Die Wesen (German Edition)
Buttertees aufs Spiel setzen.“
Als sie das Schneefeld erreichten, wurde es kalt. Das Licht blendete auf der weißen Fläche so stark, dass sie Sonnenbrillen aufsetzen mussten.
„Was macht der Verrückte da?“, sagte Sam. „Er fängt doch nicht an, mein geliebtes Yak zu kämmen?“
Tsin fuhr dem Yak mehrfach mit den gespreizten Fingern durchs dicke Fell, bis er ein langes Büschel in der Hand hielt. Er band es sich hinter dem Kopf zusammen, sodass es genau über die Augen verlief.
„Das ist ja verschärft, Mann. Ich flipp aus. Eine Sonnenbrille aus Yakhaar. Leck mich, ist das cool!“
„Vielleicht fängst du am Ende noch vor Begeisterung an, Yaks zu züchten, wenn du wieder in Louisiana bist“, sagte Slinkssons.
„Oder ich komme dafür zu euch nach Schweden. Da ist das Klima ja genau richtig.“
Sie kamen immer höher und unter dem Schnee war kein Weg zu erkennen. Sie tasteten sich nach Gefühl durch die weiße Wüste, aus der nur hier und da ein schwarzer Felsen ragte. Der Kontrast der Landschaft war hart und gleichzeitig so einmalig und überwältigend unwirklich. Hätte Laima nicht den vereisten Grund unter sich gespürt, auf dem sie ständig abrutschte, hätte sie geglaubt, die Welt löse sich zwischen Himmel und Erde auf diesem Schneefeld vor ihr einfach ineinander auf.
Sam musste absteigen. Tsin trieb die Yaks vorsichtig vor sich her. Sie schienen ein besseres Gespür zu haben, wo unter ihren Hufen der Weg trittfest war.
„Der Schnee wird immer tiefer“, sagte von Stein. „Tsin sagt, wir müssen den Weg zum Pass für die Tiere freischaufeln. Sie könnten sonst steckenbleiben. Das wäre eine Katastrophe. Nicht für die Tiere, aber für uns. Wenn wir hier oben einschneien, könnten selbst unsere Vorräte an Yarsagumbu im Zweifelsfall nicht ausreichen, unser Überleben zu sichern.“
„Also wenn die Alternative zu gelber Raupensuppe für die nächsten paar Wochen Schneeschaufeln ist, dann fällt mir die Wahl nicht schwer“, sagte Sam. „Her mit der Schaufel!“
Sie nahmen alles, was sie als Schaufeln benutzen konnten und machten sich daran, einen für die Yaks gangbaren Weg in den Schnee zu graben. Es war mühsamer und schweißtreibender, als sie es sich vorgestellt hatten. Nach einer Stunde hatten sie gerade ein paar Dutzend Meter vom Schnee befreit.
„Tsin will es versuchen, bevor alles wieder zuschneien könnte“, sagte von Stein. „Er wird die Yaks jetzt langsam vorausgehen lassen. Sie müssen sich selbst davon überzeugen, dass für sie keine Gefahr besteht. Wenn eines von ihnen stürzt, gehen die andren nicht weiter.“
„Warum scheuchen wir sie nicht einfach hoch?“, sagte Sam.
„Du hast wirklich keine Ahnung“, sagte Slinkssons. „Hast du in deinem Leben schon mal eine Kuh gesehen, außer auf einer Milchpackung?“
„Die Tiere sind sehr empfindlich“, sagte von Stein. „Wenn einer von uns Faxen macht, laufen sie den ganzen Berg wieder runter. Und wenn sie nicht mehr weiterwollen, legen sie sich einfach in den Schnee.“
„Dann kannst du für die nächsten Wochen schon mal deinen Suppenlöffel rausholen.“
Tsin fing an, die Yaks mit seinen Rufen voranzutreiben. Langsam und vorsichtig setzten sie einen Huf vor den anderen. Dann blieben sie stehen und warteten.
„O je, sieht nicht gut aus“, sagte Schüssli.
Langsam machte Tsin ein paar Schritte auf sie zu, rief und sie machten ebenfalls wieder ein paar Schritte.
„Versucht, euch nicht hektisch zu bewegen und bleibt auf Abstand. Wenn die Tiere nervös werden, ist es aus.“
„Ich bin aber nervös“, sagte Schüssli. „Wegen ein paar dummen Kühen!“
„Sei nett zu ihnen! Schließlich tragen sie dein Gepäck. Wenn sie deine Gedanken lesen können, ist alles wegen dir vorbei. Also konzentrier dich darauf, dass sie es schaffen“, sagte Slinkssons.
Schritt für Schritt stiegen die schweren Tiere den Pfad hinauf.
„Langsam, immer schön behutsam“, sagte Sam. „Immer einen Fuß vor den andren.“
„Noch ein Stück, ihr Rindviecher, dann habt ihr es geschafft“, sagte Schüssli.
Tsin gab ihnen Zeichen, dass sie folgen sollten. Sie mussten durch den tiefen Schnee, um die Tiere herum.
„Jetzt können wir wieder schaufeln“, sagte Sam. „Was habe ich nur falsch gemacht, dass ich als Mensch geboren wurde und nicht als Gott, oder wenigstens als Halbgott? Verdient hätte ich es.“
„Vom Affen zum Halbgott schafft man nicht in einem Leben“, sagte Figaro Slinkssons.
„Sei du ganz
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