Die Wesen (German Edition)
ihre Gedanken in einem unsteten Rhythmus.
Nach einer Weile fing von Stein an, Tsin zu befragen.
„Was haben sie ihn gefragt?“, wollte Sam wissen, der sich im Fell des Yaks festhielt.
„Ob er etwas vom der Stadt der Götter gehört hat. Oder ob er überhaupt von einem Tal hier in den Bergen weiß, das auf unseres passen könnte. Laut GPS ist es weiter weg, als ich dachte.“
„Und?“
„Nein. Nichts.“
„Auch nicht aus irgendwelchen Legenden?“
„Er meinte, es gäbe Tausende Märchen. Aber wo sich die einzelnen Höhlen oder Täler aus den Geschichten befinden, oder ob sie überhaupt existierten, wüsste er nicht.“
„Und die Dropa?“
„Auch nichts. Er sagte, dass dies der entlegenste Punkt sei, bevor das unpassierbare Gebirge anfängt, aus dem wir gekommen sind. Sie sind nur wegen dem Yarsagumbu hier. Weiter würde keiner von ihnen in die Berge vordringen. Es sei schon schwer genug, bis hierher zu kommen. Ein Volk, das dort lebe, sei ihm nicht bekannt.“
Sie erreichten den Rand der Steppe und begannen, gegen den Berg anzusteigen. Die Gruppe hielt mit den Yaks Schritt. Nur Schüssli und der Professor hatten Schwierigkeiten. Als sie den Pfad in Richtung des schneebedeckten Passes ein Stück heraufgestiegen waren, schnappten sie verzweifelt nach Luft.
„Meine Güte“, keuchte Schüssli, „ich glaube, ich ersticke. Es ist so furchtbar anstrengend. Das kann sich keiner vorstellen. Ich will, aber ich kann nicht.“
„Ist so“, hechelte der Professor. „Die Lungen wollen, können aber nicht. Wir müssen etwas langsamer gehen.“
„Also bei mir gehts“, sagte Sam.
„Auf dem Yak hat man gut reden, wenn man selbst nichts machen muss, außer die Landschaft zu bewundern.“
„Sagen sie sowas nicht. Ich muss mich in dieses stinkende Zottelvieh krallen, um nicht herunterzufallen, und habe das Gefühl, den Gestank bis zum Lebensende nicht mehr von meinem Körper zu kriegen. Wenn ich vorher gewusst hätte, dass diese Viecher noch schlimmer stinken, als der Tee schmeckt, wäre ich zu Fuß gegangen. Ich glaube, wenn ich noch eine Tasse davon trinken muss, werde ich mich übergeben.“
„Wenn ihr weiter so viel Luft mit eurem dünnen Gequatsche verschwendet, würde es mich nicht wundern, wenn wir heute noch drei weitere Bestattungen auf dem Programm haben“, sagte Slinkssons.
Kurz bevor sie die Schneegrenze erreichten, machten sie eine Rast.
Tsin versuchte, ein Feuer zu entfachen.
„Das sind doch keine Yakfladen, die der da nimmt?“, sagte Sam, der gerade mit Slinkssons Hilfe abstieg.
„Die heizen nur damit“, sagte von Stein. „Sie sammeln die Fladen einfach ein, wenn sie auf der Steppe getrocknet sind. Billig und einfach.“
„Sieht ein bisschen wie die Teeziegel aus“, murmelte Sam skeptisch. „Könnten sie gleich die Butter und den Tee weglassen, der Geschmack wäre bestimmt der Gleiche. Mann, Mann, Mann. Was die nicht alles aus Kuhscheiße machen. Fehlt nur noch, dass sie es als Potenzmittel an die Chinesen verkaufen. Professor? Nein, das kann nicht ihr Ernst sein.“
„Als Potenzmittel nicht. Aber Tabletten aus Yakfladen gibt es wirklich. Ob die helfen, weiß ich allerdings nicht.“
Nachdem Tsin den Tee aufgesetzt hatte, öffnete er eines der Yarsagumbu-Fässer und füllte mehrere Hände voll in die Schale, in der er zuvor den Teeziegel zerrieben hatte.
Er zerdrückte die Raupen. Heraus kam eine schwefelgelbe Paste, die er Professor Carlsen reichte. Er machte eine Geste, sie auf Sams Bein und von Steins Hände zu reiben.
Dann sagte er etwas zu Thian.
„Die Creme soll uns helfen“, sagte von Stein zu Sam. „Wenn wir den Pass erreichen, müssen wir alle mit anpacken. Er hofft, dass die Yaks mitspielen und es nicht zu stark vereist ist.“
„Na dann! Reichen sie mir die Wundersalbe mal rüber.“
„Warum benutzen sie ihren Strahler nicht?“, fragte Laima. „Ich hatte den Eindruck, es hat mir gut geholfen. Außer ein paar Schwielen sind meine Hände wie neu.“
„Batterie alle.“
„Lädt sich das Gerät nicht von selbst wieder auf wie der Bione-Scanner?“
„Ich arbeite noch an einer Symbiose beider Geräte. Aber wie sie gesehen haben, gibt es noch Schwächen. Solange nehme ich gerne die Yarsagumbu-Paste.“
Dann reichte Tsin ihnen Tee.
„Nein, ich nicht, danke“, sagte Sam. „Mein Bedarf an Yakromantik ist gedeckt. Ich muss ja auf dem Tier noch bis zum Pass. Da werde ich die wackelige Freundschaft zu ihm nicht wegen einer läppischen Tasse
Weitere Kostenlose Bücher