Der Prophet spricht hier die so genannten »Fünf Säulen« an, die das Haus des Islam tragen. Zuerst das Glaubenbekenntnis: »La
     ilaha illa ‘llah, Muhammadun rasulu ‘llah.« Kein Gott ist außer Allah, und Muhammad ist der Gesandte Allahs! Dann das rituelle
     Gebet, vorzugsweise in der Gemeinschaft mit anderen Gläubigen vollzogen. Drittens die Armensteuer, für die der Koran |195| keine näheren Bestimmungen trifft, und viertens das Fasten im Monat Ramadan. Der Kalender des Korans orientiert sich ausschließlich
     an den Mondphasen. Weil der nach dem Mond gemessene Monat kürzer ist als der mathematisch errechnete Sonnenmonat, wandert
     der Fastenmonat allmählich durch alle Jahreszeiten. Fällt er in den Winter, reduziert sich das Fasten auf acht Stunden während
     des Tageslichts, im Sommer verlängert sich das Fasten auf die doppelte Zeit. Eine harte Probe! Denn Fasten bedeutet, nichts
     zu essen, aber auch nichts zu trinken – 16 Stunden im Sommer bis zum Sonnenuntergang! Ein Trost bleibt: Es braucht 235 Neumonde
     oder 19 Sonnenjahre, bis der Neumond des Ramadan exakt wieder auf dasselbe Tagesdatum fällt. Fünftens und letztens die Wallfahrt.
     Für sie traf der Prophet noch zu Lebzeiten detaillierte Regelungen. Nach Möglichkeit soll jeder erwachsene Muslim, Mann oder
     Frau, wenigstens einmal im Leben die Kaaba umkreist haben und mit einem Schlachtopfer das rituelle Begehen der heiligen Stätten
     beschließen.
    |194|
    Der Koran, das Heilige Buch des Islam.
    |195| Der Dschihad, der Heilige Krieg zur Verteidigung und Ausbreitung des Islam, gehört nicht zu den »Fünf Säulen« des Glaubens.
     Das Wort hat eine weitere und eine engere Bedeutung. Im weiteren Sinn kennzeichnet Dschihad den Glaubenseifer. So meinte es
     auch Buddha, als er bei seinem Abschied die Mönche mahnte: »Ohne Unterlass müsst ihr kämpfen!« Ebenso fordert das Neue Testament
     den Christen auf: »Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!« Dieser Glaubenseifer wird ebenfalls von jedem Muslim verlangt. Darüber
     hinaus meint Dschihad aber auch den Glaubenskampf unter Einsatz von militärischer Gewalt. Die Muslime verweisen auf das Beispiel
     Muhammads, der nicht nur ein großer Glaubenskämpfer, sondern auch ein gewaltiger Kriegsmann war. An 19 Feldzügen nahm der
     Prophet persönlich und mit der Waffe in der Hand teil, wurde selbst nie ernstlich verwundet, hat aber manchen seiner Getreuen
     dabei verloren. »Zwischen uns und dem Himmel ist nur der Feind«, rief er den Seinen zu, und die verstanden das wortwörtlich.
     So sagt es auch der Koran: »Und jene, die auf dem Weg Allahs erschlagen werden, deren Taten wird er nie verblassen lassen.
     Er wird sie rechtleiten, ihr Befinden lindern und sie ins Paradies bringen, von dem er sie hat wissen lassen.« Als politisches
     Programm erhob im Iran der Ayatollah Khomeini den militanten Dschihad zur Glaubenspflicht: »Der Heilige Krieg bedeutet die
     Eroberung der nicht muslimischen

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