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Die Wespenfabrik

Die Wespenfabrik

Titel: Die Wespenfabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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mir als
feststehende Schleuder zu Verteidigung des südlichen Zugangs zur
Insel gedient. Später, wie auch jetzt, hatte man von ihm einen
Ausblick über den breiten Meeresarm und den graublauen Schlamm
mit dem wie angefressen aussehenden Wrack eines alten Fischerkahns,
der daraus hervorragt.
    Nach der Erzählung über den Alten Saul setzte ich die
Schleuder für einen anderen Zweck ein, und der Baum wurde Der
Killer; die Geißel für Hamster, Mäuse und
Frettchen.
    Ich weiß noch, daß man damit einen faustgroßen
Stein mit Leichtigkeit über den Meeresarm und mindestens zwanzig
Meter weit in den welligen Boden des Festlandes schleudern konnte,
und wenn ich mich einmal in seinen natürlichen Rhythmus
eingefügt hatte, konnte ich alle zwei Sekunden einen Schuß
abgeben.
    Ich konnte die Richtung innerhalb eines Winkels von sechzig Grad
beliebig bestimmen, je nachdem, wie ich den Schößling nach
unten und zur Seite bog. Ich benutzte nicht alle zwei Sekunden ein
kleines Tier, sondern beschränkte mich auf einige wenige pro
Woche. Sechs Monate lang war ich der beste Kunde in der Tierhandlung
von Porteneil, da ich jeden Samstag hinging und mir ein paar Tiere
kaufte, und außerdem kaufte ich im Spielwarenladen einen Satz
Federbälle. Ich bezweifle, daß irgend jemand außer
mir zwischen beidem einen Zusammenhang sah.
    Das alles diente natürlich einem bestimmten Zweck; ich tue
kaum etwas, bei dem das nicht der Fall ist, so oder so. Ich war auf
der Suche nach dem Schädel vom Alten Saul.
     
    Ich warf das Kerngehäuse des Apfels über den Meeresarm;
es plumpste mit einem tiefen befriedigenden Schmatzen in den Matsch
am anderen Ufer. Ich beschloß, daß es an der Zeit sei,
einen gründlichen Blick in den Bunker zu tun, und setzte mich
entlang des Uferwalls im Laufschritt in Bewegung; bei der
südlichsten Düne schwenkte ich in Richtung der alten
Pillenschachtel ab. Ich blieb stehen, um die Küste zu
betrachten. Es schien dort nichts Interessantes zu geben, doch ich
erinnerte mich an die Lektion vom Tag zuvor, als ich stehengeblieben
war, um in die Luft zu schnuppern und alles in Ordnung gefunden
hatte, und zehn Minuten später war ich in einen Ringkampf mit
einem Kamikaze-Kaninchen verwickelt, also trabte ich vom Hang der
Düne weg hinunter zu dem Streifen Unrat, den das Meer
angespült hatte.
    Es war eine Flasche darunter. Ein sehr harmloser Feind, dazu noch
leer. Ich ging an den Rand des Wassers und warf die Flasche hinaus.
Sie trudelte und landete mit dem Hals nach oben zehn Meter weit
draußen. Die Flut hatte die Kieselsteine noch nicht
überflutet, also nahm ich eine Handvoll davon auf und warf sie
der Flasche nach. Die Entfernung war gering genug, daß ich den
Unter-Arm-Stil anwenden konnte, und die Kieselsteine, die ich
ausgewählt hatte, waren alle ungefähr von der gleichen
Größe, so daß mein Geschoß sehr zielgenau
einschlug: vier Treffer innerhalb Spritzweite und ein fünfter
direkt am Hals der Flasche. Wirklich ein unbedeutender Sieg, denn die
entscheidende Niederlage der Flaschen war vor langer Zeit besiegelt
worden, kurz nachdem ich zu werfen gelernt hatte, als mir zum
erstenmal klar wurde, daß das Meer der Feind ist. Es forderte
mich dennoch immer noch von Zeit zu Zeit erneut heraus, und ich war
nicht in der Stimmung, auch nur den geringsten Übergriff auf
mein Territorium zu dulden.
    Die Flasche sank, ich ging zu den Dünen zurück, stieg
auf den Gipfel derer, unter der der Bunker zur Hälfte begraben
war, und blickte mit meinem Fernglas in alle Richtungen. Die
Küste war klar, auch wenn es das Wetter nicht war. Ich ging
hinunter zum Bunker.
    Ich habe die Stahltür vor Jahren schon repariert, indem ich
die rostigen Scharniere wieder gängig machte und die
Führung für den Bolzen geradebog. Ich holte den
Schlüssel für das Vorhängeschloß heraus und
öffnete die Tür. Im Innern war der vertraute Geruch nach
Wachs und Verbranntem. Ich schloß die Tür und lehnte einen
Holzklotz dagegen, dann blieb ich eine Weile stehen und wartete, bis
sich meine Augen an das Dämmerlicht und mein Geist an die
Ausstrahlung des Ortes gewöhnt hatten.
    Nach einer gewissen Zeit konnte ich einigermaßen sehen dank
des Lichtschimmers, der durch das Sackleinen hereinfiel, mit dem die
beiden schmalen Schlitze, die einzigen Fenster des Bunkers,
verhängt waren. Ich nahm meine Schultertasche und das Fernglas
ab und hängte sie an Nägel, die in den leicht
bröseligen Beton geschlagen waren. Ich nahm die Blechbüchse
mit den

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