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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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zufrieden.
     
    Dann ließen sie ihn weiterfischen und machten sich daran, jemanden für die Überfahrt zu finden.
    „Du bist der Leichteste, Roger“, sagte von Stein.
    „Könnte man auch sagen, dass ich damit am leichtesten umkippe und wir den Schwersten nehmen sollten“, entgegnete er.
    „Da hast du auch wieder recht. Tiefgang ist hier von Vorteil für die Stabilität. Es sind Zweimannkajaks. Mit einem Seil sichern wir den Kapitän, mit dem andren das Boot. Slinkssons?“ Von Stein sah ihn an.
    „Na gut. Ich machs.“
     
    Sie trugen das aufblasbare Kajak über die Felsen zum Wasser.
    „Hey, Sam, unterbrich mal den Fischfang!“
    Mittlerweile hatte er bereits mehrere Fische neben sich auf dem Felsen liegen.
    „Wir brauchen deine Hilfe!“, rief Professor Carlsen.
    „Wir binden ein Seil um deine Hüfte, daran das Paddel, falls es dir aus der Hand gleiten sollte“, sagte von Stein zu Slinkssons. „Ein Seil ans Boot. Die Enden binden wir zur Sicherheit an den Felsen hier. Und wir halten dich und geben Seil nach. Du musst versuchen, durch die Strömung auf die andre Seite zu rudern. Wir müssen versuchen, dich zu halten, ohne dass die Strömung dich wegreißt.“ Von Stein klopfte ihm ermunternd auf die Schulter. „Selbst wenn du in den Bach fällst, ziehen wir dich einfach wieder raus. Kannst du schwimmen?“
    Slinkssons nickte.
    „Dann kann dir ja nichts passieren. Wenn du auf der andren Seite bist, knotest du das Seil um einen Felsen und wir ziehen dich mit der ersten Ladung wieder rüber.“
    „Das klingt nach einem Kinderspiel. Wie am Schnürchen. Warum werde ich nur das Gefühl nicht los, dass dem nicht so ist?“, sagte Slinkssons.
    In Laimas Kopf wirkte das Zusammenspiel der Gruppe so harmonisch, dass sie sich nicht vorstellen konnte, dass einer von ihnen ein Verräter sein könnte und seine Rolle so perfekt spielte. Konnte man so gut lügen? Hatte Figaro Slinkssons gerade Angst, dass seine geheimen Pläne durchkreuzt werden könnten? Welches Ziel verfolgte er? Ihm war sichtlich unwohl, als er, wenn auch angeseilt, in das Schlauchboot stieg.
    Das aus Luftkammern bestehende, federleichte Kajak bockte wie ein Stier beim Rodeo, als sie es auf die Wasseroberfläche setzten. Sie hatten Mühe es mit einem Mann vorn und einem hinten überhaupt festzuhalten, damit Slinkssons einsteigen konnte. Hinzu kam, dass keiner von ihnen Erfahrung mit Booten oder auch nur Schlauchbooten hatte. Laima erinnerte sich an die Sommerurlaube am Meer. Schon die Wellen der Ostsee waren in so einem schlüpfrigen Gefährt ein Abenteuer. Sie hatte die Unberechenbarkeit des Bootes auf den Wellen immer geliebt. Es war ein Spiel. Aber jetzt hing von der Kontrolle über das Boot der Erfolg einer Mission ab. Es war kein Spiel mehr. Jede ungelenke Bewegung brachte das Boot zum Kentern. Einmal war sie bei ihrem Onkel, der ein leidenschaftlicher Ruderer war, allein in einem der schmalen Sportboote gefahren. Prompt war sie umgekippt und hatte sich mit dem Boot auf den Rücken gedreht. Das war im Sommer gewesen, auf einem warmen See. Das Wasser hier spritzte ihr ins Gesicht. Es war eiskalt, obwohl Sommer war. Aber Bergflüsse hatten die Angewohnheit, zwischen Sommer und Winter wenig Unterschied zu machen.
    Mit gemeinsamen Anstrengungen hatte es Figaro Slinkssons schließlich geschafft und saß etwas blass mit einem Paddel in der Hand im Boot. Laima, Sam, Thian und der Professor hielten das Seil fest, das zur Sicherheit an einen Felsen gebunden war. Von Stein und Schüssli waren am Boot.
    „Dann allzeit gut Fahrt“, sagte von Stein. „Leinen los!“
    Und sie stießen Slinkssons ab.
    Unsicher tauchte er sein Paddel ein. Die Strömung zog stark am Boot und am Seil. Von Stein und Schüssli packten mit an.
    „Das ist ein dicker Fisch an der Angel“, sagte Sam. „Wenn der uns mal nicht durch die Lappen geht.“
    Slinkssons kämpfte sich durch die Wellen. Das Kajak tanzte auf und ab. Erst jetzt mit dem Boot konnte man merken, wie stark die Strömung wirklich war.
    „Schön festhalten“, sagte Sam. „Langsam ein bisschen Leine lassen.“
    Es war überhaupt nicht einfach festzuhalten und gleichzeitig Seil nachzugeben.
    „Wie Tauziehen“, sagte Professor Carlsen und schnaufte.
    „Festhalten und nicht quatschen. Wir sind schließlich keine Frauenmannschaft“, sagte von Stein.
    „Was soll das bitte heißen?“, sagte Laima.
    „Na ja, mit Roger und dir sind wir fast eine“, sagte Sam.
    Schüssli trat Sam von hinten mit voller Wucht

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