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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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einem der zwei Finger auf die Spitze am Kronkorken, die sich durch das Knicken gebildet hatte. Er nickte zufrieden. Nun konnte das Kunststück offenbar beginnen.
    Er deutete an, den Kronkorken durch das Glas in die Flasche befördern zu wollen. Dazu feuerte er die Zuschauer an, ihn mit Applaus zu unterstützen. Der rhythmische Applaus, angetrieben von seinen Gesten, wurde immer schneller und schneller. Er setzte an und ... Der Applaus ebbte vor lauter gespannter Erwartung augenblicklich ab. Er schüttelte den Kopf und gab zu verstehen, ihn erneut anzufeuern. Das Publikum war daraufhin außer sich und noch wilder als zuvor. Und nun ließ er tatsächlich den Kronkorken auf den Flaschenboden prallen. Ein leises Klimpern ertönte in der ungezügelten Anfeuerung. Und siehe da, der rote Kronkorken befand sich in der Flasche. Er hielt die Flasche stolz in die Höhe. Frenetischer Beifall. Immer wieder klingelte er mit dem Kronkorken, der sich in der Flasche befand. Als Beweis, dass er ihn nicht vielleicht von oben hineingesteckt hatte, drehte er die Flasche um. Der Kronkorken konnte nicht herausfallen, weil er zu breit war, um durch die Öffnung zu passen.
    „Er muss ihn tatsächlich durch das Glas befördert haben“, staunte Schüssli, der sich diesen Trick nicht hatte entgehen lassen.
    „Blödsinn“, raunte Slinkssons.
    „Und was hat unser Meistermagier dann für eine Erklärung?“, fragte von Stein.
    „Es ist ganz einfach“, sagte Slinkssons. „Er hat die Flasche immer nur in der einen Hand gehalten. An dieser Hand hatte er einen Ring, richtig?“
    „Richtig“, sagte von Stein.
    „Dieser Ring war magnetisch. Mit Magnetismus sollten sie sich ja auskennen.“
    „Ein zweiter Kronkorken befand sich in der Flasche“, sagte Schüssli aufgeregt.
    „Schlaues Kerlchen“, sagte Slinkssons. „So konnte er auch die Flasche umdrehen, um zu beweisen, dass sie leer war. Dabei wurde der Kronkorken innen in der Flasche vom magnetischen Ring gehalten. Das war also nur ein Täuschungsmanöver, um uns glauben zu machen, dass nichts weiter in der Flasche war. Und als der Kronkorken in die Flasche fallen sollte, hat er den Finger mit dem magnetischen Ring einfach abgespreizt, sodass die Magnetwirkung zu schwach wurde und er herunterfiel. Deswegen auch das Klimpern, als der Kronkorken angeblich durch den Boden stieß. Außerdem stand er nicht zufällig vor einer Wand. Niemand sollte von hinten in seiner hohlen Hand den versteckten Kronkorken sehen können.“
    „Und wie hat er ihn dann vorher in die Flasche gebracht?“, fragte von Stein, dem es offenbar Spaß machte, dieses Spiel zu spielen. „Er war doch viel zu breit.“
    „Ganz einfach. Er hat den Kronkorken reingesteckt und dann in der Flasche wieder aufgebogen, sodass er nicht mehr herauskonnte. Den Kronkorken in seiner anderen Hand hat er einfach verschwinden lassen. So war die Illusion perfekt.“
    „Nicht schlecht, mein lieber Slinkssons“, sagte Professor Carlsen.
     
    Sie bewegten sich langsam in Richtung Ausgang des Platzes, als eine weitere Attraktion ihre Aufmerksamkeit erregte. Es war ein Fakir, der ein Schwert hielt.
    „Will er es schlucken?“, fragte Laima.
    „Das will ich sehen“, sagte Schüssli.
    „Nein, ich glaube, er will es sich durch die Zunge stecken“, sagte von Stein.
    „O nein, dann will ich es doch nicht sehen“, sagte Schüssli und wandte sich ab.
    „Hiergeblieben!“, sagte Sam und packte ihn hinten am Kragen.
    Der Fakir nahm das dünne Schwert. Er ließ einige der Umstehenden die Spitze prüfen. Unter nervösem Lachen und aufgeregtem Schreien wurde klar, wie gefährlich und scharf die Waffe war.
    „Er selbst scheint völlig ruhig und furchtlos zu sein“, sagte von Stein.
    „Vielleicht ist er bereits in Trance. Dann verspüren Fakire doch keine Schmerzen mehr, oder?“, sagte Schüssli.
    „Vielleicht sollten wir dich auch mal in Trance versetzen“, sagte Sam, der Schüssli immer noch am Kragen hielt.
    „Nein, nein, ich will das nicht sehen. Mir wird schlecht“, protestierte er.
    Sam ließ ihn angewidert los.
    Schüssli hielt sich die Hände vor die Augen, sah aber zwischen den gespreizten Fingern hindurch.
    „O mein Gott, er tut es wirklich“, sagte er, als der Fakir unter dem Aufschrei der Menge die Klinge an seine Zunge setzte.
    Mit der einen Hand hielt er die Zungenspitze. Mit der anderen drückte er das Schwert von unten gegen die Zunge. Der Fakir verzog trotz aller Gelassenheit vor Schmerz sein Gesicht.
    „Es scheint

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