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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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richtete sich von Stein an die Gruppe. „Es sieht aus, als wolle der Junge um jeden Preis zurück. Er versteht nicht, was dort passiert ist. Wir ja auch nicht. Aber was sollen wir tun?“
    „Ich denke, wir müssen ihm wohl oder übel folgen, bis er verstanden hat, wie die Lage für alle Beteiligten ist“, sagte Slinkssons.
    „Ohne ihn stehen wir wesentlich schlechter dar“, sagte Sam.
    „Also ich will auch lieber mit dem Jungen gehen“, sagte Schüssli. „Ohne ihn sind wir doch verloren.“
    „Laima? Professor Carlsen?“
    „Ich denke auch, wir gehen mit ihm“, sagte Laima.
    Der Professor nickte.
    „Dann ist es beschlossene Sache. Kommando zurück.“
     
    Sie folgten dem Jungen, der ziemlich eilig unterwegs war. Er versuchte, sich der Geschwindigkeit der Gruppe anzupassen.
    War die Stimmung mit seinem Erscheinen besser geworden? Laima bezweifelte, dass die Sache gut ausging. Aber was hatten sie zu verlieren? Er war der Strohhalm, an den sie sich alle klammerten.
    Der Rückweg war schnell geschafft. Und ein seltsames Gefühl kam auf, als sie die Schlucht betraten. Es war als lauere etwas auf sie. Die Stille war unheimlich. War die Schlucht wirklich verlassen? Der junge Dropa wirkte nervös, als er niemanden erblickte. Er wurde immer schneller und fing schließlich an zu laufen. Er rief laut nach seinen Angehörigen. Niemand antwortete ihm. Er sah sich um. Wandte sich an die Gruppe und schleuderte ihnen einen Wortschwall in Dropa entgegen, von dem nicht zu sagen war, wie man ihn deuten sollte. Verzweiflung, Anklage, Wut?
    Dann sah er durch das Steintor, wie die Geier sich über die Reste der Leiche des Dropaolat hermachten. Er stürzte zu seinem toten Stammesführer. Tränen rannen ihm über das Gesicht. Er packte den kaum mehr erkennbaren Körper und schüttelte ihn. Vergebens. Der Schmerzensschrei hallte im ganzen Tal wider. Dann sah er die Spuren der Bisse, die nicht von den Geiern waren. Erschrocken stieß er den Körper von sich. Sein angsterfüllter und gleichzeitig zorniger Blick wanderte von einem zum anderen. Niemand fühlte sich wohl. Alle wirkten schuldig. Hatten sie das Ungeheuer hergebracht?
    Laima sah, wie der Junge mit sich kämpfte. Er wollte schreien, spucken oder davonlaufen. Aber er war klug und alt genug zu wissen, dass nichts davon an der Lage irgendetwas ändern würden. Er ging und untersuchte die Höhlen. Es dauerte eine Weile. Vielleichte hoffte er einen Hinweis oder eine Botschaft zu finden, die man ihm hinterlassen hatte. Als er zurückkam, schien er begriffen zu haben, dass sein Stamm geflohen war. Das milderte seinen Zorn und seine Skepsis. Nun versuchten Thian und von Stein, ihm erneut die Lage zu erklären, in der sie sich befanden.
    Es folgte ein längeres Gespräch, in dem sich der Dropa beruhigte. Von Stein trat an den Rand der Klippe und zeigte in die Tiefe der Schlucht, in der ihre Ausrüstung lag. Langsam und zögerlich näherte sich der Junge dem Rand der Felsen. Seine Zweifel verschwanden. Er fing an, zu erzählen. Lebhaft beschrieb er etwas. Von Steins Gesicht hellte sich bei Thians Übersetzung deutlich auf und allen wurde klar, dass es neue Hoffnung zu geben schien.
    Den Bewegungen und Gesten des Jungen nach, beschrieb er Thian gerade einen Weg. Möglicherweise den Weg ihrer Rettung.
    „Also, er hat sich bereit erklärt, uns zu führen. Ich habe ihm versucht klarzumachen, dass wenn von uns eine Gefahr für sein Volk ausgeht, der beste Weg ist, uns so schnell wie möglich loszuwerden“, sagte von Stein. „Er hat uns gesagt, er könne uns auf dieser Seite des Berges einen Weg zeigen, der in das Tal führt. Danach würde er uns verlassen und sich auf die Suche nach seinem Stamm machen. Ich habe ihm gesagt, dass uns damit sehr geholfen sei und wir bedauern, was vorgefallen ist.“
    Nach diesen Worten lief der Junge plötzlich davon.
    „Was ist denn jetzt?“, sagte Schüssli. „Sind sie sicher, dass sie auch alles richtig verstanden haben?“
    „Ich traue diesem Jungen nicht“, sagte Sam.
    „Da kommt der Bursche doch schon wieder, mein Lieber“, sagte Professor Carlsen. „Und sehen sie, er hat noch mehr von diesem Trockenfleisch aufgetrieben. Das ist doch ganz reizend.“
    „Vielleicht will er nur verhindern, dass wir anfangen an ihm zu nagen“, sagte Slinkssons.
    Sie schulterten ihre Sachen und den neuen Schinken, den der junge Dropa ihnen gebracht hatte. Dann führte er sie am Rand des Plateaus in die hintere, spitz zulaufende Ecke. Dort eröffnete sich

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