Die Weltverbesserer
ohne Protest.
Rasch lernte er, daß im KB ein Mann mit viel kleinen Talenten gegenüber einem Mann mit einem einzigen großen Talent im Vorteil war. Er erhielt in seiner Klasse die Note zwei, und die Familie war zufrieden. Doch dann wurde die gesamte fünfte Klasse ohne Erklärung zum Amt für Interplanetarische Beziehungen transferiert, einem geheimnisvollen Department der Regierung, von dessen Existenz bisher kaum einer der Rekruten gewußt hatte. Mit neuen AT/1-Schulterklappen und Raumtaschen, die von Büchern und Trainingsmaterial überquollen, reisten sie weit jenseits die Grenze der Föderation Unabhängiger Welten und ließen sich auf Planeten nieder, von denen nichts in ihren Büchern stand.
Verwirrt kam Farrari seinen neuen Pflichten nach. Bald erkannte er, daß der Stab des Stützpunktes seine strikten Anordnungen bezüglich KB AT/1 Cedd Farrari erhalten hatte. Am ersten Morgen fand er sich in einer zentral gelegenen Suite mit zwei Räumen wieder, die direkt am Hauptkorridor lag. Das Wohnzimmer lag zum Korridor hin offen und war gemütlich eingerichtet. Das Arbeitszimmer war leer, aber Isa Graan ließ Regale an den Wänden anbringen und überreichte Farrari einen Teloid-Projektor neuesten Modells. Dann lud er ihn in den Lagerraum ein, um sich weitere Möbel auszusuchen. Ganoff Strunk, der glatzköpfige, freundliche Chef des Kommunikationswesens brachte ihm eine erstaunliche Sammlung teloider Filmkugeln über künstlerische Themen und ebenso überraschende Gegenstände: Skulpturen aus Holz und Stein, Metallkunstwerke, Juwelen, Stickereien, Lederarbeiten, Webstoffe, Gemälde, Zeichnungen auf Holz oder Stoff, Keramiken – der Raum glich immer mehr einem Museum.
Als Farrari allein gelassen wurde, betrachtete er prüfend die Gegenstände. Er war angetan, aber auch verwirrt. Hier war eine neue Welt zu erforschen und zu klassifizieren. Da er ein Neuling war, hatte er keine Ahnung, wo er anfangen sollte.
Nachdenklich ging er im Zimmer auf und ab. Er würde Tage brauchen, um in diesen Dingen ein System zu finden. Und wenn er einmal darangehen würde, sie zu klassifizieren, würde das seine ganze Zeit in Anspruch nehmen. Vorerst aber wollte er diesen Stützpunkt genauer kennenlernen. Resolut trat er in den Korridor.
Der Stützpunkt glich einem Netz. In seinem Zentrum durchschnitt der Hauptkorridor einen kleinen Rundbau. Daran schlossen sich der Speisesaal, der bei den wenigen Gelegenheiten, wenn sich der gesamte Stab traf, auch als Versammlungsraum diente, und Ganoff Strunks Aktenzimmer sowie die administrativen Büros. An einer Wand des Rundbaus hing ein schwarzes Brett, auf das verschiedene Notizen geheftet waren. Am Ende eines Korridors sah Farrari die Lagerräume Graans und den Flughafen. Er wandte sich in die entgegengesetzte Richtung.
Er traf auf mehrere Stabsmitglieder, die von ihrer Arbeit aufblickten und ihm zunickten. Ihre Identifikationsmarken zeigten abstrakte Hieroglyphen einer Eingeborenensprache. Offensichtlich war dies der linguistische Index. Das IBB-Personal mußte demzufolge die Eingeborenensprache beherrschen.
Der Korridor endete in einer Reihe kleiner Konferenzräume. Jeder war mit einem Fenster ausgestattet, durch das man einen herrlichen Blick auf die Szenerie der Berge hatte.
Als Farrari wieder im Rundbau eintraf, studierte er die Notizen am schwarzen Brett. Einige waren Fragen, andere Listen in den seltsamen Eingeborenenhieroglyphen oder geheimnisvolle Mitteilungen.
»Yilesc? Komm zu mir. Prochnow.«
»Jedes Mitglied einer Ol-Familie im Dorf 101.7/34.9 hat sieben Finger an jeder Hand. Brudg.«
»Lunch-Menü in dieser Woche: Fornkuchen, Narmpfauflauf, Zrilmbeeren in Gelee, Zrilmbeerentee. Dallum.«
»Woher kommt die rosa Murmel im Sommerpalast des Krus in Narru? Wedgor.«
An der Spitze eines länglichen Blatt Papiers stand: »Stellen Sie alle Ähnlichkeiten zusammen, die Ihnen zwischen den Ol- und Rasc-Sprachen aufgefallen sind.« Darunter war das Blatt leer.
»Gesucht: Dreischneidiger Degen. Kantz.«
»Hat jemand ein rotes Lupf südlich von Scorv wachsen sehen? Dallum.«
Eine zitternde Stimme sagte: »Ich war eine Yilesc.«
Farrari wirbelte herum und starrte den Sprecher an. Das Mädchen war sehr schlank, hatte ein kleines, kindliches Gesicht und große schwarze Augen, die ihn ernst anblickten. Sie war in einen Arbeitsanzug gekleidet, der viel zu groß für sie war.
»Wie interessant«, sagte er und blickte wieder auf die Notizen. Ihre forschenden Augen irritierten ihn.
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