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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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dachte Laima. Dennoch blieb ihr nichts weiter übrig, als Stein um Stein hinabzusteigen. Alle Grübeleien würden ihr nichts nützen. Weder Gedanken über ihre möglicherweise beschädigte Ausrüstung noch über den Tod, der unter ihnen lauerte.
     
    Je weiter sie hinunterstiegen, umso unebener wurde der Weg. Die natürlichen Stufen lösten sich immer mehr auf. Es wurde weniger steil und sie merkten, dass sie der Talsohle näher kamen. Dafür war es umso umständlicher, über die immer größer werdenden Steinbrocken zu klettern. Mühsam mussten sie sich ihren Weg hinunterbahnen. Es glich mehr einem über die Felsen Hinabrutschen als einer Bergtour. Jeder einzelne Fels wurde zur Herausforderung. Die Ersten die hinabstiegen waren meist von Stein und der junge Dropa, aus dem sie immer noch nicht seinen Namen herausbekommen hatten.
    Danach war die Reihenfolge der Absteigenden so gestaffelt, dass die Schwereren wie Sam und Figaro Slinkssons dem Professor halfen, hinunterzusteigen. So sparten sie ihre Kräfte. Sie kamen nur langsam voran, sodass sie bis zum Abend knapp oberhalb des Wasserlaufs angelangt waren. Die Dämmerung brach herein.
    „Ich denke, wir sollten für heute hier unser Lager aufschlagen“, sagte von Stein. „Bis hinunter ans Wasser würden wir sicherlich noch ein bis zwei Stunden brauchen.“
    „Ich fühle mich total fertig“, sagte Schüssli, und Professor Carlsen und Sam schnauften zustimmend.
    „Außerdem erscheint es mir auch sicherer, nicht direkt am Wasser zu kampieren, um nicht von einem plötzlichen Wasseranstieg des Flusses überrascht zu werden“, sagte von Stein.
    „Ja, im Dunkeln weiter abzusteigen macht keinen Sinn“, sagte Slinkssons. „Ein wärmendes Feuer werden wir wohl nicht zusammenkriegen in dieser kahlen Einöde.“
    „Dort unten am Fluss liegt zwar jede Menge Treibholz, aber ich glaube nicht, dass einer von uns damit bis zum Morgengrauen wieder zurück wäre“, sagte von Stein.
    „Unsere Schlaffelle werden das Einzige sein, das uns vor dem Frieren schützt“, sagte Laima und rollte ihrs aus, um es sich umzulegen.
    Sie teilten noch etwas von ihren Vorräten, während sich die Nacht über sie legte. Der klare Sternenhimmel zeigte sich. Laima fror und es dauerte lange, bis ihre Sachen sich nicht mehr völlig nass anfühlten. Schweigend hatte sich jeder hingelegt. Niemand konnte einschlafen. Auch Laima nicht, obwohl sie müde war.
    Sie hatte sich das Schlafen unter freiem Himmel immer romantisch und schön vorgestellt. Natürlich hatte sie oft gezeltet. Aber ganz ohne Dach fühlte sie sich ausgeliefert. Der Sternenhimmel, so schön er auch war, spiegelte ihre Verlorenheit. Sie kam sich winzig wie ein Staubkorn vor. Die Berge um sie herum lagen in tiefer Finsternis.
    Sie erschrak. Ein Stein fiel in der Ferne. Es dauerte mehrere Sekunden, bis er irgendwo im Tal liegenblieb. Wer hatte ihn ins Rollen gebracht? Hatte er sich von selbst gelöst? Die Geräusche wirkten, wenn sie auch weit weg sein mochten, durch die Beschaffenheit des Tals ganz nah. Sie lauschte in die Stille. Nichts. Oder bewegte sich doch etwas im Dunkel der Nacht? Schleichend leise? Gleitend wie eine Schlange? Lautlos, um aus der Dunkelheit zu schnellen und seine Zähne blitzartig in sein Opfer zu schlagen? Lauerte das Untier dort draußen auf sie? War es möglicherweise ganz nah neben ihr? Alles um sie herum war schwarz. Sie konnte nicht einmal ihre eigene Hand sehen. Ihre Augen starrten in die Nacht. Bewegte sich dort etwas? Oder spielten ihre überspannten Nerven ihr einen Streich?
    Das Schlagen von Hufen ließ ihr fast das Herz stehen. Ein pfeifender Tinnitus in ihren Ohren setzte ein, der es ihr unmöglich machte, die Richtung zu bestimmen, aus der das Geräusch kam. Wild drehte sie sich hin und her und versuchte verzweifelt etwas in der Dunkelheit zu erkenne. Sie hatte den Eindruck, dass auch die Anderen sich aufgerichtet hatten.
    „Das sind nur ein paar wilde Bergziegen“, hörte sie von Steins Stimme durch das Pfeifen in ihren Ohren, das langsam verschwand, je mehr sie sich entspannte.
    Die kühle Feuchtigkeit, die vom Fluss aufstieg, wurde zu einer beißenden Kälte auf ihrem Gesicht. Trotzdem überkam sie mit einem Mal der Schlaf und riss sie hinfort. Sie träumte von Geiern, die sie packten, auf sie hackten. Stücke aus ihr herausrissen, ohne dass sie sich dagegen wehren konnte. Unter furchtbaren Schmerzen wand sie sich. War sie bereits tot? Warum tat es dann so unsagbar weh? Oder empfand man

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