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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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Schmerzen, obwohl man bereits gestorben war?
    Schweißnass wachte sie auf. Ihre Rippe hatte sich verklemmt und ihr Arm war auf dem harten Untergrund eingeschlafen. Sie versuchte, durchzuatmen und ihre Rippe so zu befreien. Tief sog sie die kalte, feuchte Luft in ihre Lungen. So fest, dass mit einem heftigen Stich die Rippe nachgab. Langsam ebbte auch das Brennen ihres tauben Arms ab. Sie legte sich auf den Rücken. Der reale Schmerz machte aus ihrem Traum einen unheimlichen Spuk. Realität und Vorstellungswelt verschmolzen so, dass Laima das Gefühl bekam, weder der einen noch der andren entrinnen zu können.
    Was war das? Bewegte sich jemand oberhalb von ihr? Schlich der Mörder umher? Suchte er etwas? Sie lauschte angestrengt in die Nacht. Würde er kommen, ihr den Hals durchzuschneiden? Würde sie aufwachen und um sie herum wären alle tot? Waren sie es vielleicht schon? Aber wie würde der Mörder sich selbst aus dieser Lage befreien? Er wäre ebenso schutzlos der Natur und der Wildnis ausgeliefert wie sie. War er nicht auf die Hilfe der Anderen angewiesen wie jeder von ihnen?
    War es Thian? Er war seit Lukla dabei. Dort musste der Anschlag auf das Flugzeug vorbereitet worden sein. War es Slinkssons, wie sie vermutete? Oder war es am Ende der Pilot Ranjid Singh gewesen? In wessen Auftrag? Und warum hätte er sich von Stein offenbaren sollen, wenn er der Saboteur war?
    Der Gedanke, dass der Mörder, der es auf sie abgesehen hatte, sollte es Ranjid Singh gewesen sein, nicht mehr unter ihnen war, beruhigte Laima, sodass sie schließlich zurück in den Schlaf fand, ohne es selbst zu merken und ohne weitere Albträume. Zumindest keine, an die sie sich am folgenden Morgen erinnerte.
     
    Der Himmel war blau und die Sonne schien Laima direkt ins Gesicht. Alle Knochen taten ihr weh und sie lag noch eine Weile im Halbschlaf, um ihrem Körper Erholung zu verschaffen. Das Atmen der Anderen um sie herum gab ihr die Gewissheit, dass alle noch am Leben waren und sich die Albträume der Nacht nicht bewahrheitet hatten.
    So miserabel sich ihr Körper anfühlen mochte, empfand sie so etwas wie stille Freude und Dankbarkeit. Der Morgen war so hell und klar wie das Bergwasser, in dem sie tags zuvor gebadet hatte. Zwischen den Fellen war es einigermaßen warm. Sie wartete, bis einer nach dem anderen aufwachte. Der sonnige Tag wirkte sich auf alle belebend aus und neue Kraft strömte nicht nur durch Laimas Körper.
    „Frühstück?“, fragte Professor Carlsen, nachdem alle mehr oder weniger wach waren.
    „Ich glaube, getrocknetes Fleisch ist heute Morgen nicht das Richtige, danke“, sagte Laima.
    Die Männer, bis auf den Dropa, schälten sich dünne Scheiben vom Schinken. Laima nahm nur einen Schluck Wasser zu sich und fühlte sich trotz des Hungers frisch und gestärkt.
    „Dann machen wir uns mal auf“, sagte von Stein.
    „Auf zu unseren Sachen“, sagte Schüssli.
    „Und zu einem ordentlichen Mittagessen“, sagte Sam. „Dieser Ziegenschinken zum Frühstück, mittags und abends und wieder zum Frühstück kommt mir langsam zu den Ohren raus.“
    Laimas Knochen und die Gelenke erholten sich mit jeder Bewegung und schnell war mit dem schwindenden Schmerz die Erinnerung an die Nacht mit ihren Schatten ausgelöscht. Alles um sie herum erschien ihr bei Tag so normal und unbedrohlich, dass sie sich fragte, wie ihr Geist ihr solche wahnhafte Streiche spielen konnte.
    Der Fluss lag jetzt in greifbarer Nähe unter ihnen. Die Kletterei machte allen Spaß angesichts des nahenden Ziels. Das Rauschen des Wassers wurde immer lauter. Es brauste und schäumte wild zwischen den großen Felsen, und die Wogen und Strudel ließen die Wasseroberfläche brodeln und tanzen.
     
    Sie kamen am Fluss an. Der Stand des Wassers war, wie Gerold von Stein vorhergesagt hatte, zur Monsunzeit höher als gewöhnlich. Der Strom wirkte wild und bedrohlich kraftvoll. Sie stiegen vorsichtig über die feuchten Steine. An manchen Stellen der engen Schlucht mussten sie sich direkt an der steilen Felswand knapp oberhalb des reißenden Flusses bewegen. Die Wogen schlugen ihnen entgegen, als wollten sie die Mannschaft mit sich reißen.
    Dann öffnete sich das Tal und sie konnten unweit ihrer Position den wehenden Fallschirm erkennen, der sich immer wieder träge blähte und in sich zusammenfiel. Bald sahen sie auch die zweite Palette, die allerdings auf der anderen Seite des Flusses gelandet war. Laima hatte ein mulmiges Gefühl, wenn sie daran dachte, wie sie die

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