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Die Werwolfbraut (German Edition)

Die Werwolfbraut (German Edition)

Titel: Die Werwolfbraut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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würde selbst noch aus dem Grab auferstehen, um dir in der Gefahr beizustehen.«
    Francesca musste bei diesen dramatischen Worten lachen.
    »Mir wäre es lieber, wir könnten zusammen leben. Ja, Ricardo, ich bin bereit, dich zu heiraten. Doch vorher will ich dich näher kennenlernen. Und ich will in das Geheimnis eingeweiht sein, von dem du sprachst. Sobald das geschehen ist, werde ich dir meine endgültige Antwort geben. – Kann ich zu dir ins Castello ziehen?«
    »Die Leute werden reden, Liebste.«
    »Sie reden doch immer. Über dich reden sie sowieso.«
    Ein Schatten überflog das Gesicht des Marchese.
    »Ich weiß, was sie reden«, sagte er. »Aber sie haben ja keine Ahnung. Die Leute verleumden immer alles, was sie nicht verstehen, und ziehen es in den Schmutz.«
    »Du musst sehr einsam und auch verbittert sein«, sagte Francesca leise.
    Sie zog den Kopf des Mannes, der immer noch vor ihr kniete, an ihre Brust und streichelte seine Haare. Ricardo seufzte.
    »Ja«, flüsterte er. »Komm zu mir. Dann bin ich nicht mehr allein. Nimm die Einsamkeit von mir. Gemeinsam können wir die Gitterstäbe des Käfigs durchbrechen, in dem ich gefangen bin. Es ist kein Käfig im materiellen Sinn, sondern ein psychisches Gefängnis.«
    Er bettete seinen Kopf in Francescas Schoß. Sie spielte mit den Fingern in seinen Nackenhaaren. Der Vollmond strahlte. Doch in diesen Minuten war Ricardo di Lampedusa immun gegen seine Kraft. Er war ganz versunken in seine Liebe. Sein und Francescas Herz schlugen im gleichen Takt.
     
    *
    Am übernächsten Tag sollte Francesca ins Kastell di Lampedusa ziehen. Das vereinbarte das Liebespaar. Francesca sollte dort ihre eigenen Räume haben. Ricardo überließ alles, was dann geschah, ihrer Entscheidung. Er brachte sie von der Klosterruine zum Anwesen ihrer Eltern zurück. Vorm Tor verabschiedete er sich und ging rasch und mit langen, elastischen Schritten davon.
    Francesca lehnte sich an die von wildem Wein überrankte Mauer und schaute ihm nach. Es duftete würzig und frisch nach dem Oleander am Weg. Die Zikaden zirpten unter den Bäumen und im Feld. Francesca schaute ihrem Geliebten nach, wie er den Weg entlangging, weg von dem Dorf San Clemente. Im Licht des Vollmonds sah sie ihn deutlich.
    Das Mondlicht verzerrte seine Konturen. Plötzlich war er verschwunden, wie mit dem Schatten verschmolzen. Dort bewegte sich etwas, was genau es war, konnte Francesca nicht erkennen. Sie hörte ein Rascheln im Feld, als ob ein großer Hund oder sonst ein Tier wegliefe. Nachdenklich ging Francesca zum Haus. Auf dem Rückweg von der Klosterruine hatten sie die drei Wölfe nicht mehr gesehen. Noch etwas anderes ging Francesca im Kopf herum.
    Sie trug an dem Abend Ricardos Ring, das Familienerbstück, das er ihr zur Verlobung geschenkt hatte. Als sie im Mondschein Hand in Hand den Berg hinuntergingen, zog Francesca ein silbernes kleines Kreuz mit einer dünnen Kette aus einer Tasche in ihrem Kleid und wollte es Ricardo reichen.
    »Da, ein Geschenk von mir«, hatte sie gesagt. »Mehr habe ich leider nicht.«
    Ricardo war zusammengezuckt. Sein Gesicht hatte sich zu einer Grimasse des Abscheus verzogen, als er das kleine Silberkreuz sah. Es war ein jahrzehntealtes Stück.
    »Nimm es weg«, sagte er. »Ich will es nicht haben. Der Anblick schmerzt mich.«
    »Warum?«, fragte Francesca verständnislos.
    »Ich mag dieses Symbol nicht. Es hängt mit dem Tod meiner Frau zusammen. Ich mag nicht darüber sprechen.«
    Francesca respektierte seine Gefühle und verfolgte das Thema nicht weiter. Jetzt stand sie vor dem Haus ihrer Eltern und betrachtete sinnend das kleine Silberkreuz in ihrer Hand. Ihr Vater kam aus dem Haus.
    »Es ist spät«, sagte er. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ja, Vater. Wie geht es Mutter?«
    »Schlecht. Sie hustet die ganze Zeit und findet keine Ruhe. Wenn sie nicht bald in das Sanatorium kommt und die beste ärztliche Behandlung erhält, ist bei ihr nichts mehr zu machen.«
    »Sie wird sie erhalten«, flüsterte Francesca. »Übermorgen ziehe ich zu Ricardo in sein Schloss.«
    »Das dulde ich nicht!«, brauste ihr Vater auf. »Noch seid ihr nicht verheiratet. Erst musst du den Ring am Finger haben.«
    »Mach dich nicht lächerlich, Vater. Es geschieht, wie Ricardo und ich es vereinbart haben. Oder du kannst diese ganze Ehe in den Wind schreiben. Jetzt lass mich bitte in Ruhe. Ich will nach meiner Mutter sehen, und dann will ich schlafen.«
    »Wie redest du denn mit mir?«, fragte Michele Montalba.

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