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Die Wespenfabrik

Die Wespenfabrik

Titel: Die Wespenfabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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wieder macht, die er früher
angestellt hat. Ich weiß, daß er zurückgehen
muß, selbst wenn er nichts anstellt, aber ich würde ihn
gern sehen. Ich will beides, verstehst du, was ich meine?«
    »Ja, ja. Wird schon alles okay werden. Ich bin
überzeugt, am Ende kommt alles in Ordnung. Mach dir keine
Sorgen!«
    »Ich mach mir keine.«
    »Gut. Also, ich kauf mir jetzt ’n paar Gläser
Betäubungsmittel in den ›Arms‹. Hast du Lust zu
kommen?«
    »Nö, danke. Ich bin ziemlich müde. Ich bin heute
morgen sehr früh aufgestanden. Vielleicht besuche ich dich
morgen.«
    »Prima. Na ja, laß es dir gutgehen und so. Bis dann,
Frank.«
    »Okay, Jamie, ciao.«
    »Ciao«, sagte Jamie. Ich legte auf und ging hinunter, um
den Fernseher auf etwas Sinnvolleres umzuschalten, kam jedoch nicht
weiter als bis zum Fuß der Treppe, als das Telefon erneut
klingelte. Ich ging wieder hinauf. Unterdessen durchfuhr mich eine
Ahnung, daß es Eric sein könnte, doch es ertönte kein
Piepsen. Ich grinste und sagte: »Ja? Was hast du
vergessen?«
    »Vergessen? – Ich habe überhaupt nichts
vergessen! Ich erinnere mich an alles! Alles!« brüllte eine vertraute Stimme am anderen Ende der
Leitung.
    Ich erstarrte, schluckte und sagte: »Er…«
    »Warum beschuldigst du mich, Dinge zu vergessen? Was soll ich denn vergessen haben? Was denn? Ich habe nichts vergessen!« Eric japste und stotterte.
    »Eric, es tut mir leid! Ich dachte, es wäre jemand
anderes!«
    »Ich bin ich!« brüllte er. »Ich bin
niemand anderes! Ich bin ich! Ich!«
    »Ich dachte, es wäre Jamie!« jammerte ich und
schloß die Augen.
    »Dieser Zwerg? Du Mistkerl!«
    »Es tut mir leid. Ich…« Dann unterbrach ich mich
und dachte nach. »Was meinst du damit, ›dieser Zwerg‹?
Er ist mein Freund. Er kann nichts dafür, daß er klein
ist«, erklärte ich ihm.
    »Ach ja?« kam die Antwort. »Woher weißt du
das?«
    »Was meinst du mit ›woher weißt du das?‹ Er
kann doch nichts dafür, daß er so geboren ist!« sagte
ich und wurde immer ärgerlicher.
    »Du hast lediglich sein Wort dafür.«
    »Ich habe lediglich sein Wort wofür?« sagte
ich.
    »Daß er ein Liliputaner ist!« keifte Eric.
    »Wie bitte?« schrie ich, da ich meinen Ohren kaum
traute. »Ich kann sehen, daß er ein Liliputaner
ist, du Idiot!«
    »Er will, daß du das glaubst. Vielleicht ist er
in Wirklichkeit ein Außerirdischer. Vielleicht sind die
anderen seiner Sorte sogar noch kleiner als er. Wie kannst du wissen,
ob er nicht in Wirklichkeit ein außerirdischer Riese aus einer
sehr kleinen Rasse von Außerirdischen ist? He?«
    »Sei nicht blöd!« schrie ich ins Telefon und
umklammerte es schmerzvoll mit meiner verletzten Hand.
    »Na ja, sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!«
schrie Eric.
    »Keine Sorge!« schrie ich zurück.
    »Wie dem auch sei«, sagte Eric plötzlich mit so
ruhiger Stimme, daß ich einen Moment lang glaubte, jemand
anderes wäre in die Leitung geraten, und ich war ziemlich
überrumpelt, als er in ausgeglichenem, normalem Tonfall
weitersprach: »Wie geht es dir?«
    »He?« sagte ich verwirrt. »Ah… gut. Wie geht
es dir?«
    »Och, nicht schlecht. Bin bald dort.«
    »Was? Hier?«
    »Nein, dort. Herrje, die Verbindung kann doch auf
diese kurze Entfernung nicht so miserabel sein, oder?«
    »Welche Entfernung? He? Kann sie es sein oder nicht? Wie soll
ich das wissen?« Ich legte mir die freie Hand auf die Stirn und
bekam das Gefühl, als ob ich völlig den Faden des
Gesprächs verlöre.
    »Ich bin bald dort«, erklärte Eric
müde, mit einem leisen Seufzen. »Nicht bald hier. Hier bin ich jetzt schon. Wie könnte ich dich sonst von hier
anrufen?«
    »Aber wo ist ›hier‹?« fragte ich.
    »Willst du damit sagen, daß du schon wieder nicht
weißt, wo du bist?« rief Eric ungläubig. Ich
schloß erneut die Augen und stöhnte. Er fuhr fort:
»Und du beschuldigst mich, Dinge zu vergessen!
Ha!«
    »Hör zu, du bescheuerter Blödmann!« kreischte
ich in das grüne Plastik, während ich es fest umklammerte,
so daß mir ein stechender Schmerz in den Arm fuhr und ich
spürte, wie sich mein Gesicht zusammenzog. »Ich bin es
leid, daß du mich hier anrufst und mit Absicht Unsinn
daherredest. Hör endlich auf mit diesem
Scheiß-Spiel!« Ich schnappte nach Luft. »Du
weißt verdammt genau, was ich meine, wenn ich dich frage, wo
›hier‹ ist. Ich will wissen, zum Teufel, wo du bist! Ich weiß, wo ich bin, und du weißt, wo ich bin.
Hör jetzt endlich auf, mich zu verarschen, okay?«
    »Hm. Klar,

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