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Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere

Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere

Titel: Die Werte Der Modernen Welt Unter Beruecksichtigung Diverser Kleintiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Lewycka
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Doncaster wird geschlossen und alle beweglichen Vermögenswerte werden verkauft. Im Werk in Barnsley wird die Belegschaft um die Hälfte gekürzt. Haben er und Chicken das alles auf dem Gewissen? Oder haben sie nur den Abwärtstrend für andere Short-Investoren gesetzt, die die Strömung des Markts gesehen und sich wie Wölfe darauf gestürzt haben, bis das Unternehmen am Boden war? Serge wird ein bisschen schlecht, aber vielleicht ist es nur der Gestank der Toilette.
    Brasilien. Konzentrier dich auf Brasilien. Er schließt die Wirtschaftsseite und öffnet die Immobiliensuchseite – sein finanzieller Rahmen ist jetzt größer. Er gibt ein paar Locations ein. Und da ist es. Ja! Das Haus seiner Träume. Ein bescheidenes einstöckiges Landhaus mit strohgedeckten Giebeln und tiefen Fenstern mit Fensterläden, in einem Kokospalmenhain, fünfzig Meter von einem menschenleeren Strand entfernt. DasWort »bescheiden« ist relativ. Es gibt eine Klimaanlage. Vier Schlafzimmer, davon zwei mit eigenem Bad. Swimmingpool. Zwei Kilometer Privatweg zum nächsten Dorf. Er klickt den Grundriss an. Er googelt das Dorf. Ein Foto erscheint von türkisfarbenem Meer, einem silbernen, sichelförmigen Strand, gesäumt von dunkel bewaldeten Hügeln. Weit draußen auf dem Meer rollen weißgekrönte Brecher herein. Er starrt das Foto an. Vergrößert es. Kopiert es und speichert den Link. Zu Hause wird er es ausdrucken und es ihr morgen auf den Tisch legen.
    Sie ist wieder im Glaskasten und arbeitet an dem Schreibtisch, der früher Tim the Finn gehört hat.
    Er wartet, dass sie ihn hereinruft, aber sie hat den Kopf gesenkt, die Stirn in konzentrierten Falten, während sie vor sich hin tippt und gelegentlich durch die Brille, die ihr immer wieder auf der Nase hinunterrutscht, auf den Bildschirm sieht – er hat sie noch nie mit Brille gesehen. Selbst ihr Geruch ist anders – weniger animalisch, dafür blumiger. Er versucht ihren Blick aufzufangen, aber sie ist weit weg in ihrem eigenen Garten der Algorithmen.
    Erst am späten Nachmittag schickt sie ihm endlich eine E-Mail.
    Keine Zeit heute. Morgen Sergej wir müssen reden. Mx

Clara
    Hinter dem Bücherregal
    Clara nimmt einen neuen Geruch in ihrem Klassenzimmer wahr, der von Jason auszugehen scheint.
    »Stimmt es, dass das Spasti-Mädchen Ihre Schwester ist, Miss?«
    »Nenn sie nicht Spasti.«
    »Warum?«
    »Ach, ich weiß auch nicht.«
    Es ist fast vier, Herrgott noch mal.
    Jason schlurft davon, und sie merkt, dass der Geruch doch nicht von ihm kommt, sondern aus der Bücherecke – ein bitterer, muffiger Geruch, der sie an Solidarity Hall erinnert. Sie geht in die Ecke, um nachzusehen. Ja, hier ist der Geruch eindeutig stärker. Aber so weit scheint alles seine Ordnung zu haben, bis auf eine Ansammlung kleiner schwarzer Brösel auf dem Boden wie die, die sie neulich unter ihrem Stuhl gefunden hat.
    Durchs Fenster sieht sie Megan, die am Tor auf Jason wartet. Sie winkt, und Megan winkt zurück. Kurz darauf sind beide verschwunden. Dann taucht wieder jemand auf dem Parkplatz auf. Jemand mit einem schrecklichen Bart. Mr. Gorst/Alan ist zwar immer noch sexy, aber weitaus weniger als früher. Und da kommt die historische Miss Postlethwaite in einem Doktor-Schiwago-Mantel mit Knebelknöpfen und einer peruanischen Bauernmütze mit Zöpfen an beiden Seiten. Sie läuft zu ihm undschiebt die Hand in seine, und er beugt sich zu ihr runter und küsst sie. Trotz der Mütze. Trotz der Zöpfe. Er küsst sie.
    Ts, ts. Als Nächstes kommen dann Hochzeitsglocken und Babyrasseln. Selbst Ida Blessingman hat ihr gestern Abend gestanden, dass sich zwischen ihr und dem Serienkillerschnurrbartanwalt mehr entwickelt. Es gibt bestimmt einen riesigen, mehrstöckigen Käsekuchen beim Hochzeitsempfang. Überall geht das Leben seinen Gang – nur Clara scheint in der Vergangenheit stecken geblieben zu sein, bei den Geheimnissen von Solidarity Hall.
    Bevor sie sich entschieden hat, ob sie traurig sein oder sich für die anderen freuen soll, hört sie ein Geräusch aus der Bücherecke – ein kratzendes, raschelndes Geräusch. Sie schaut sich um. Es ist nichts zu sehen – aber das Rascheln ist immer noch zu hören. Anscheinend ist da etwas hinter den Büchern. Das Regal ist so alt wie die Schule und aus massiver Eiche. Sie zieht und zerrt und schafft es schließlich, eine Ecke ein paar Zentimeter von der Wand wegzubewegen. Eine Wolke von Gestank schlägt ihr entgegen, und sie weicht zurück. Dann hält sie die Luft an und

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