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Die Wesen (German Edition)

Die Wesen (German Edition)

Titel: Die Wesen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Lux
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Schüssli in Schutz nehmen oder seine eigene dumme Bemerkung damit verschweigen. Es hatte den Anschein, als wolle er Slinkssons schonen und gleichzeitig die Stimmung zwischen den Gruppenmitgliedern nicht weiter aufschaukeln. Es war ein Punkt erreicht, an dem der Spaß aufhörte. Ein Leben hatte auf dem Spiel gestanden.
    Sie kramten Rettungsdecken aus der Ausrüstung und wickelten den zitternden Slinkssons so fest ein, wie es nur ging. Laima und Schüssli machten Feuer für einen heißen Tee. Erst als er eine ganze Zeit dicht am Feuer gesessen und seine zweite Tasse getrunken hatte, nahmen Slinkssons vor Kälte blau angelaufenen Lippen wieder ihre natürliche Farbe an.
    „Wir sollten einen zweiten Versuch wagen“, sagte Sam. „Ich melde mich freiwillig.“
    „Bist du lebensmüde?“, sagte Slinkssons. „Ich war da draußen. Auf einem wilden Stier zu reiten wäre leichter, als über diesen verdammten Fluss zu kommen.“
    „Ich werde auch nicht allein fahren.“
    Alle Blicke wanderten zu Schüssli.
    „O nein! Nein, nein“, wehrte er ab.
    „Das wird auch nicht nötig sein. Wir werden einen schwereren Mann brauchen. Ich dachte, man könnte zwei Schlauchboote nebeneinanderbinden. So wäre es stabiler und die Gefahr des Umkippens nicht so groß. Wenn sie mir assistieren würden, Professor?“
    „Warum nicht?“, sagte Professor Carlsen und nickte. „Es klingt zumindest besser als der erste Versuch.“
    „Ansonsten seilen uns die Anderen ab wie gehabt“, sagte Sam. „Vielleicht über einen Felsen als Winde. Nur diesmal binden wir das Seil nicht mehr fest an. Was denken sie, Gerold?“
    „Das sollte klappen. Auch wenn Figaro sich noch ausruhen muss und uns nicht unterstützen kann. Die Umlenkung über den Felsen halbiert die Last. Das sollte gehen.“
    „Ich packe mit an“, protestierte Slinkssons.
    „Das kommt in ihrem Zustand überhaupt nicht in Frage“, sagte von Stein.
    „Das sage ich als ihr Arzt aber auch“, sagte Professor Carlsen.
    „Mein Arzt, wie komme ich denn dazu?“
    „Sehen sie hier vielleicht irgendwo noch einen andren als mich, mein Lieber?“
    „Moralische Unterstützung ist auch wichtig“, sagte Laima.
    „Motivation ist alles“, sagte Sam.
    Die Idee eines hinterhältigen Mörders in ihrer Mitte kam Laima gerade ziemlich dumm vor. Sie hoffte, dass diese Theorie genauso hinfällig war wie all ihre andren Ängste auch.
    „Na, dann will ich mich mit einem Platz auf der Reservebank begnügen“, sagte Figaro Slinkssons.
    „Schließlich haben sie ihren Einsatz heute schon hinter sich“, sagte von Stein und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Wenn wir zur Nacht unsere Zelte und Schlafsäcke hätten, könnte der Tag noch einen wirklich versöhnlichen Abschluss finden. Auf ins Gefecht!“
    Voll neuer Hoffnung pumpten sie ein zweites Boot auf, vertäuten es mit dem anderen. Sam und der Professor bekamen jeder ein Paddel und sie ließen das Gefährt zu Wasser.
    Sam hatte es deutlich schwerer in das äußere der beiden Boote zu klettern. Aber er war der Kräftigere von beiden und sollte der Schlagmann sein, der das Floß auf die andere Seite schaffen musste. Die Andren legten die Leine um einen Felsen, der nicht allzu weit vom Ufer stand. Es war viel leichter als beim ersten Versuch, auch wenn Laima deutlich die Anstrengung in allen Fasern ihres Körpers spürte. Das Floß tanzte auf den Wellen wie zuvor Figaro Slinkssons Boot, aber die zusammengeschnürte Konstruktion erwies sich als wesentlich stabiler. Es sah aus, als machte es Professor Carlsen sogar Spaß, mit den Wellen auf und ab zu schaukeln, während Sam ‚The Rock’ Jackson verbissen paddelte.
    Mit jedem Stich ins Wasser gaben sie den Booten mehr Leine. Professor Carlsen und Sam drifteten weit den Fluss herunter. Die Leine wurde immer kürzer, viel blieb nicht mehr.
    „Was machen wir jetzt?“, sagte Schüssli. „Wir können ja nicht loslassen, oder?“
    „Auf keinen Fall“, sagte von Stein. „Wir müssen ziehen und Sam und der Professor müssen rudern und es irgendwie ans Ufer schaffen.“
    „Noch zwei Meter Seil vielleicht. Dann können wir sie nicht mehr halten.“
    Sam und der Professor ruderten jetzt wie wild. Die Strömung war mörderisch. Sie waren fast an der anderen Seite, aber es wäre Wahnsinn gewesen, aus den Booten ins Wasser zu steigen.
    „Ziehen, sonst entgleiten sie uns“, schrie von Stein. „Ziehen!“
    Auf der anderen Seite war das Floß zum Greifen nah an den Felsen.
    „Ich schaffe es nicht

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