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Die Wespenfabrik

Die Wespenfabrik

Titel: Die Wespenfabrik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Frank«, sagte Eric und hörte sich dabei
sehr gleichgültig an. »Tut mir leid, wenn ich dich gegen
den Strich gebürstet habe.«
    »Also…«, fing ich wieder an zu schreien, gewann
dann jedoch die Beherrschung über mich und wurde leiser, schwer
atmend. »Also… du sollst… einfach nicht so mit mir
umgehen. Ich habe dich nur gefragt, wo du bist.«
    »Ja, ja, schon gut, Frank; ich verstehe dich«, sagte
Eric unbeeindruckt. »Aber ich kann dir wirklich nicht sagen, wo
ich bin, weil eventuell jemand mithört. Das siehst du doch
sicher ein, oder nicht?«
    »Okay, okay«, sagte ich. »Aber du bist nicht in
einer Telefonzelle, oder?«
    »Na ja, natürlich bin ich nicht in einer
Telefonzelle«, sagte er wieder in einem leicht gereizten
Tonfall; ich merkte, wie er sich um Selbstbeherrschung bemühte.
»Ja, du hast recht. Ich bin in jemandes Haus. Oder eigentlich
ist es mehr ein Häuschen.«
    »Was?« sagte ich. »Bei wem? In wessen
Haus?«
    »Das weiß ich nicht«, antwortete er, und ich
konnte geradezu hören, wie er die Achseln zuckte. »Ich
vermute, ich könnte es herausfinden, wenn es dich wirklich so
sehr interessiert. Interessiert es dich wirklich so sehr?«
    »Was? Nein. Doch. Ich meine, nein. Welchen Unterschied macht
das schon? Aber wo… ich meine, wie… ich meine, wen hast
du…?«
    »Sieh mal, Frank«, sagte Eric müde, »es ist
einfach nur das Ferienhäuschen von irgend jemandem oder eine
Wochenendzuflucht oder so was, verstehst du? Ich weiß nicht,
wem es gehört, aber, wie du so treffend bemerktest, es macht ja
keinen Unterschied, oder?«
    »Willst du damit sagen, du bist bei jemandem eingebrochen?« sagte ich.
    »Ja. Na und? Genauer gesagt, ich brauchte eigentlich gar
nicht einzubrechen. Ich fand den Schlüssel zum Hintereingang in
der Dachrinne. Was ist dagegen zu sagen? Es ist ein sehr nettes
kleines Häuschen.«
    »Hast du keine Angst, geschnappt zu werden?«
    »Kaum. Ich sitze hier im vorderen Zimmer und überblicke
die Auffahrt und ein ganzes Stück der Straße. Kein
Problem. Ich habe was Gutes zu essen, und es gibt ein Bad und ein
Telefon und einen Tiefkühlschrank – herrje, in den
könnte man einen Schäferhund packen – und ein Bett und
alles. Echter Luxus.«
    »Einen Schäferhund!« Meine Stimme
überschlug sich.
    »Nun ja, wenn ich einen hätte. Ich habe keinen, aber
wenn ich einen hätte, wäre er das, was ich darin
aufbewahren würde. Wie die Dinge liegen…«
    »Nicht«, unterbrach ich ihn, schloß erneut die
Augen und hielt die Hand hoch, als ob wir zusammen dort in dem Haus
wären. »Sag es mir nicht.«
    »Okay, dann nicht. Na ja, ich dachte einfach, ich rufe dich
mal an, um dich wissen zu lassen, daß es mir gutgeht, und zu
erfahren, wie es dir geht.«
    »Mir geht es bestens. Bist du sicher, daß bei dir auch
alles in Ordnung ist?«
    »Ja, mir ist es noch nie so gutgegangen. Ich fühle mich
einfach großartig. Ich glaube, das liegt an meiner
Ernährung; alles…«
    »Hör zu«, fiel ich ihm verzweifelt ins Wort,
während ich spürte, wie sich meine Augen weiteten, als ich
daran dachte, was ich ihn fragen wollte. »Du hast heute morgen
nicht zufällig etwas gefühlt, oder? So gegen
Sonnenaufgang? Irgendwas? Ich meine, einfach irgendwas? In dir
drin… ähm… hast du nichts in dir drin gefühlt?
Hast du etwas gefühlt?«
    »Was schwafelst du denn daher?« sagte Eric leicht
erzürnt.
    »Hast du heute morgen etwas gefühlt, sehr
früh?«
    »Was, um alles in der Welt, meinst du damit -›etwas
gefühlt‹?«
    »Ich meine, hattest du irgendeine Empfindung, ein inneres
Erlebnis; hast du heute im Morgengrauen irgend etwas
empfunden?«
    »Na ja«, sagte Eric mit gemäßigter Stimme und
langsam. »Komisch, daß du das
erwähnst…«
    »Ja? Ja?« sagte ich aufgeregt und brachte den Hörer
so dicht an meinen Mund, daß ich mit den Zähnen gegen die
Sprechmuschel stieß.
    »Absolut gar nichts. Der heutige Morgen war einer der
wenigen, von denen ich ehrlich sagen kann, daß ich nicht das
geringste empfunden habe«, informierte mich Eric in
liebenswürdiger Weise. »Ich habe geschlafen.«
    »Aber du hast doch gesagt, daß du nie
schläfst!« brauste ich wütend auf.
    »Herrje, Frank, niemand ist unfehlbar.« Ich hörte,
wie er in Lachen ausbrach.
    »Aber…«, setzte ich an. Ich schloß den Mund
und preßte die Zähne aufeinander. Und wieder mal
schloß ich die Augen.
    Er sagte: »Also, Frank, alter Kumpel, um ganz ehrlich zu
sein, das wird jetzt allmählich langweilig. Vielleicht rufe ich
dich

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